Wärmepumpen-Krise: Ein Lehrstück für die Folgen planwirtschaftlicher Eingriffe

Die derzeitige Krise der Wärmepumpenbranche verdeutlicht die weitreichenden Konsequenzen von übermäßigen Eingriffen in den Markt. Das Debakel um das Heizungsgesetz hat die Hersteller von Wärmepumpen in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht. Viele Mitarbeiter bangen um ihre Arbeitsplätze, während Wirtschaftsminister Robert Habeck weiterhin auf eine baldige Erholung hofft. Doch diese bleibt aus, da ein wichtiger Zusammenhang oft übersehen wird (welt: 19.08.24).


Heizungsbranche in der Krise: Drohende Massenentlassungen und drastischer Absatzrückgang erschüttern den Markt

Die jüngsten Wochen brachten zahlreiche Meldungen über Massenentlassungen und Kurzarbeit in der deutschen Industrie, wobei insbesondere die Heizungsbranche stark betroffen ist. Bei Stiebel Eltron stehen möglicherweise bis zu 1.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel, während Unternehmen wie Vaillant und Viessmann bereits Tausende von Mitarbeitern in Kurzarbeit geschickt haben. Vaillant plant zudem, 700 Verwaltungsstellen abzubauen.

Wärmepumpen-Fiasko: Planwirtschaftliche Eingriffe in den Mark führen zu Absatzkrise und Jobverlusten bis hin zur Wohnungsbaubranche
Wärmepumpen-Fiasko: Planwirtschaftliche Eingriffe in den Mark führen zu Absatzkrise und Jobverlusten bis hin zur Wohnungsbaubranche
Bild: KI-generiert

Diese Entwicklungen sind das Resultat eines dramatischen Einbruchs im Heizungsmarkt. Im ersten Halbjahr 2024 brach der Absatz von Heizungen insgesamt um 43 Prozent ein. Bei Gasheizungen betrug der Rückgang 44 Prozent, während der Verkauf von Wärmepumpen sogar um 54 Prozent zurückging. Dieser Einbruch kam nicht überraschend: Handwerkliche Mängel und das Kommunikationsdesaster rund um das sogenannte „Heizungsgesetz“ führten zu einem letzten Ansturm auf Öl- und Gasheizungen, während die Nachfrage nach Wärmepumpen deutlich nachließ. Besonders der Hype um die Wärmepumpe, der 2023 noch 356.000 Verkäufe ermöglichte, flaute ab, da sich die Energiekrise nach Beginn des Ukraine-Kriegs etwas beruhigte.

Wärmepumpen-Fiasko: Politische Eingriffe in den Markt führen zu Absatzkrise und Jobverlusten

Die Krise der Wärmepumpenbranche zeigt exemplarisch, wie gefährlich überzogene politische Eingriffe in den Markt sein können. Noch vor zwei Jahren hatte Wirtschaftsminister Habeck auf einem „Wärmepumpengipfel“ das Ziel ausgegeben, ab 2024 jährlich 500.000 Geräte zu verkaufen. Aktuell liegt die Zahl jedoch kaum bei 200.000, trotz hoher Subventionen.

Ein wesentlicher Akteur in diesem Szenario ist der ehemalige Staatssekretär Patrick Graichen, der als Hauptarchitekt der Strategie galt, die Wärmepumpe zur zentralen Technologie der Dekarbonisierung des Gebäudesektors zu machen. Laut dem „Handelsblatt“ drohte Graichen unverhohlen, „die Schleusen für asiatische Wärmepumpen-Hersteller zu öffnen“, falls deutsche Unternehmen nicht bereit seien, ihre Produktion umzustellen. Tatsächlich reagierten die Hersteller mit der Ankündigung neuer Produktionskapazitäten. Doch inzwischen liegen unzählige Geräte bei Großhändlern und Handwerksbetrieben ungenutzt auf Lager.

Während Graichen mittlerweile aus seinem Amt ausgeschieden ist, stehen viele Beschäftigte in der Heizungsindustrie vor einer ungewissen Zukunft. Einige Unternehmen versuchen, den Optimismus aufrechtzuerhalten. So erklärte Vaillant-CEO Norbert Schiedeck: „Wir werden auch zukünftig alles daran setzen, mit Wärmepumpen und Gasheizgeräten unsere führende Position als Heizungshersteller zu behaupten.“


Die Verbindung zum Wohnungsneubau

Ein oft übersehener Faktor in der Debatte um den Markteinbruch der Wärmepumpen ist die enge Verbindung der Branche zum Wohnungsneubau. Wärmepumpen entfalten ihre volle Wirksamkeit vor allem in neu errichteten Gebäuden, in denen sie von Beginn an in die Planung integriert sind. Entsprechend wurden 2023 rund zwei Drittel aller fertiggestellten Wohngebäude mit einer Wärmepumpe ausgestattet.

Doch dieser entscheidende Absatzkanal ist stark ins Stocken geraten. Statt der von der Regierung angestrebten 400.000 neuen Wohnungen werden in diesem Jahr voraussichtlich nur 210.000 fertiggestellt. Für 2025 wird sogar mit nur 175.000 Neubauten gerechnet. Prognosen von BNP Paribas gehen von einer Stabilisierung erst ab 2026 auf einem niedrigen Niveau von 160.000 Wohnungen aus.

Der Rückgang der Baugenehmigungen, vor allem bei Einfamilienhäusern, hat mehrere Ursachen. Einerseits sind die gestiegenen Finanzierungskosten dafür verantwortlich. Auch der Inflationsdruck bei Baustoffen und Dienstleistungen spielt eine Rolle. Andererseits trägt die Politik mit ihren Eingriffen in den Markt ebenfalls zur Entwicklung bei. Ihre inkonsistenten Entscheidungen und ständigen Förderkürzungen verstärken die Unsicherheit bei den Verbrauchern.

Jüngste Diskussionen über eine mögliche CO₂-Abgabe für Pelletheizungen und andere Maßnahmen schüren zusätzlich die Verunsicherung.

Diese Unsicherheit beeinflusst die finanzielle Planung vieler Menschen stark. Oft verzögern sie deshalb Bauvorhaben oder verschieben sie ganz. Dies hat zur Folge, dass immer mehr Wärmepumpen unverkauft bleiben.

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