Die Entscheidung für eine Wärmepumpe kann den Wert einer Immobilie deutlich steigern und das Heizen nachhaltiger gestalten. Doch der Weg dorthin ist oft mit Herausforderungen gepflastert, die von der Planung bis zur Wartung auftreten können. Jan Ossenbrink, ein Experte auf dem Gebiet der Wärmepumpen, beleuchtet die wichtigsten Aspekte und beleuchtet die Risiken, die bei der Umstellung auf eine Wärmepumpe zu beachten sind (wiwo: 21.08.24).
Wärmepumpen: Teure Fehler bei unerfahrenen Installateuren vermeiden
Der Boom der Wärmepumpen lockt viele Heizungsbauer an, die von diesem Trend profitieren wollen. Doch nicht alle Betriebe verfügen über die notwendige Expertise, was erhebliche Risiken birgt. „Jeder Heizungsbauer darf eine Wärmepumpe einbauen, aber längst nicht jeder hat sich darauf spezialisiert“, erklärt Jan Ossenbrink, ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet. Besonders problematisch ist, dass viele Heizungsbauer versuchen, auf die Wärmepumpe umzusteigen, wenn die Auftragslage schlecht ist, ohne jedoch über ausreichende Erfahrung zu verfügen. Das führt häufig zu Fehlern in der Installation und Inbetriebnahme, wodurch zusätzliche Risiken entstehen.
Ähnlich kritisch ist die Situation bei Energieberatern. Viele von ihnen kommen aus fachfremden Bereichen wie der Immobilien- oder Finanzbranche und bringen wenig praktische Erfahrung in der Energietechnik mit. Ihre Empfehlungen spiegeln oft nicht die Realität wider, insbesondere wenn es um die Kosten geht. Ossenbrink betont, dass die tatsächlichen Projektkosten häufig viel niedriger sind als von den Beratern angegeben, was die Entscheidung für eine Wärmepumpe unnötig erschwert.
Billige Wärmepumpen: Warum Schnäppchen am Ende teuer werden können
Ein häufiger Fehler bei der Planung ist, dass sich Verbraucher auf das günstigste Angebot einlassen. Doch niedrige Preise können auf Kosten der Qualität gehen. Insbesondere minderwertige Pufferspeicher führen dazu, dass die Wärmepumpe ineffizient arbeitet und schneller verschleißt. „Nach wenigen Betriebsjahren kommt dann das böse – und oft kalte – Erwachen“, warnt Ossenbrink.
Darüber hinaus birgt die Überdimensionierung der Heizungsanlage erhebliche Risiken. Viele Verbraucher entscheiden sich aus Sicherheitsgründen für eine größere Wärmepumpe als nötig. Dies hat jedoch zur Folge, dass die Anlage häufig ein- und ausgeschaltet wird, was ihre Lebensdauer verkürzt und die Betriebskosten in die Höhe treibt. Eine optimal dimensionierte Pumpe läuft dagegen kontinuierlich und effizient, wodurch diese Risiken vermieden werden können.
Moderne Heizungssysteme sollten auch mit dem Internet verbunden sein, um eine Fernüberwachung und -optimierung zu ermöglichen. Dies erlaubt es, nach der Installation Anpassungen vorzunehmen und eventuelle Fehler in der Auslegung zu korrigieren. Diese Möglichkeit der Fernwartung kann langfristig Betriebskosten senken und die Lebensdauer der Anlage verlängern.
Strompreis-Unsicherheit: Warum viele beim Wechsel zur Wärmepumpe zögern
Ein weiterer Punkt, der viele Verbraucher von der Entscheidung für eine Wärmepumpe abhält, ist die Unsicherheit über die zukünftigen Strompreise. Die Sorge, dass die Stromkosten durch den notwendigen Netzausbau drastisch steigen könnten, verunsichert viele potenzielle Käufer. Diese Unsicherheit wird durch oft widersprüchliche Informationen in der öffentlichen Debatte zusätzlich verstärkt. Ossenbrink weist darauf hin, dass die Stromkosten in der Tat ein wichtiger Faktor sind, den man nicht unterschätzen sollte. Dennoch gibt es Lösungen, wie beispielsweise die Kombination mit einer Photovoltaikanlage, die langfristig helfen können, die Kosten zu stabilisieren und sogar zu senken.
Die mediale Berichterstattung über das Gebäudeenergiegesetz und die damit verbundenen Debatten haben viele Verbraucher zusätzlich verunsichert. Die Vorstellung, dass ein Heizungstausch nur mit enormen Kosten und Problemen verbunden ist, hat dazu geführt, dass viele den Umstieg auf eine Wärmepumpe hinauszögern oder ganz davon Abstand nehmen. Diese Verunsicherung hat im ersten Halbjahr 2024 zu einem deutlichen Rückgang der Nachfrage nach Wärmepumpen geführt, obwohl sie langfristig die effizienteste und skalierbarste Lösung zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors darstellt.
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