Die Zukunft der europäischen Windkraftindustrie steht derzeit vor verschiedenen Herausforderungen, darunter die wachsende Konkurrenz aus China, steigende Rohstoffpreise, höhere Zinsen und langwierige Genehmigungsverfahren. Um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, erwägt die EU-Kommission den Einsatz ihrer „handelspolitischen Instrumente“ zum Schutz der heimischen Windkraftbranche (euractiv: 17.11.23).
EU-Kommission ergreift drastische Maßnahmen zur Rettung der Windkraftindustrie
Die EU-Kommission hat bereits erste Schritte unternommen, um die Windkraftindustrie zu unterstützen. Ende Oktober stellte sie ein Windkraftpaket vor, das Fördermaßnahmen auf EU-Ebene beinhaltet. Dieser Schritt war notwendig, um den größten EU-Hersteller, Siemens Energy, vor einer selbst verursachten Krise zu retten. Eine Bürgschaft in Höhe von 7,5 Milliarden Euro war erforderlich, um das Unternehmen zu stabilisieren.
Trotz der bestehenden wirtschaftlichen Anreize für den Windsektor ist die EU-Kommission der Ansicht, dass weitere Maßnahmen erforderlich sind. Ditte Juul Jørgensen, Leiterin der Energieabteilung der Europäischen Kommission, betont die Notwendigkeit, auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene zu handeln, um den bisherigen Erfolg sicherzustellen.
Auch Morten Petersen, ein dänischer Abgeordneter der Renew Europe-Fraktion im Europäischen Parlament, teilt diese Ansicht. Er äußerte seine Sorge darüber, dass es immer noch keine konkreten Investitionsentscheidungen gibt und die europäische Windkraftindustrie in einer schwierigen Position ist.
Europäische Windenergie vor dem Kollaps? Die dringenden Maßnahmen der EU-Kommission
Die europäische Windenergie-Lieferkette sieht sich derzeit destabilisierenden Faktoren wie höheren Zinsen und steigenden Materialkosten gegenüber. Um diese Probleme anzugehen, prüft die EU-Kommission verschiedene Maßnahmen, darunter die Förderung von Netzinvestitionen. Der Zugang zu den Stromnetzen wird als Schlüsselaspekt angesehen, um den erzeugten Strom effektiv verkaufen zu können.
Eine weitere Option, die die Kommission in Betracht zieht, sind Antidumpingzölle, um europäische Unternehmen vor unfairem Wettbewerb zu schützen. Die EU hatte in der Vergangenheit bereits Antidumpingzölle gegen chinesische Solarzellen erhoben und untersucht derzeit auch die Exporte von Elektrofahrzeugen.
EU plant radikalen Wandel in der Windenergie: Kommt jetzt das Ende preisbasierter Auktionen?
Die Vergabe von Aufträgen für Windkraftprojekte erfolgte bisher ausschließlich auf Basis des Preises, wobei das billigste Angebot den Zuschlag erhielt. Die EU-Kommission erkennt jedoch die Notwendigkeit, den Fokus zu erweitern. Preisbasierte Auktionen begünstigen nicht nur Hersteller aus anderen Teilen der Welt, sondern bergen auch Risiken in Bezug auf Sicherheit, Nachhaltigkeit und Qualität.
Daher plant die EU-Kommission, Auktionen komplexer zu gestalten, indem sie Präqualifikationskriterien einführt. Diese Kriterien sollen sicherstellen, dass die Anforderungen an Sicherheit, Nachhaltigkeit und Qualität erfüllt werden. Ziel ist es, nicht nur auf die Menge der erzeugten Energie, sondern auch auf den Mehrwert der Windenergie zu setzen.
Die europäischen Länder beraten derzeit über die Umsetzung des Windkraftpakets der Kommission, und das nächste Treffen der Energieminister ist für den 19. Dezember geplant. Die Zukunft der europäischen Windkraftindustrie hängt von diesen geplanten Maßnahmen und Entscheidungen ab, während sie weiterhin mit den globalen Herausforderungen konfrontiert wird.
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