Der Solarhersteller Meyer Burger sorgte Anfang des Jahres für Aufsehen, als er staatliche Unterstützung verlangte und gleichzeitig mit der Verlagerung seiner Produktion in die USA drohte. Doch war dies ein echter Plan oder lediglich ein Versuch, Subventionen zu erpressen? Jetzt, da Meyer Burger seine Pläne in den USA verworfen hat, weil eine Produktionsverlagerung nicht finanzierbar ist, stellt sich diese Frage umso dringlicher. Bundesfinanzminister Christian Lindner stellte sich gegen diese Forderung. Die Entscheidung des Ministers hat sich als weitsichtig erwiesen, denn die Marktentwicklungen sprechen eine deutliche Sprache: Die Börsen haben das Vertrauen in Meyer Burger verloren. Innerhalb eines Jahres ist der Aktienkurs des Unternehmens von über 100 Schweizer Franken auf nur noch etwa zwei Franken gefallen. Diese dramatische Abwertung zeigt, dass die Märkte Meyer Burger nicht mehr zutrauen, die Krise aus eigener Kraft zu überwinden (manager-magazin: 26.08.24).
Die gescheiterten USA-Pläne und ihre Folgen
Die kürzlich verkündete Aufgabe der Neustartpläne in den USA hat die Situation weiter verschärft. Zu Jahresbeginn setzte Meyer Burgers CEO Gunter Erfurt die deutsche Politik unter Druck, um staatliche Unterstützung zu erhalten. Wirtschaftsminister Robert Habeck zeigte sich bereit, einzugreifen, um einen Teil der notwendigen Zell- und Modulproduktion für die Energiewende in Deutschland zu sichern. Die Argumente gegen das chinesische Preisdumping passten in die damalige Zeit und fanden bei Habeck Gehör. Christian Lindner hingegen blieb skeptisch. Er zeigte kein Interesse daran, eine neue und dauerhafte Subvention für die Solarindustrie zu schaffen. Seine Zurückhaltung und Zweifel an der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Meyer Burger-Produkte haben sich nun als gerechtfertigt erwiesen.
Trotz enormer finanzieller Anreize in den USA und der angeblichen technologischen Überlegenheit ihrer Produkte gelang es Meyer Burger nicht, die notwendigen Investitionen für das geplante US-Werk zu sichern. Diese Entwicklung legt den Verdacht nahe, dass das Geschäftsmodell des einstigen Solarprimus ohne staatliche Unterstützung nicht mehr tragfähig ist. Langfristig jedoch müssen Unternehmen am freien Markt bestehen können.
Bitterfeld-Wolfen als letzte Hoffnung
Nach der Absage der US-Pläne steht Meyer Burger nun vor einem Scherbenhaufen. Der Standort Bitterfeld-Wolfen, der zuvor als wenig zukunftsträchtig eingestuft worden war, soll nun plötzlich das „Rückgrat“ der Zellproduktion des Unternehmens werden. Doch diese Kehrtwende trifft auf wenig Glauben bei den Investoren. Auch die Mitarbeitenden in Sachsen-Anhalt sollten sich nicht allzu sehr auf diese Wende verlassen. Die Umstände, die zu dieser abrupten Entscheidung geführt haben, unterstreichen die tiefen strukturellen Probleme, mit denen Meyer Burger konfrontiert ist.
Der Niedergang eines einstigen Pioniers in der Solarindustrie wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, denen sich Unternehmen in einem zunehmend globalisierten Markt gegenübersehen. Staatliche Unterstützung kann kurzfristig helfen, doch letztlich entscheidet die Marktkompetenz über den langfristigen Erfolg. Meyer Burgers gegenwärtige Lage zeigt, dass diese Kompetenz derzeit nicht ausreicht, um ohne Hilfe zu bestehen.
Meyer Burger steht damit exemplarisch für die Schwierigkeiten, denen viele Unternehmen in einer hochkompetitiven und subventionsgetriebenen Industrie gegenüberstehen. Die Zukunft von Meyer Burger steht auf der Kippe. Die nächsten Schritte werden entscheidend sein. Wird das Unternehmen den Kurs stabilisieren können? Oder wird es weiter an Bedeutung verlieren? Die Skepsis, die Lindner zu Beginn des Jahres äußerte, hat sich als zutreffend erwiesen. Angesichts der aktuellen Entwicklungen erscheint seine Einschätzung heute als richtig.
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