Weltweiter Verdrängungswettbewerb bei Flüssiggas

Europa will so schnell wie möglich unabhängig von russischem Erdgas werden. Die Gasversorger kaufen Flüssigerdgas aus den USA und den Golfstaaten zu nahezu jedem Preis ein. Dieses Gas ging zuvor hauptsächlich nach Asien. Länder, wie Pakistan oder Bangladesch, gehen mittlerweile bei der Energieversorgung leer aus. Beim Flüssiggas hat ein weltweiter Verdrängungswettbewerb eingesetzt. Die reichen europäischen Staaten drängen die ärmeren asiatischen Staaten rigoros aus dem Markt.


Verdrängungswettbewerb – Europa kauft ärmeren Staaten das Gas weg

In Pakistan gibt es bereits für mehrere Stunden am Tag keinen Strom mehr. Dabei nehmen die Netzbetreiber bereits wichtige Industriebetriebe vom Netz und die komplette Infrastruktur zur Kommunikation fällt aus. Das Gleiche passiert mittlerweile auch in Indien, Bangladesch und Myanmar. Diese Schwellenländer haben bei ihrer Energieversorgung auf Flüssiggas (LNG) gesetzt. Doch die für sie so wichtigen Flüssiggaslieferungen fallen immer öfter aus. Die dafür notwendigen Spezialschiffe stehen aufgrund der gestiegenen Nachfrage aus Europa nicht mehr im ausreichenden Maße zur Verfügung. Dadurch steigen die Preise am Spotmarkt. Bei diesem Verdrängungswettbewerb können die ärmeren Länder finanziell einfach nicht mehr mithalten.

Weltweiter Verdrängungswettbewerb bei Flüssiggas. Ganze Schiffsladungen werden aufgrund höherer Rendite nach Europa umgeleitet
Weltweiter Verdrängungswettbewerb bei Flüssiggas. Ganze Schiffsladungen werden aufgrund höherer Rendite nach Europa umgeleitet
Bild: User:Wmeinhart – Wolfgang Meinhart, Hamburg, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Ganze Schiffsladungen werden aufgrund höherer Rendite nach Europa umgeleitet

Es sind hauptsächlich die europäischen Staaten, die die Preise für Flüssiggas immer weiter nach oben treiben. Diese kaufen das Flüssiggas an den Spotmärkten zu nahezu jeden Preis. Dadurch bricht in vielen Schwellenländern die Energieversorgung nach und nach zusammen. Dies geht mittlerweile bereits so weit, dass Lieferländer bereits bestehende Lieferverträge platzen lassen und die entsprechenden Vertragsstrafen bezahlen (SCMP: 14.06.22). Die entsprechenden Schiffsladungen werden dann nach Europa umgeleitet, da dort trotz, der Strafzahlung, immer noch eine weit höhere Rendite erreicht werden.


Europäische Gasaufkäufe sind kontraproduktiv

Die massiv steigende Nachfrage nach Flüssiggas aus Europa hat für die ärmeren Länder gravierende Folgen. Dies könnte auch entsprechende Auswirkungen auf den weltweiten Klimaschutz und die Sanktionen gegenüber Russland haben. Pakistan führt aufgrund der ausbleibenden Flüssiggaslieferungen mehr Kohle aus Afghanistan ein. Indien verhandelt zur Vermeidung weiterer Blackouts bereits mit Russland, um die ausgefallenen Lieferungen zu kompensieren. Damit laufen sowohl die weltweiten Klimaschutzziele, als auch die von Europa erlassene Sanktionen ins Leere.

Letztendlich muss Europa auch für die ärmeren Länder bezahlen

Der Direktor für Energie und Klima bei der Eurasia Group, Henning Gloystein, kommentiert die Situation so. „Die wirklich brutale und harte Realität ist, dass Europa große Teile der Schwellenländer auspreist. Langfristig ist das nicht tragbar“. Letztendlich müssen die ärmeren Länder bei der Energieversorgung vom internationalen Währungsfonds gestützt werden, damit dort die Energieversorgung nicht vollständig zusammenbricht. Diese Kosten müssen dann auch die reicheren Länder übernehmen, zusätzlich zu ihren immer weiter steigenden Energiekosten. Es ist wie in einem großen Stadion, in dem der erste aufsteht, um besser zu sehen. Nach und nach stehen alle auf, um besser sehen zu können. Ganz zum Schluss stehen alle, keiner sieht besser, aber alle sind schlechter dran als zuvor.

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