Warum Deutschland die Kernkraft neu denken muss

Die Diskussion über Kernkraft gewinnt an Schärfe. Leserbriefe an das Handelsblatt kritisierten zuletzt Beiträge zur Atomkraft heftig. Einige warnten davor, sich für „rechtsideologische Themen wie Atomkraft instrumentalisieren zu lassen“. Andere verwiesen darauf, dass kritische Beiträge „Zweifel am eingeschlagenen Weg wecken“ und damit „schädlich“ seien (handelsblatt: 27.04.25).


Ideologie statt sachlicher Prüfung

Ungeachtet solcher Einwände äußern sich inzwischen sogar Medien wie die „taz“ kritisch zum Atomausstieg. Studien rechnen die Wirtschaftlichkeit der Kernkraft oft systematisch schlecht. Kapitalkosten fallen doppelt so hoch aus wie bei Windkraft, Nutzungsdauern werden unrealistisch kurz auf 40 Jahre angesetzt und ein Auslastungsgrad von nur 30 Prozent angenommen, obwohl deutsche Kernkraftwerke über 90 Prozent erreichten.

Warum Kernkraft als stabile, kostengünstige und CO₂-freie Energiequelle in Deutschland neu bewertet werden muss
Warum Kernkraft als stabile, kostengünstige und CO₂-freie Energiequelle in Deutschland neu bewertet werden muss

Eine solche Verzerrung verhindert eine sachliche Debatte. Statt nüchtern Vor- und Nachteile abzuwägen, dominieren ideologische Tabus. Ein Blick ins Ausland zeigt praktikablere Ansätze. Schweden erzeugt seinen Strom zu 40 Prozent aus Wasserkraft, 30 Prozent aus Kernkraft, 20 Prozent aus Windkraft sowie weiteren Anteilen aus Biomasse und Solarenergie – nahezu klimaneutral.

Erneuerbare allein reichen nicht aus

In Deutschland decken Wind- und Solarenergie lediglich sieben Prozent des Primärenergiebedarfs. Über 70 Prozent entfallen weiterhin auf Öl, Gas und Kohle. Diese Zahlen zeigen, wie groß die Herausforderung der Energiewende tatsächlich ist. Allein auf Sonne und Wind zu setzen, erscheint unter diesen Bedingungen wenig realistisch.

Die propagierte Wasserstoffwirtschaft bietet bis 2045 keine praktikable Alternative. Hohe Kosten und technische Schwierigkeiten verhindern eine breite Umsetzung. Länder wie Schweden setzen längst auf eine stabile und bezahlbare Energieversorgung, während in Deutschland kostspielige Experimente vorangetrieben werden. Parallel dazu steigt die Zustimmung der Bevölkerung zur Kernkraft spürbar.

Zerstörtes Vertrauen bremst Investitionen

Ein weiteres Argument gegen neue Kernkraftwerke lautet, dass ehemalige Betreiber kein Interesse am Wiedereinstieg hätten. Diese Zurückhaltung hat jedoch nachvollziehbare Gründe. Unternehmen wie EnBW befinden sich im Einflussbereich grüner Landesregierungen. Zudem profitieren Konzerne wie EnBW, Eon und RWE erheblich von der aktuellen Energiewende.

Langfristige Investitionen setzen stabile politische Rahmenbedingungen voraus. Der überstürzte Atomausstieg hat jedoch massives Vertrauen zerstört. Ohne Planbarkeit bleibt Kernkraft ein riskantes Unterfangen. Beispiele wie Schweden zeigen, dass verlässliche Politik Planungssicherheit schaffen kann.


Europa setzt auf neue Kernkraftwerke

Führende europäische Kerntechnikunternehmen haben sich inzwischen gemeinsam positioniert. Sie erklären, nicht nur neue Anlagen errichten, sondern diese auch betreiben zu können. Belgien dient hier als Vorbild: Eine Betreibergesellschaft mit Staatsbeteiligung übernimmt den sicheren Betrieb der Kernkraftwerke.

Herausforderungen wie Bauzeiten, Kosten und Endlagerung lassen sich technisch bewältigen. Angesichts des wachsenden Energiebedarfs zählt jedoch vor allem eines: Kernkraft liefert bezahlbare, CO₂-freie und jederzeit verfügbare Energie. Diese Sicherheit bleibt essenziell für einen erfolgreichen Industriestandort Deutschland.

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