Die britische Wirtschaft hat im ersten Quartal 2025 ein beachtliches Wirtschaftswachstum erzielt. Das Bruttoinlandsprodukt legte um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu – ein Tempo, das dem deutschen Wert von 0,2 Prozent weit überlegen ist. Die amtlichen Zahlen überraschten viele Experten, da sie nur mit einem Plus von 0,6 Prozent gerechnet hatten. Großbritannien zeigt damit, dass konsequente Reformen und gezielte Investitionen messbare Erfolge bringen (welt: 15.05.25).
Dienstleistungssektor stützt Wirtschaftswachstum
Treiber dieses Wachstums waren vor allem der boomende Dienstleistungssektor und eine wieder anziehende Industrieproduktion. Zudem flossen mehr Investitionen in britische Unternehmen. Diese Entwicklungen verdeutlichen, dass sich das Wirtschaftswachstum auf eine breite Basis stützt.

„In den ersten drei Monaten des Jahres ist die britische Wirtschaft schneller gewachsen als die der USA, Kanadas, Frankreichs, Italiens und Deutschlands“, betont Finanzministerin Rachel Reeves. Sie verweist auf den Erfolg der Regierungspolitik: „Unser Plan für den Wandel funktioniert.“ Der Premierminister und seine Finanzministerin setzen auf mehr Ausgaben für Infrastruktur und umfassende Reformen, um Investitionen dauerhaft zu beleben.
Bank of England warnt vor Strohfeuer
Die britische Notenbank bleibt trotz der starken Quartalszahlen zurückhaltend. Nach Einschätzung der Bank of England lässt sich das jüngste Wirtschaftswachstum nicht dauerhaft fortschreiben. Für 2025 rechnet sie lediglich mit einem Jahreswachstum von rund einem Prozent. Erst ab 2027 sei eine Beschleunigung auf etwa 1,5 Prozent realistisch.
Diese Einschätzung relativiert den bisherigen Erfolg. Denn strukturelle Herausforderungen bestehen fort – nicht zuletzt als Folge des Brexits. Der Rückgang der Exporte in die EU konnte bislang nicht ausgeglichen werden. Neue Handelsabkommen mit anderen Staaten liefern zwar Impulse, doch entscheidende Probleme bleiben ungelöst.
Handelsabkommen mit USA – Hoffnung auf neue Dynamik
Ein kürzlich geschlossenes Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten könnte mittelfristig Entlastung bringen. Die britische Zentralbank begrüßt die Einigung zwar, sieht aber weiterhin hohe Zollhürden im Vergleich zur Zeit vor dem EU-Austritt. Viele britische Exporteure kämpfen nach wie vor mit Marktbarrieren, insbesondere beim Handel mit Europa.
Andrew Bailey, Chef der Bank of England, forderte in einem BBC-Interview, Großbritannien müsse alles unternehmen, um den Rückgang der EU-Ausfuhren umzukehren. Die Folgen des Brexits lasten weiterhin schwer auf dem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht des Landes.
Deutschland verliert den Anschluss
Während Großbritannien beim Wirtschaftswachstum vorlegt, tritt Deutschland weiter auf der Stelle. Lediglich 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal zeigen, dass die Bundesrepublik derzeit kaum vorankommt. Schwache Industrieproduktion, niedrige Investitionen und Konsumzurückhaltung bremsen die Konjunktur erheblich.
Im Vergleich zur britischen Dynamik wirkt das deutsche Modell schwerfällig. London setzt auf aktive Wirtschaftspolitik und neue Impulse, während Berlin vor allem auf Stabilität achtet. Der wirtschaftspolitische Kontrast fällt nun stärker ins Gewicht – und unterstreicht, dass nachhaltiges Wirtschaftswachstum gezielte Maßnahmen verlangt.
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