Die wachsenden Kosten der Einspeisevergütung für Solarstrom belasten die deutschen Netzbetreiber stark. Allein in diesem Jahr belaufen sich diese Ausgaben auf rund 20 Milliarden Euro. Diese finanzielle Belastung trifft nicht nur die Netzbetreiber hart, sondern auch die Steuerzahler. Der Bund muss einspringen, wenn die Netzbetreiber die entstandene Differenz nicht selbst decken können. Um diese Herausforderung zu bewältigen, fordern Experten, darunter der Energieökonom Christof Bauer, die Einführung von Strafzahlungen. Diese Strafen sollen Solaranlagenbetreiber betreffen, die ihren überschüssigen Strom zu Zeiten negativer Strompreise ins Netz einspeisen. Dadurch soll der Anreiz verringert werden, Strom dann ins Netz zu geben, wenn er am wenigsten gebraucht wird. Dies könnte helfen, die hohen Kosten der Einspeisevergütung zu senken (fr: 23.08.24).
Experten warnen: 30-Milliarden-Euro-Kosten durch Solarstrom
Angesichts der steigenden Kosten fordern Experten eine Überprüfung der aktuellen Fördermechanismen. Christof Bauer, Energieökonom von der TU Darmstadt, prognostiziert ab 2026 jährliche Kosten von mindestens 30 Milliarden Euro, falls keine Korrekturen vorgenommen werden. Diese Entwicklung wird durch die zunehmende Anzahl von Stunden, in denen die Stromproduktion den Verbrauch übersteigt, angetrieben. Das Einspeisen in das Netz ist gesetzlich vorgeschrieben, unabhängig vom Wert des Stroms. Daher wird über eine schnelle Abschaffung der EEG-Förderung diskutiert. Neben Bundesfinanzminister Christian Lindner fordern auch Vertreter der Solarindustrie diese Maßnahme.
Sarah Müller, Geschäftsführerin des Solaranlagenanbieters Zolar, betont, dass in Zeiten, in denen Solarzellen die günstigste Energiequelle darstellen, die EEG-Förderung überflüssig ist. Sie fordert eine Vergütung zu Marktpreisen, um den Anreiz für das Einspeisen zu Zeiten negativer Strompreise zu minimieren. Dies könnte dazu führen, dass der Verbrauch von Solarstrom optimiert wird, anstatt Überschüsse ins Netz einzuspeisen.
Solarstrom speichern statt einspeisen? Warum eine simple Lösung an Regeln scheitert
Ein möglicher Ansatz wäre die Speicherung von überschüssigem Solarstrom in Batteriespeichern. Sarah Müller unterstützt diese Idee und weist darauf hin, dass 90 Prozent der Kunden von Zolar bereits Anlagen mit Speichern kaufen. Allerdings reicht diese Lösung allein nicht aus, da auch diese Speicher begrenzt sind und schließlich wieder ins Netz einspeisen müssen. Eine zusätzliche Option könnte die Förderung der E-Mobilität sein, da Elektroautos als mobile Speicher dienen könnten. Doch das sogenannte bidirektionale Laden steht vor regulatorischen Hürden, die es derzeit faktisch unmöglich machen.
Eine weitere regulatorische Hürde betrifft das Einspeisen von gespeicherten Solarstrom zu Zeiten höherer Nachfrage, beispielsweise abends. Laut Müller ist es aktuell nicht praktikabel, gespeicherten Strom ins Netz einzuspeisen. Diese Regelung verhindert, dass tagsüber erzeugter und gespeicherter Solarstrom in Zeiten höherer Nachfrage genutzt werden kann, was die Nutzung erneuerbarer Energien erhöhen würde.
Strafzahlungen für Solarstrom – Experten fordern drastische Maßnahmen gegen Netzüberlastung
Christof Bauer schlägt vor, Besitzer von Solaranlagen durch finanzielle oder technische Maßnahmen vom Einspeisen zu Zeiten negativer Strompreise abzuhalten. Seiner Ansicht nach benötigen wir „eine Pönale fürs Einspeisen“. Zudem müsse der Ausbau von erneuerbaren Energien mit dem Ausbau der Infrastruktur synchronisiert werden, um eine Destabilisierung des Stromnetzes zu verhindern. Aktuell fehlt es an der nötigen Übertragungskapazität, um den im Norden erzeugten Windstrom in den Süden zu transportieren.
Ein weiterer Vorschlag Bauers betrifft die flächendeckende Einführung von Smart Metern, um Einspeiser bei negativen Strompreisen zur Kasse zu bitten. Dadurch könnten bereits bei der Installation technische Voraussetzungen geschaffen werden, um das Einspeisen in ungünstigen Zeiten zu verhindern. Allerdings steht der Roll-out der Smart Meter in Deutschland noch am Anfang. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, wo der Großteil der Haushalte bereits ausgestattet ist, liegt die Quote in Deutschland bei unter einem Prozent.
Sarah Müller sieht die Einführung von Smart Metern als sinnvoll an, jedoch in Kombination mit verstärkter Aufklärung über Batteriespeicher. Diese könnten einen wichtigen Beitrag zur Entlastung des Stromnetzes leisten, wenn die Möglichkeit bestünde, gespeicherten Strom bei Bedarf ins Netz einzuspeisen. Die Einführung von Strafzahlungen hingegen sieht sie kritisch, da dies den Ausbau von Solaranlagen gefährden könnte.
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