Der geplante Offshore-Windpark „Outer Dowsing“ löst bei führenden Energiekonzernen massive Bedenken aus. Ørsted und Equinor befürchten Wake-Verluste in Höhe von bis zu 361 Millionen Pfund – rund 422 Millionen Euro. Diese Verluste entstehen, durch vorgelagerte Anlagen die den Wind abschwächen wird und nachgelagerte Windparks dadurch deutlich weniger Strom produzieren. Der Standort des Projekts liegt in einem bereits stark genutzten Seegebiet, in dem zahlreiche bestehende Windkraftanlagen auf konstante Windverhältnisse angewiesen sind (windmesse: 17.04.25).
Energiekonzerne fordern neue Planungsgrundlagen
Die betroffenen Energiekonzerne sehen durch Outer Dowsing ihre Investitionen in der Nordsee gefährdet. Besonders problematisch erscheint der Standort, da er unmittelbaren Einfluss auf benachbarte Windparks nimmt. Diese sind auf gleichmäßige Strömungsverhältnisse angewiesen, um geplante Leistungen zu liefern und wirtschaftlich zu arbeiten. Strömungsverluste führen jedoch zu erheblichen Ertragseinbußen und gefährden die Wirtschaftlichkeit langfristiger Projekte.

Ørsted und Equinor drängen deshalb auf eine bessere Berücksichtigung solcher Effekte bei der Genehmigung neuer Offshore-Anlagen. „Wake-Verluste sind ein reales Risiko für die gesamte Branche und müssen bei der Standortwahl stärker beachtet werden“, heißt es von Seiten Ørsteds. Mit wachsender Dichte von Windkraftanlagen in europäischen Gewässern steigen technische Risiken und wirtschaftliche Unsicherheiten gleichermaßen.
Zielkonflikte im Offshore-Ausbau nehmen zu
Der massive Ausbau der Offshore-Windkraft in Europa bringt ungewollte Nebenwirkungen mit sich. Obwohl Windkraft auf See als Schlüsseltechnologie für die Energiewende gilt, zeigt der aktuelle Streit um Outer Dowsing, dass unkoordinierte Vorhaben andere Projekte gefährden können. Windparks beeinflussen sich gegenseitig, wenn keine übergreifende Planung erfolgt – mit drastischen Folgen für Leistung und Rendite.
Zwar setzen EU-Staaten auf ambitionierte Ausbauziele, doch fehlen vielfach klare Regeln zur Raumverteilung auf See. Der freie Wettbewerb führt nicht automatisch zu optimalen Lösungen, wie der aktuelle Konflikt zeigt. Ohne technische Koordination und strategische Flächenplanung steigt das Risiko ineffizienter Anlagenkonzentrationen – und damit auch finanzieller Schäden.
Energiekonzerne verlangen klare Standards
Die betroffenen Energiekonzerne fordern transparente, wissenschaftlich fundierte Standards für die Standortwahl neuer Offshore-Projekte. Nur so lässt sich verhindern, dass neue Windparks auf Kosten bestehender Strukturen entstehen. Unabhängige Berechnungen zu Wake-Effekten sollten verpflichtend in Planungsprozesse integriert werden, um wirtschaftliche Risiken frühzeitig zu erkennen.
Angesichts wachsender Konkurrenz um geeignete Flächen auf See dürfte die Position von Ørsted und Equinor viele Nachahmer finden. Projektentwickler, Investoren und nationale Behörden stehen zunehmend unter Zugzwang, um wirtschaftliche Verluste durch technische Konflikte zu vermeiden. Ein koordiniertes Vorgehen wird zum entscheidenden Faktor für den langfristigen Erfolg der Offshore-Windkraft.
Zukunftsfähiger Ausbau braucht Abstimmung
Die Lösung liegt in international abgestimmter Planung. Nationale Interessen dürfen nicht länger isoliert betrachtet werden, wenn sich Windparks über mehrere Wirtschaftszonen erstrecken. Ohne grenzüberschreitende Strategien lassen sich die ambitionierten Energieziele nicht wirtschaftlich erreichen. Der Fall Outer Dowsing zeigt exemplarisch, wie dringend Handlungsbedarf besteht.
Die Offshore-Windenergie steht an einem Scheideweg: Technologische Reife allein genügt nicht mehr. Nur wenn Politik, Behörden und Energiekonzerne gemeinsam Regeln für einen geordneten Ausbau festlegen, lässt sich die Transformation des Energiesystems erfolgreich und nachhaltig gestalten.
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