ZF setzt auf Verlagerung nach Ungarn – Standort Saarbrücken vor dem Absturz

Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen plant die Verlagerung großer Teile der Produktion von Saarbrücken ins ungarische Eger. Betroffen sind vor allem ältere Automatikgetriebe und elektrische Achsantriebe. Ein internes Video, das der Saarbrücker Zeitung vorliegt, zeigt: Die Pläne stehen offenbar kurz vor der Umsetzung. In Saarbrücken wächst die Angst vor Massenentlassungen (saarbruecker-zeitung: 21.07.25).


Verlagerung nach Eger gefährdet tausende Jobs

ZF investiert massiv in das Werk Eger. Mit rund 100 Millionen Euro entsteht dort ein hochmoderner Standort. Die Produktion wandert ab, während die saarländische Belegschaft um ihre Zukunft bangt. Obwohl der Standort Saarbrücken noch rund 8.500 Menschen beschäftigt, droht ein Abbau in drastischem Ausmaß. Bereits 1.300 Stellen sind entfallen, nun stehen bis zu 4.500 weitere auf der Kippe.

ZF plant die Verlagerung von Teilen der Produktion nach Ungarn. Saarbrücken droht Jobabbau. Die IG Metall reagiert mit Protesten
ZF plant die Verlagerung von Teilen der Produktion nach Ungarn. Saarbrücken droht Jobabbau. Die IG Metall reagiert mit Protesten
Bild: ©ZF

Der Konzern schweigt, das Misstrauen wächst. Viele sehen in der schrittweisen Produktionsverlagerung ein bewusstes Vorgehen. Die Verlagerung betrifft laut interner Informationen vor allem Produkte, die ursprünglich langfristig in Saarbrücken gefertigt werden sollten.

Vertrauensbruch durch stillschweigende Entscheidungen

Die Belegschaft zeigt sich enttäuscht. In den letzten Jahren kam es zu Lohnverzicht, erhöhter Flexibilität und Verzicht auf Ansprüche – stets mit dem Ziel, den Standort zu erhalten. Nun steht all das infrage. „Wir sind emotional erschüttert“, betont ein Betriebsrat im internen Video. Der Vorwurf: Die Konzernführung hat ohne Rücksprache entschieden.

Erstmals fällt das Wort Kündigung in Verbindung mit dem Werk Saarbrücken. Auch übertarifliche Leistungen sollen gestrichen werden. Der Betriebsrat spricht von einem Bruch bestehender Vereinbarungen. Die Kritik richtet sich nicht nur gegen die Entscheidung an sich, sondern auch gegen deren Intransparenz.

IG Metall ruft zum Widerstand gegen ZF auf

Die IG Metall plant am 29. Juli eine großangelegte Protestaktion. Über 20 ZF-Standorte sind eingebunden – Saarbrücken nimmt eine Schlüsselrolle ein. Auf Social Media kursieren bereits erste Solidaritätsbekundungen, organisiert unter dem Hashtag #StandWithSaarbrücken.

Unterdessen fürchten viele, dass das modernisierte Werk in Ungarn künftig weite Teile der Fertigung übernimmt. Die Sorgen vor einem langsamen Rückzug aus Deutschland wachsen. Auch regionale Politiker äußern sich zunehmend kritisch und fordern einen Kurswechsel.


Konzernführung schweigt – Zukunft ungewiss

ZF äußert sich bislang nicht. Die Unternehmensleitung vermeidet öffentliche Aussagen. Der Betriebsrat verlangt Klarheit und fordert alternative Konzepte. Denkbar wären Umschulungen, neue Produktlinien oder Investitionen in klimafreundliche Technologien. Doch konkrete Vorschläge liegen nicht vor.

Während in Eger investiert wird, droht in Saarbrücken der industrielle Niedergang. Die nächsten Wochen entscheiden über mehr als einen Standort – es geht um Arbeitsplätze, Vertrauen und die Zukunft der Region.

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