Wasserstoff aus Atomkraft: Deutschland und Frankreich einigen sich

Wasserstoff wird als eine wichtige Möglichkeit gesehen, um den Übergang zu sauberer Energie zu ermöglichen. Er kann sowohl als Energiespeicher als auch als Ersatz für Erdgas dienen. Es wird über verschiedene Methoden diskutiert, um Wasserstoff herzustellen, da es in natürlicher Form fast nicht vorkommt. In der Bundesregierung wird besonders der grüne Wasserstoff, der durch die Nutzung von Ökostrom erzeugt wird, bevorzugt. Allerdings wird wenig über den Transport des Energie- und Hoffnungsträgers gesprochen, sowohl für den internationalen als auch für den nationalen Transport. Deshalb sollen nun diese Lücken gefüllt werden. (FAZ, 23.01.2023)


Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte, dass man eine dekarbonisierte Wirtschaft brauchen wird, die viel Wasserstoff benötigt. Er betonte, dass die Gespräche in Paris zu Fortschritten geführt haben, insbesondere im Hinblick auf den Transport. Frankreich wird ein Durchgangsland für Deutschland, wenn es Wasserstoff aus Spanien über eine Pipeline, die zwischen Barcelona und Marseille geplant ist, bezieht.

Es gibt in Deutschland jedoch noch kein System, um Wasserstoff weiter zu transportieren. Es ist unklar, wer das System bauen und wie viel es kosten wird. Es ist auch unsicher, ob es überhaupt technisch möglich ist, Wasserstoff zu transportieren, da es schwieriger ist als Erdgas und höhere Sicherheitsstandards erforderlich machen.

Deutschland und Frankreich: Einheit bei der Wasserstoff-Thematik

Es hat längere Zeit Verstimmungen zwischen Deutschland und Frankreich gegeben, aber jetzt wird als Fortschritt gewertet, dass sie bei der Wasserstoff-Thematik einen Schritt vorangekommen sind. In der Vergangenheit hat Deutschland Madrid unterstützt, als es eine Leitung für Erdgas über die Pyrenäen bauen wollte. Dies wurde in Frankreich nicht gut angenommen. Aus Gründen des Klimaschutzes und um Proteste zu vermeiden, bevorzugen sie jetzt die Idee einer Untersee-Wasserstoffleitung.

Neues Abkommen: Wasserstoff aus Kernkraftwerken wird ähnlich klimafreundlich eingestuft wie die „grüne“ Variante
Wasserstoff aus Atomkraft: Deutschland und Frankreich einigen sich

Die deutsch-französische Erklärung von Sonntag hat das Ziel, Maßnahmen zu treffen, um den Transport von Wasserstoff durch ganz Europa zu ermöglichen. Dazu gehören auch die Erweiterung bestehender Infrastrukturen, wie zum Beispiel die Verlängerung der H2Med-Pipeline. Darüber hinaus arbeitet derzeit eine Arbeitsgruppe aus Energieministerien beider Länder an Schlussfolgerungen und Empfehlungen für strategische Entscheidungen, die am Ende April veröffentlicht werden sollen.

Ebenfalls hat man sich geeinigt, ob Wasserstoff aus Kernkraftwerken ähnlich klimafreundlich eingestuft wird wie die „grüne“ Variante. Die beiden Länder haben beide eine Erklärung unterzeichnet, in der sie versprechen, dass sie an einem gemeinsamen Verständnis und einem Plan arbeiten, um Wasserstofferzeugung zu ermöglichen. Um den Unterschiede in der nationalen Energieerzeugung zu berücksichtigen, wird auf den Begriff „Atomkraft“ und „Kernenergie“ verzichtet und „roter“ Wasserstoff als „kohlenstoffarm“ bezeichnet.


Deutschland, Frankreich und Spanien – Kernfusion, Batterietechnologien und Wasserstoffproduktion im Fokus

Man sollte besonders auf den Wortlaut zur Kernfusion achten, denn diese ist in Deutschland nicht sehr beliebt. Sie wird als langfristige Option zur Bereitstellung von Energie ohne Kohlenstoff sowie sicher und zuverlässig hervorgehoben. Auch wird angekündigt, dass Deutschland und Frankreich ein gemeinsames Forschungsprogramm für neue Batterietechnologien ins Leben rufen wollen.

Um Wasserstoff herzustellen, sind sonnen- und windreiche Regionen am besten geeignet. Spanien hat laut Regierungsangaben vor, bis 2030 bis zu 10% des gesamten EU-Wasserstoffbedarfs zu decken. Der Netzbetreiber Enagás erwartet, dass bis 2030 in Spanien mindestens 2 Millionen Tonnen Wasserstoff produziert werden, was etwa ein Fünftel des EU-Ziels ist.

Der Branchenverband European Hydrogen Backbone schätzt, dass Spanien bis 2050 jedes Jahr 33 Millionen Tonnen Wasserstoff produzieren könnte. Davon sollen 27 Millionen Tonnen exportiert werden. Die spanische Regierung teilte mit, dass der Ausbau der Energiekooperation in einem Freundschaftsvertrag mit Frankreich betont wird und Spanien somit ein führender Hub für grüne Energie in Europa werden kann.


Umsetzung des Wasserstoffnetzes in Deutschland: Rechtliche und finanzielle Unsicherheiten

In Deutschland werden ausführliche Pläne für ein nationales Wasserstoffnetz gemacht, jedoch ist die Umsetzung ungewiss. 20 Prozent der Leitungen müssten neu errichtet werden, der Rest könnte über vorhandene Erdgasrohre laufen. Die Eigentümer dieser Rohre, die Gasnetzbetreiber, haben bisher jedoch keine gesetzliche Anweisung erhalten. Solange es keine rechtlichen und finanziellen Klarheiten gibt, werden die Unternehmen nicht investieren und der Ausbau des Netzes verzögert sich. Zudem drängt die Europäische Kommission auf eine strikte Trennung zwischen Wasserstoff- und Gasnetzbetrieb. Außerdem dürfen Gaskonzerne Wasserstoffnetze erst bis Ende 2030 betreiben, was bedeutet, dass sie ihre Leitungen bis dahin verkaufen müssen.

Der Vorschlag für die Gasmarktrichtlinie Ende 2021 sieht vor, dass Synergien, die beim gemeinsamen Betrieb von Gas- und Wasserstoffnetzen entstehen, nicht genutzt werden können. Jens Geier vom Europaparlament versucht, dies zu verhindern, da die Gasnetzbetreiber für den Ausbau von Wasserstoffnetzen langfristige Planungssicherheit benötigen. Die Grünen sind gegen den Vorschlag. Im März sollen die Abgeordneten des Europaparlaments darüber abstimmen, während auch der Ministerrat der EU-Staaten noch seine Position festlegen muss. Dabei werden die deutschen Aussagen besonders wichtig sein.

Unternehmen in der Energiewirtschaft sind unzufrieden mit dem Vorschlag des Wirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne), eine staatliche Netzgesellschaft einzurichten, die die Leitungen besitzen soll. Sie befürchten, dass die Kosten für das Gas und den Wasserstoff zu hoch sein werden. Um dies zu verhindern, schlägt Habeck vor, eine Obergrenze festzulegen. Wenn ein Unternehmen aber trotzdem Verluste aufgrund der gedeckelten Preise macht, soll der Staat für diese Verluste aufkommen, bis sie sich wieder ausgleichen.

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