Deutschland will Wind-Leistung in Nordsee bis 2045 verachtfachen

Deutschland will seine Windkraftleistung in der Nordsee bis zum Jahr 2030 mehr als verdreifachen und bis 2045 sogar mehr als verachtfachen. Das sieht eine Erklärung vor, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Montag bei einem Gipfeltreffen in der belgischen Hafenstadt Ostende unterzeichnete. Neun europäische Länder vereinbarten dort einen massiven Ausbau ihrer Offshore-Leistung, um klimaneutral und noch unabhängiger von Russland zu werden (Deutschlandfunk: 24.04.23).


Europäische Staats- und Regierungschefs einigen sich auf ambitionierte Offshore-Windenergieziele

Die „Erklärung von Ostende“, auf die sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und acht weitere europäische Staats- und Regierungschefs einigten, sieht ambitionierte Ziele vor: Bis 2050 soll die gemeinsame Offshore-Leistung „auf mindestens 300 Gigawatt mehr als verdoppelt“ werden im Vergleich zu den bisherigen Plänen. Die Nordsee soll zum „grünen Kraftwerk Europas“ werden und Millionen Haushalte mit Strom versorgen.

Europäische Staats- und Regierungschefs einigen sich auf ambitionierte Offshore-Windenergieziele in der Nordsee
Europäische Staats- und Regierungschefs einigen sich auf ambitionierte Offshore-Windenergieziele in der Nordsee

„Deutschland wird bis 2030 mindestens 26,4 Gigawatt Offshore-Windenergie und bis 2045 mindestens 66 Gigawatt in der Nordsee errichten“, heißt es in der von Habeck unterschriebenen Erklärung der Energieminister. Bisher hat Deutschland rund acht Gigawatt Leistung installiert. Mit Dänemark, den Niederlanden und Belgien ist zudem ein gemeinsamer Offshore-Windpark geplant.

Europäische Staaten wollen Offshore-Windkraft bis 2050 verdoppeln

Dies soll laut Scholz zu dem deutschen Ziel beitragen, bis 2045 klimaneutral zu wirtschaften. Die Windenergie auf See habe „dafür ein ganz großes Potenzial“, betonte er in Ostende. Zugleich räumte er ein: „Der Ausbau der Windenergie an Land und auf hoher See ist in den letzten Jahren nicht mit dem Tempo vorangegangen, das wir gebraucht hätten.“ Auf deutscher und europäischer Ebene würden deshalb viele Gesetze geändert, „um genau dieses Tempo zu erreichen“.

An dem Gipfel nahmen Deutschland, Belgien, Dänemark, die Niederlande, Großbritannien, Irland, Frankreich, Norwegen und Luxemburg teil. Die Teilnehmerländer sind bei der Offshore-Windenergie sehr weit voneinander entfernt. An der Spitze steht Großbritannien mit rund 14 Gigawatt Leistung im vergangenen Jahr, Schlusslicht ist die Atomnation Frankreich mit lediglich 0,5 Gigawatt.

Auch EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen schritt in Ostende über den blauen statt wie üblich roten Teppich. Sie sagte, die ehrgeizigen Offshore-Pläne brächten „Wind in die Segel, während wir Kurs auf die Klimaneutralität nehmen“. Die EU will bis 2050 klimaneutral werden, ebenso wie Großbritannien.


EU-Gipfel in Ostende: Milliardenschwere Finanzhilfen für den Ausbau der Offshore-Windenergie gefordert

Von der Leyens Behörde hatte die nötigen Finanzmittel für das Ausbauziel 300 Gigawatt zuletzt auf 800 Milliarden Euro beziffert. Der Branchenverband WindEurope dringt auf milliardenschwere Finanzhilfen der öffentlichen Hand. „Nicht wenige Mittel fließen in die Innovation, aber auch in existierende Produktionsstrukturen muss investiert werden, um die Kapazität zu verdoppeln oder zu verdreifachen“, sagte Politikreferent Pierre Tardieu der Nachrichtenagentur AFP. An dem Gipfel nahmen mehr als 120 Unternehmen und andere Partner teil.

Der belgische Ministerpräsident Alexander De Croo nannte auch die Sicherheit ein wichtiges Gipfel-Thema. „Offshore-Windanlagen, Pipelines und Unterseekabel sind Spionage und Sabotage ausgesetzt“, sagte er unter Anspielung auf die Explosionen an den beiden Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee im vergangenen Jahr. Dafür ist eine engere Zusammenarbeit mit der Nato geplant.

Zum Auftakt hatten die Gipfel-Teilnehmer das knallrot lackierte Hochsee-Versorgungsschiff „Connector“ in Augenschein genommen, das im Hafen von Ostende vor Anker liegt. Der Gipfel sollte am Montagabend mit einem Arbeitsessen enden.

AFP

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