ZF Friedrichshafen droht radikaler Stellenabbau

Laut dem Betriebsratschef wird die ZF Friedrichshafen aufgrund von Schulden und einem deutlichen Gewinnrückgang drastische Folgen für die Belegschaft haben. Die Konzernspitze hingegen die Situation versucht die Situation zu relativieren. Laut Insidern könnten 9000 Stellen zum Opfer fallen.


Autoindustrie in Baden-Württemberg: Autohersteller profitieren, Zulieferer in der Krise

In der baden-württembergischen Autoindustrie lässt sich derzeit eine Zweiteilung beobachten. Während die Autohersteller Mercedes-Benz und Porsche trotz eines Krisenjahres hohe Gewinne verbuchen konnten und verhalten, aber optimistisch in die Zukunft blicken, stehen die Zulieferer immer mehr mit dem Rücken zur Wand. Selbst die größten Unternehmen der Branche kommen nicht ohne Verluste davon. Bosch sorgt sich angesichts der Transformation um einen drastischen Stellenabbau. Der Stuttgarter Technologiekonzern hat sich jedoch mit dem Betriebsrat auf Gespräche über die Zukunft der deutschen Standorte geeinigt.

Zukunftspläne bei ZF Friedrichshafen:  9.000 Stellen bis 2032 in Gefahr. Unternehmen kämpft trotz Umsatzsteigerung mit Krisen und Schulden
Zukunftspläne bei ZF Friedrichshafen: 9.000 Stellen bis 2032 in Gefahr. Unternehmen kämpft trotz Umsatzsteigerung mit Krisen und Schulden
Bild: Roland Hecht / Friedrichshafen, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Bei der ZF Friedrichshafen gibt es für einige Standorte sogenannte Zielbilder, die das Unternehmen mit der Gewerkschaft IG Metall ausgehandelt hat und die Zukunft der deutschen Produktionsstandorte sichern sollen. Allerdings gibt es am Hauptsitz der ZF derzeit noch keine Jobgarantie für die 10.000 Mitarbeiter. Laut einem Bericht des Manager Magazins malte der Gesamtbetriebsratschef des drittgrößten deutschen Autozulieferers Ende März ein sehr viel düsteres Bild und sagte einen Kahlschlag voraus, wie es ihn bei dem Traditionskonzern vom Bodensee noch nie gegeben habe (Manager-Magazin: 26.04.23).

Es ist verständlich, dass Unternehmen, die jahrzehntelang Komponenten für Verbrennungsmotoren produziert haben, bei der Transformation zur E-Mobilität vor großen Herausforderungen stehen. Die ZF Friedrichshafen ist jedoch mit einem zunehmenden Fokus auf E-Mobilität, Brennstoffzellen und autonomes Fahren eigentlich gut für die Zukunft gerüstet. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich nach einem Besuch bei der ZF zuversichtlich geäußert und erklärt, dass sie die besten Aussichten haben, bei den wichtigen Fragen der Welt mitzumischen. Es scheint jedoch, dass der großen schwäbischen Autozulieferer nicht so sehr die Zukunft, sondern vielmehr die Vergangenheit belastet.


Zukunftspläne bei ZF Friedrichshafen: 9.000 Stellen bis 2032 in Gefahr

Laut einem Bericht des Manager Magazins reiste ZF-Betriebsratschef Achim Dietrich Ende März zu einer Versammlung der IG Metall nach Hannover, um dort die Zukunftspläne für die deutschen Standorte des Zulieferers zu besprechen. Seine Aussage, dass bis 2032 beim schwäbischen Traditionskonzern allein in Deutschland rund 9.000 Stellen abgebaut werden sollen – was jeder sechsten Stelle bei der ZF entspräche – klingt jedoch nicht nach einer vielversprechenden Zukunftsperspektive. Obwohl die ZF Ende 2022 mehrere Millionen Euro in den Standort Saarbrücken (Saarland) investiert hatte, um ihn zukunftssicher zu machen, sollen auch dort in den kommenden Jahren radikal Arbeitsplätze abgebaut werden.

Die Lage in Brandenburg an der Havel sieht noch düsterer aus. Der Standort produziert unter anderem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe für Porsche, aber der Stuttgarter Autobauer setzt ebenfalls auf die Produktion von E-Autos. Obwohl die ZF Friedrichshafen im Krisenjahr 2022 den Umsatz steigern und die Mitarbeiterzahl von 157.549 im Jahr 2021 auf 164.869 erhöhen konnte, hat der Autozulieferer in jüngerer Vergangenheit keine neuen Stellen in Deutschland geschaffen, sondern stattdessen im Ausland. Auch der IG-Metall-Chef Jörg Hofmann warnt vor der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland und nennt die ZF als Beispiel.


ZF Friedrichshafen kämpft trotz Umsatzsteigerung mit Krisen und Schulden – Stellenabbau angekündigt

Ein Drittel der weltweit 164.869 Mitarbeiter von ZF Friedrichshafen arbeitet an den deutschen Standorten. Ein derartiger drastischer Stellenabbau, wie Betriebsratschef Dietrich vorausgesagt hat, hat in der über einhundertjährigen Geschichte des Konzerns noch nicht stattgefunden. Dennoch versucht die Führungsspitze, die Aussagen von Dietrich zu relativieren. Ein Sprecher erklärte gegenüber dem Manager Magazin, dass die genannten Zahlen spekulativ seien und dass man den Stellenabbau, wenn überhaupt, sozialverträglich und ohne Kündigungen durchführen würde. Trotzdem steht fest, dass ZF Friedrichshafen auch nach mehreren Krisenjahren immer noch kämpfen muss.

ZF-Chef Holger Klein sagte in einem Interview im firmeneigenen Magazin zum Geschäftsbericht 2022: „Wenn man das Jahr 2019, als der Automarkt spürbar schrumpfte, mitrechnet, sind wir nach zwei Pandemiejahren und dem Kriegsjahr 2022 mittlerweile im fünften Krisenjahr.“ Zudem hat der Konzern noch immer mit Schulden zu kämpfen, die aufgrund der genannten Krisen nur schleppend abgebaut werden konnten. „Die Herausforderungen der ZF waren und sind noch immer immens“, so Klein. Für das laufende Jahr habe man sich aber die klare Priorität gesetzt, allen Mitarbeitern eine klare Orientierung zu geben.

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