Warum die Strompreise explodieren

Die Strompreise steigen und steigen und die Bürger müssen immer tiefer in die Tasche greifen. Als Ursache nennt die Mainstream-Presse oft den gestiegenen Erdgaspreis. Das ist allerdings nur ein kleiner Teil der Wahrheit, denn im Jahr 2021 haben Gaskraftwerke gerade einmal etwas mehr als 13 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms erzeugt.


Liberalisierung des Strommarkts und Einführung der Strombörse

Das wirkliche Problem liegt an der Strombörse und in der Art und Weise, wie man dort den Strompreis ermittelt. Vor ungefähr 20 Jahren hat die Politik den Strommarkt liberalisiert. Dies hat dazu geführt, dass die Verbraucher erstmals ihren Stromanbieter wechseln konnten. Mit der Liberalisierung hat man auch den Handel an der Strombörse eingeführt. Der Handel an der Strombörse ist allerdings sehr speziell und nicht mit dem Handel an einer Wertpapier- oder Rohstoffbörse zu vergleichen.

Warum die Strompreise explodieren. Berechnung des Strompreises an der Strombörse treibt die Preise. Konzerne machen hohe Gewinne.
Warum die Strompreise explodieren. Berechnung des Strompreises an der Strombörse treibt die Preise. Konzerne machen hohe Gewinne.

Der Großteil des erforderlichen Stroms wird dort einmal täglich für den folgenden Tag versteigert. Die Käufer an der Strombörse schätzen anhand von Wetterdaten, Jahreszeit und vielen anderen Faktoren ab, wie viel Strom sie am nächsten Tag benötigen und stellen die entsprechende Order. Strom muss allerdings immer genau dann erzeugt werden, wenn er gerade verbraucht wird. Deshalb kann es in kurzen Intervallen zu einer Differenz zwischen Stromverbrauch und Stromerzeugung kommen. Um diese Spitzen auszugleichen, gibt es an der Strombörse einen speziellen Handel im 15-Minuten-Takt. Innerhalb dieses kurzen Zeitfensters können die Stromversorger Strom bestellen und die Lieferung erfolgt umgehend.


Der Handel im 15-Minuten Fenster

In diesen kurzen Zeitfenstern bieten alle Kraftwerksbetreiber ihren Strom an, den sie noch kurzfristig zur Verfügung stellen können. In der Regel kommen dort die billigsten Kraftwerke zum Zug. Das sind in erster Linie die Atomkraftwerke, deren Investitionen längst abgeschrieben sind und die Braunkohlekraftwerke, die am wenigsten für den Brennstoff bezahlen müssen.

Da diese Kraftwerke allerdings meist nahe ihrer Vollauslastung laufen, können sie bei höherem Bedarf die Nachfrage nicht alleine abdecken. Dann kommen als Nächste die Gaskraftwerke zum Zug. Gaskraftwerke haben keinen besonders guten Wirkungsgrad, deshalb ist der Strom, den sie erzeugen, deutlich teurer. Dazu kommt jetzt noch der Gaspreis, der sich in kürzester Zeit fast verfünffacht hat. Damit wird der Gasstrom richtig teuer. Dies würde an sich die Strompreise noch nicht drastisch erhöhen, denn der Anteil des Stroms aus Gaskraftwerken ist eigentlich sehr gering. Die Strompreise explodieren an der Börse jetzt aufgrund einer Besonderheit bei deren Berechnung. Denn innerhalb eines 15 Minuten Fensters bekommen alle Kraftwerkstypen den Preis, den das teuerste Kraftwerk verlangt. Das heißt, auch die billigen Braunkohlekraftwerke erhalten den Preis des teuersten Gaskraftwerks. Der Preis kann dabei mehr als das Zehnfache betragen als die Betreiber der Braunkohlekraftwerke selbst verlangt haben.

Merit Order treibt die Preise auf immer höhere Rekorde

Dieses spezielle Verfahren zur Preisvermittlung nennt sich „Merit Order“. Dieses Verfahren hat viele Jahre funktioniert und sogar die Preise gesenkt. Je mehr Braunkohle- und Atomkraftwerken am Netz waren, um so mehr kamen die Billiganbieter zum Zug. Mit der zunehmenden Abschaltung dieser Kraftwerke und der hohen Volatilität der Stromerzeugung aus Wind und Sonne werden jetzt aber immer öfter noch die teuren Gaskraftwerke dazu benötigt. Der drastisch gestiegene Gaspreis hat die Preise dieser Kraftwerke noch einmal kräftig erhöht.


Preise steigen mit weiterer Abschaltung konventioneller Kraftwerke

Dies führt jetzt auch dazu, dass die Betreiber von Atom- und Kohlekraftwerken signifikant steigende Gewinne erwirtschaften. Im gerade veröffentlichten Jahresbericht von RWE, dem größten deutschen Stromerzeuger, hat sich der Gewinn aus seinen Atom- und Kohlekraftwerken um 330 Millionen Euro erhöht. Damit konnte der Konzern den Gewinn gegenüber dem Vorjahr um fast 70 Prozent steigern. Dabei sind die Preise für Gas erst ab Oktober spürbar gestiegen.

Da die Gaspreise auch in absehbarer Zukunft hoch bleiben dürften, werden die Gewinne der Betreiber konventioneller Kraftwerke weiter steigen. Je mehr dieser Kraftwerke vom Netz gehen, umso höher wird der Effekt sein.

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