Der kürzlich veröffentlichte „Statistische Überblick über die Weltenergie 2023“-Bericht verdeutlicht die wachsenden Herausforderungen, denen sich das globale Energiesystem gegenübersieht. Den Bericht habenden die Energy Institute, KPMG und Kearney in Zusammenarbeit erstellt. Geopolitische Spannungen und Umweltkrisen belasten das System zunehmend. Trotz des Rekordwachstums erneuerbarer Energien sind die Kohlenstoff-Emissionen um 0,8 Prozent angestiegen. Dies steht im Widerspruch zu den Zielen des Pariser Übereinkommens steht, das eine Reduzierung der Emissionen vorsieht (cleanthinking: 27.06.23).
Weltweite Kohleförderung erreicht Rekordwert
Im vergangenen Jahr verzeichnete die weltweite Kohleförderung einen Anstieg um sieben Prozent und erreichte mit 175 Exajoule einen neuen Rekordwert. Laut dem Bericht „Weltenergie 2023“ sind China, Indien und Indonesien für 95 Prozent dieses Wachstums verantwortlich. Indonesien erhielt auf der Weltklimakonferenz eine finanzielle Zusage von 20 Milliarden US-Dollar von westlichen Ländern wie den USA, Japan und Deutschland. Diese wurden im Rahmen einer „Just Energy Transition Partnerschaft“ gewährt. Die Mittel sollen Indonesien dabei unterstützen, ab 2030 weniger CO₂-Emissionen zu verursachen.
China hingegen verzeichnet den größten Zuwachs im Bereich erneuerbarer Energien. Weltweit stieg die Nutzung von Wind-, Solar- und Biomassenenergie (ohne Wasserkraft) um starke 14 Prozent. Die Kapazität von Windkraft- und Solaranlagen wuchs um den Rekordwert von 266 Gigawatt. Dabei hat China den größten Anteil, mit 37 Prozent im Bereich Photovoltaik und 41 Prozent bei Windenergie.
Erneuerbare Energien ohne Wirkung? Öl, Gas und Kohle behalten Vorsprung
Gemäß einem Bericht der Industrie zur Weltenergie bleibt der Vorsprung von Öl-, Gas- und Kohleprodukten bestehen. Die Nutzung erneuerbarer Energien hat bisher keine Auswirkungen auf den weltweiten Verbrauch fossiler Brennstoffe. Trotz des größten Zuwachses bei erneuerbaren Energien von insgesamt 266 Gigawatt im Jahr 2022 konnte der Vorsprung von Öl, Gas und Kohle bei der Deckung des Großteils der Energienachfrage mit 82 Prozent weiterhin beibehalten werden. Dies geht aus dem am Montag veröffentlichten jährlichen Bericht der Industrie zur Weltenergie hervor (derstandard: 26.06.23).
Die weltweite Energienachfrage stieg um etwa ein Prozent an und verlangsamte sich im Vergleich zu den 5,5 Prozent des Vorjahres, blieb jedoch immer noch rund drei Prozent über dem Niveau vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019. Der Energieverbrauch stieg in den meisten Regionen an, außer in Europa. Der Einmarsch Russlands in die Ukraine im vergangenen Jahr führte zu Turbulenzen auf den Energiemärkten, was zu Rekordpreisen für Gas und Kohle führte.
Trotz Rekordzuwachs bei Wind- und Solarenergie steigen weltweite Treibhausgasemissionen weiter an
Juliet Davenport, Präsidentin des globalen Branchenverbands Energy Institute mit Sitz in Großbritannien, äußerte sich zu dem Bericht: „Trotz des anhaltenden starken Wachstums von Wind- und Solarenergie im Stromsektor sind die energiebedingten Treibhausgasemissionen weltweit erneut angestiegen. Wir bewegen uns immer noch in die entgegengesetzte Richtung zu den Zielen des Pariser Abkommens.“ Laut Wissenschaftlern müssen die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 um etwa 43 Prozent im Vergleich zu 2019 gesenkt werden, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Dieses Abkommen strebt eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius an.
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