Die Mineralölraffinerie Oberrhein, kurz „MiRO“, in Karlsruhe schränkt nach Angaben von Bloomberg die Lieferungen von Heizöl und Benzin an einige Kunden ein. Die Raffinerie ist Deutschlands größter Ölverarbeitungskomplex und versorgt einen Großteil Süddeutschlands mit Mineralölprodukten wie Benzin, Diesel, Heizöl, Propylen und Bitumen. Laut Wood Mackenzie läuft die Raffinerie seit Ende Dezember mit reduzierter Kapazität, da eine Rohölverarbeitungsanlage stillgelegt wurde. Laut einem Insider wird die Raffinerie das Verladen von Heizöl auf Lastwagen bis Anfang zur zweiten Januarwoche Woche einstellen. Einige Schiffstransporte von Benzin über den Rhein seien seit dem Jahreswechsel bereits storniert worden. Auf Anfrage wollte die Raffinerie hierzu aber keine weiteren Angaben machen. (Bloomberg: 04.01.23).
Die Raffinerie verlädt ihren hergestellten Kraftstoff hauptsächlich auf Tanklastzüge, die sie in ganz Süddeutschland verteilt. Die Raffinerie fertigt normalerweise täglich mehr als 1500 Tanklastzüge ab.
MiRO-Eigentümerstruktur: Russische Rosneft hält 24 Prozent
Die Deutschlandtochter von Rosneft, dem russischen Mineralölkonzern, hält 24 Prozent der Anteile an der MiRO in Karlsruhe. Andere Eigentümer sind: Esso (25 %), Shell (32,25 %), Philips 66 (19,75 %). In Karlsruhe kommt nur verhältnismäßig wenig russisches Öl an, im vergangenen Jahr betrug der Anteil 14 Prozent. Das ist eine vergleichsweise geringe Abhängigkeit von Russland – dementsprechend entspannt gab sich die MiRO bisher nach außen.
MiRO in Karlsruhe hat geringe Abhängigkeit von Russland durch Anschluss an TAL-Pipeline und Krisenplan
Die MiRO in Karlsruhe ist über die TAL-Pipeline, die in Norditalien beginnt, an das Öltransportsystem angeschlossen. Aufgrund dieser Anbindung und eines nicht-öffentlichen Konsortialvertrags, der Krisensituationen und Ausfälle regelt, halten Experten die Abhängigkeit der Raffinerie vom russischen Öl für relativ gering.
MiRO ist größte deutsche Erdölraffinerie und produziert auch Fernwärme für Karlsruhe
Die MiRO in Karlsruhe ist nach eigenen Angaben die größte Erdölraffinerie Deutschlands. 1.100 Beschäftigte verarbeiten dort Rohöl zu Mineralölprodukten wie Benzin, Diesel, Heizöl, Propylen und Bitumen. Die Raffinerie entstand 1996 aus der Fusion der früheren OMW und Esso-Raffinerie in Karlsruhe und versorgt seit elf Jahren rund ein Drittel aller Karlsruher Wohnungen mit Fernwärme.
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