Das grüne Wirtschaftswunder ist Realität – allerdings nur in China

Bundeskanzler Olaf Scholz versprach im Rahmen der Energiewende ein „grünes Wirtschaftswunder“ für Deutschland. Durch den Ausbau erneuerbarer Energien und neuer Technologien sollten die Wirtschaft gestärkt und zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Doch während der globale Jobboom in China und anderen Ländern der Welt floriert, zeichnet sich in Deutschland ein gegenteiliges Bild ab. Immer mehr Unternehmen verlagern ihre Produktion ins Ausland oder bauen Stellen ab – eine bittere Realität für das erhoffte Wirtschaftswunder (spiegel: 01.10.24).


China profitiert massiv vom globalen Jobwachstum

Eine aktuelle Studie der International Renewable Energy Agency (Irena) und der International Labour Organization (ILO) zeigt, dass es weltweit im Jahr 2023 rund 16,2 Millionen Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien gibt. China nimmt mit 7,4 Millionen Jobs fast die Hälfte der globalen Arbeitsplätze ein und führt damit den Sektor an. Massive Investitionen und günstige Produktionsbedingungen haben das Land zur Drehscheibe der erneuerbaren Energien gemacht. Während in China und Asien die Zahl der Arbeitsplätze weiter steigt, stagnieren sie in Deutschland – im Gegenteil, es droht ein Arbeitsplatzabbau.

Bundeskanzler Olaf Scholz versprach ein „grünes Wirtschaftswunder“ - dieses findet allerdings nicht in Deutschland, sondern in China statt
Bundeskanzler Olaf Scholz versprach ein „grünes Wirtschaftswunder“ – dieses findet allerdings nicht in Deutschland, sondern in China statt
Bild: AFP

In Deutschland leiden Unternehmen unter hohen Energie- und Lohnkosten, langen Genehmigungsverfahren und einer ausufernden Bürokratie, die sie im internationalen Wettbewerb benachteiligen. Insbesondere die hohen Energiekosten belasten die Industrie massiv und machen es deutschen Firmen schwer, international wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Kosten sind nicht nur das Ergebnis der Energiewende, sondern auch der langsamen Umstellung auf erneuerbare Energien, wodurch Strom aus fossilen Quellen weiterhin teuer bleibt.

Verlagerung von Produktion: Nordex und Siemens Gamesa als Beispiele

Angesichts dieser Herausforderungen verlagern immer mehr Unternehmen ihre Produktion ins Ausland, wo günstigere Bedingungen herrschen. Ein aktuelles Beispiel ist der Windkraftanlagenhersteller Nordex, der 2020 seine Rotorblatt-Produktion in Rostock schloss und nach Indien und Brasilien verlagerte. Rund 600 Arbeitsplätze in Deutschland gingen dadurch verloren. Auch Siemens Gamesa, einer der weltweit größten Hersteller von Windkraftanlagen, kündigte 2022 an, Stellen abzubauen und seine Produktion teilweise ins Ausland zu verlagern. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass selbst in der deutschen Windkraftbranche, die einst als Vorzeigemodell der Energiewende galt, immer mehr Arbeitsplätze verloren gehen.

Stellenabbau in Deutschland statt Jobwunder

Die Enttäuschung über den ausbleibenden grünen Jobboom in Deutschland wird besonders in der Windenergiebranche deutlich. Firmen wie Enercon haben in den letzten Jahren hunderte Arbeitsplätze abgebaut, da hohe Produktionskosten und stagnierende Auftragszahlen die Unternehmen in die Enge treiben. Lange Genehmigungsverfahren für neue Windparks erschweren die Planungssicherheit zusätzlich. Das gleiche Bild zeigt sich in anderen Bereichen der erneuerbaren Energien: Unternehmen wie Siemens und Nordex, die einst als Motor der deutschen Energiewende galten, streichen Jobs statt sie zu schaffen.


Der Untergang der deutschen Solarbranche

Ein aktuelleres Beispiel für den Niedergang der deutschen Solarbranche ist Sonnenstromfabrik. Das Unternehmen, das Solarmodule in Deutschland produzierte, stellte 2023 den Betrieb ein. Trotz hoher Qualität konnte Sonnenstromfabrik der Konkurrenz aus Asien, insbesondere China, nicht mehr standhalten. Ein weiteres Beispiel ist Bosch Solar Energy, das bereits 2020 nach jahrelangen Verlusten aus dem Solarmarkt ausgestiegen ist. Diese Entwicklungen zeigen, dass selbst etablierte Unternehmen angesichts der billigen Produktion und massiven staatlichen Unterstützung in China kaum Chancen haben, sich langfristig auf dem internationalen Markt zu behaupten. Der ehemalige Börsenstar SolarWorld ist schon vor Jahren vom Markt verschwunden. Aktuell gerät auch das börsennotierte SMA Solar in finanzielle Schwierigkeiten.

Hohe Energiekosten als Hemmschuh für den Standort Deutschland

Ein wesentlicher Grund für das stockende Jobwachstum in Deutschland sind die extrem hohen Energiekosten, die im Vergleich zu Ländern wie China, Indien oder den USA deutlich über dem Durchschnitt liegen. Dies belastet vor allem energieintensive Industrien, die durch die steigenden Strompreise unter Druck geraten. Unternehmen, die auf eine verlässliche und kostengünstige Energieversorgung angewiesen sind, sehen sich gezwungen, ihre Produktionsstätten ins Ausland zu verlagern, wo Strom günstiger und besser verfügbar ist. Deutschland droht, trotz seines technologischen Vorsprungs, im internationalen Wettbewerb zurückzufallen.

Während China seine Energieversorgung durch den Ausbau erneuerbarer Energien zunehmend günstiger gestaltet, bleibt Deutschland durch hohe Strompreise gebremst. Auch die langsame Umsetzung der Energiewende und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern führen zu einer hohen Belastung für die deutsche Industrie. Die Energiekosten tragen somit maßgeblich dazu bei, dass das „grüne Wirtschaftswunder“ in Deutschland bisher ausgeblieben ist.

Deutschland verliert den Anschluss an den globalen Jobboom

Die Zahlen aus China sind eindeutig: Dort entstehen Millionen neuer Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien. Im Gegensatz dazu verliert Deutschland in denselben Branchen zunehmend Arbeitsplätze. Die hohen Energiekosten machen es deutschen Unternehmen schwer, wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Kosten werden durch die langsame Umstellung auf erneuerbare Energien zusätzlich verschärft. Auch die komplizierte Bürokratie, wie zum Beispiel das Lieferkettengesetz, trägt erheblich dazu bei, dass Deutschland im internationalen Vergleich ins Hintertreffen gerät und der Druck auf die Unternehmen steigt. Hinzu kommt der internationale Wettbewerbsdruck, der besonders durch asiatische Länder, allen voran China, steigt.


Was Deutschland tun muss, um den Anschluss nicht zu verlieren

Um den drohenden Rückstand aufzuholen, braucht Deutschland dringend Maßnahmen, um die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern. Ohne eine signifikante Senkung der Energiekosten bleibt Deutschland als Standort für viele Unternehmen wenig attraktiv. Dies könnte dazu führen, dass das grüne Wirtschaftswunder in Deutschland weiterhin ausbleibt und weitere Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden.

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