Industrie mit steigenden Kosten für Offshore-Windenergie

Die neueste Offshore-Windauktion erhöht die Stromkosten für Industriekunden stark. Dies steht im Widerspruch zu den Zielen der Ampelkoalition. Die jüngste Auktion für Offshore-Windpark-Lizenzen brachte eine Überraschung. Die Gewinner boten insgesamt 12,6 Milliarden Euro. Sie bezahlten für die Genehmigung, in bestimmten Gebieten der deutschen Nord- und Ostsee Windparks bauen zu dürfen (Handelsblatt: 01.08.23).


Steigende Preise für Windenergie-Kunden trotz Regierungsversprechen günstiger, erneuerbarer Stromversorgung

Diese Nachricht ist für zukünftige Windpark-Kunden keine gute Nachricht. Experten vermuten, dass die Kosten steigen könnten. Dominik Hübler von Nera Economic Consulting kommentierte im Handelsblatt: „Industriekunden könnten sich mit hohen Strompreisen konfrontiert sehen, wenn sie einen Vertrag mit Windparkbetreibern aus dieser Auktion abschließen.“ Er bemerkte auch einen Widerspruch. Die Bundesregierung bemüht sich eigentlich, der Industrie erschwinglichen, erneuerbaren Strom bereitzustellen.

Steigende Preise für offshore-Windenergie-Kunden. Mineralölriesen überbieten Stromversorger bei einmaliger Offshore-Windkraft-Auktion.
Steigende Preise für offshore-Windenergie-Kunden. Mineralölriesen überbieten Stromversorger bei einmaliger Offshore-Windkraft-Auktion.

Tatsächlich versucht das Bundeswirtschaftsministerium, Modelle zu entwickeln, die den großen Industriestromverbrauchern Zugang zu Strom aus Offshore-Windparks zu niedrigen Preisen ermöglichen. Diese Modelle sind Teil des Industriestrompreiskonzepts des Ministeriums, das Minister Robert Habeck (Grüne) seit Wochen unterstützt. Aber das aktuelle Auktionsergebnis geht in die andere Richtung.

„Laut unseren Berechnungen erhöhen sich die Kosten für eine Megawattstunde Strom aus einem der Windparks zwischen 24 Euro und 31,50 Euro, wenn man die zusätzlichen 12,6 Milliarden, die von den erfolgreichen Bietern aufgebracht werden müssen, auf 20 Jahre verteilt“, kommentierte Hübler. Wenn man annimmt, dass die reinen Stromerzeugungskosten in den neuen Offshore-Windparks zwischen 50 und 80 Euro liegen, sind das „erhebliche Zusatzkosten“. Zum Vergleich: Vor der Energiepreiskrise war Strom im Großhandel für viele Jahre für 30 oder 40 Euro pro Megawattstunde erhältlich.

Mineralölriesen überbieten Stromversorger bei einmaliger Offshore-Windkraft-Auktion

Es ist eine Neuheit, dass Bieter in Deutschland für Gebiete in der Nord- und Ostsee zahlen. Sie tun dies, um eine Betriebserlaubnis zu erhalten. Mitte Juli endete eine Auktion. Sie betraf vier Offshore-Windkraftgebiete in der Nord- und Ostsee. Diese Gebiete haben ein Potential von sieben Gigawatt (GW). Die Gebiete befinden sich etwa 120 Kilometer nordwestlich von Helgoland und 25 Kilometer nördlich von Rügen. Eine Ausschreibung in dieser Größe ist weltweit bisher einmalig. Die Auktion begann mit einer ersten Gebotsrunde mit Geboten zu null Cent pro Kilowattstunde.

Das bedeutet, dass alle Bieter in der ersten Runde bereit waren, auf eine gesetzlich garantierte Bezahlung pro erzeugte Kilowattstunde Strom zu verzichten. Danach begann erstmals eine zweite Runde, das sogenannte „dynamische Gebotsverfahren“. Dabei erhielten die Bieter mit der höchsten Zahlungsbereitschaft für ein Gebiet den Zuschlag. Die Mineralölkonzerne BP und Total waren die erfolgreichen Bieter. Nach Informationen des Handelsblatts hatten auch RWE, Orsted, EnBW zusammen mit Equinor und Baywa zusammen mit dem französischen Energiekonzern EdF geboten, konnten sich aber nicht gegen die finanzkräftigen Mineralölriesen durchsetzen.

In den neuen Parks aus der jüngsten Ausschreibung wird Strom erzeugt. Dieser Strom wird aber nicht auf dem Strommarkt verkauft. Stattdessen gibt es direkte Kaufverträge. Diese Verträge werden zwischen den Windparkbetreibern und einzelnen Unternehmen direkt abgeschlossen. In der Fachsprache werden diese Verträge als „Purchase Power Agreement“ (PPA) bezeichnet. Solche Verträge sind in der Industrie gefragt, weil sie den Weg zur Dekarbonisierung ebnen.


Widerstand gegen Offshore-Windkraft Auktionsprozess: Industrie und Experten fordern bessere Nutzung der Einnahmen

Die Auktionsmethode wird durch das Windenergie-auf-See-Gesetz (WindSeeG) geregelt, das im letzten Jahr überarbeitet hat. Der zweite Teil des Prozesses, die „dynamische Gebotskomponente“, stößt jedoch auf Widerstand, wie etwa von der SPD-Bundestagsfraktion. Bengt Bergt, stellvertretender energiepolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, äußerte im Handelsblatt: „Genau das, was wir verhindern wollten, ist eingetreten. Es hat sich ein Wettbewerb entwickelt, der dazu führen kann, dass die Kosten für die Stromerzeugung höher als notwendig sind.“

Für die Industrie ist es wenig beruhigend, dass 90 Prozent der 12,6 Milliarden Euro aus der Auktion dazu genutzt werden sollen, die Offshore-Netzumlage zu reduzieren. Denn diese Erleichterung verteilt sich auf alle Stromkunden, weshalb die Preisabsenkung für jeden einzelnen Stromkunden wohl eher gering sein dürfte.

Es ist noch ungewiss, wie hoch diese ausfallen werden. Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz kann momentan nicht einschätzen, wie die Auktionsergebnisse die Offshore-Netzumlage beeinflussen. Die Offshore-Netzumlage ist ein Teil Ihrer Stromrechnung. Sie hilft, die Anschlüsse an das Offshore-Netz zu finanzieren.

Zudem meint der Experte von Nera, Hübler, dass die Einnahmen aus der Auktion besser genutzt werden könnten: „Es ist berechtigt zu fragen, ob das Geld gut investiert ist, wenn es zur Entlastung der Übertragungsnetzentgelte genutzt wird“, so Hübler. Die gesamte Lieferkette für den politisch gewünschten Ausbau der Offshore-Windkraft steht vor gewaltigen Herausforderungen. Es mangelt zum Beispiel an Hafenkapazitäten. „Hier könnte das Geld sinnvoll eingesetzt werden“, meinte Hübler.

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