Die hochgelobten Wasserstoffprojekte in Kanada stehen unter Druck. Ein Exportabkommen zwischen der Ostküste und Deutschland verschiebt sich um mindestens ein Jahr. Ursprünglich sollten Lieferungen nächstes Jahr beginnen. Allerdings konnte keines der zehn vielversprechenden Projekte in den Atlantikprovinzen eine finale Investitionsentscheidung erzielen. Jens Honnen, Energieberater der deutsch-kanadischen Partnerschaft, erwartet erste Lieferungen frühstens 2026 (theenergymix: 25.12.24).
Rückzug bedeutender Projekte
Zeitgleich zog Fortescue Ltd. ein geplantes Projekt in British Columbia aus dem Umweltprüfverfahren zurück. Laut dem Unternehmen sei die Entscheidung gefallen, da bessere Standorte mit günstigeren Energiebedingungen Vorrang hätten. In einem Schreiben betonte Fortescue, dass wirtschaftlich tragfähige Projekte Priorität hätten.
Kritik an Ressourcenbedarf und Wirtschaftlichkeit
In Nova Scotia steht ein Großprojekt zur Diskussion: Eine geplante Windfarm mit 404 Turbinen soll eine Wasserstoffanlage in Point Tupper betreiben. Kritiker argumentieren, dass solche Vorhaben die lokale Energiewende nicht fördern. Stattdessen würden wertvolle Ressourcen für den Export von Wasserstoff und Ammoniak verwendet.
Paul Martin von der Hydrogen Science Coalition hebt hervor, dass Regionen wie Australien oder Chile durch günstigere Bedingungen wirtschaftlichere Produktionen ermöglichen. Projekte in Kanada seien kostenintensiv und würden mit günstigeren internationalen Angeboten konkurrieren müssen.
Globale Herausforderungen für Wasserstoff
Nicht nur in Kanada, auch weltweit stehen Wasserstoffprojekte vor Hürden. In den USA verzögern sich Pläne trotz milliardenschwerer Investitionen. Befürchtungen über fehlende Transparenz und mangelnde private Investitionen wachsen. Gleichzeitig scheiterten Projekte wie in Mississippi, wo geplante Produktionskapazitäten storniert wurden.
Selbst die Herstellung von „blauem Wasserstoff“ gerät in die Kritik. Analysten warnen vor höheren Emissionen im Vergleich zur direkten Nutzung fossiler Brennstoffe. Beispiele aus Norwegen zeigen, dass hohe Kosten und fehlende Nachfrage solche Projekte unwirtschaftlich machen.
Skepsis über den Nutzen von Wasserstoff
Experten wie Michael Liebreich hinterfragen den weitreichenden Einsatz von Wasserstoff. Seine Analysen zeigen, dass Wasserstoff nur in speziellen Anwendungsbereichen wie der Düngerherstellung unverzichtbar sei. Der Einsatz in Haushalten oder Verkehr sei hingegen ineffizient und teuer. Zudem seien bestehende Gasleitungen für Wasserstoff ungeeignet, was hohe Umrüstkosten bedeute.
Martin betont, dass direkte Elektrifizierung überlegene Ergebnisse liefere. Wärmepumpen und erneuerbare Stromnetze könnten mit weniger Energieeinsatz deutlich mehr leisten. Im Gegensatz dazu verursache Wasserstoff hohe Energieverluste.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass der Wasserstoffsektor vor großen Herausforderungen steht. Projekte scheitern an hohen Kosten, ineffizienter Ressourcennutzung und starker Konkurrenz. Eine klare Priorisierung nachhaltiger und wirtschaftlich tragfähiger Lösungen ist unerlässlich, um langfristige Erfolge zu sichern.
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