Laut einem vertraulichen EU-Kommissionsdokument, das der „Bild“ vorliegt, sind die Auswirkungen der Energiekrise in Europa besonders schwerwiegend für die Industrie im Vergleich zu Konkurrenten in den USA und China (Bild: 07.03.23). Analysten beschreiben, dass aufgrund der Preisentwicklung rund 40 Prozent der Unternehmen gezwungen sind, Investitionen in die grüne Transformation zurückzustellen. Dies führt dazu, dass die Wirtschaft der Zukunft derzeit sogar pessimistischer betrachtet wird als zu Beginn der Coronapandemie.
Unternehmen in Deutschland: Investitionen in grüne und digitale Transformation gefährdet, Auslandsverlagerung im Blick
Laut einer Umfrage des „European Roundtable for Industry“ sind aufgrund der Preisentwicklung rund 40 Prozent der deutschen Mittelstandsunternehmen gezwungen, Investitionen in die grüne und digitale Transformation zurückzustellen. Zusätzlich erwägt fast jedes vierte Unternehmen, Anteile, Produktion oder Arbeitsplätze ins Ausland zu verlagern. Im Vergleich dazu planen Geschäftsführer und Vorstandsbosse von EU-Unternehmen 34 Prozent der anvisierten Investitionen vorübergehend zu pausieren, während 15 weitere Prozent dies dauerhaft tun wollen. Im Vergleich zu den USA ist die Staatsförderung deutlich geringer und gegenüber China fehlt es an günstiger Energie.
Energieintensive Branchen in Deutschland drohen Investitions- und Produktionsprobleme – Großunternehmen investieren im Ausland
Insbesondere energieintensive Branchen wie die Chemie, das Baugewerbe oder die Metall-, Stahl-, Papier- oder Elektronikindustrie haben Probleme aufgrund der aktuellen Lage. Stahlwerke in Bremen und Hamburg haben bereits die Produktion gedrosselt und Aluminiumhütten schließen ihre Produktion. Auch große Unternehmen wie BASF, BMW oder Volkswagen planen, Standorte zu verlagern oder in China oder den USA zu investieren (Blackout-News: 28.02.23). Es ist klar, dass nationale Subventionen das Problem nicht lösen können und eine Lösung auf EU-Ebene erforderlich ist. Obwohl sinkende Energiepreise enorm helfen würden, ist nicht damit zu rechnen. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht von McKinsey zeigt, dass Deutschland für das Jahr 2025 eine Versorgungslücke von vier Gigawatt droht.
Bundeskanzler Scholz: Deutschland kann wieder Wachstum wie im „Wirtschaftswunder“ erreichen
Trotz dieser Einschätzung von Wirtschaftsexperten und täglichen Meldungen von Werksschließungen ist Bundeskanzler Olaf Scholz optimistisch und glaubt an ein Wachstum wie zu Zeiten des „Wirtschaftswunders“ (ntv: 09.03.23). Er sagte, dass Deutschland aufgrund hoher Investitionen in den Klimaschutz für einige Zeit Wachstumsraten wie in den 1950er und 1960er Jahren erzielen könne. Allerdings müsse schneller geplant, entschieden und genehmigt werden, um dies zu erreichen. Dabei ignoriert Scholz vollständig, dass die großen Windradhersteller wie Vestas und Nordex (Blackout-News. 21.02.22) ihre Produktionsanlagen in Deutschland längst geschlossen und ins Ausland verlegt haben. Beim Ausbau der Solaranlagen kommen die Solarmodule jetzt schon aus China. Woher Scholz diesen Optimismus nimmt, bleibt sein Geheimnis. Einen Plan, wie er die Wirtschaft wieder ankurbeln will, hat er dazu nicht vorgelegt. So bleibt sein Statement reiner Zweckoptimismus und klingt eher wie das Pfeifen im Walde.