Die wirtschaftliche Erholung in Europa verläuft langsamer als erwartet, und das regulatorische Umfeld verschärft die Bedingungen für Unternehmen. Der amerikanische Chemiekonzern Dow überprüft seine europäischen Geschäftsbereiche, vor allem den Polyurethan-Sektor. Ziel ist, die Zukunft der Produktion in dieser Region zu sichern. Angesichts der stagnierenden Nachfrage und der hohen Produktionskosten sieht sich Dow gezwungen, Anpassungen vorzunehmen. Diese strukturellen Nachteile in Europa belasten die Wettbewerbsfähigkeit der Standorte im Vergleich zu jenen in den USA und Kanada erheblich. Eine Entscheidung über die Neuausrichtung wird bis Mitte 2025 erwartet (handelsblatt: 25.10.24).
Fokussierte Überprüfung im Bereich Polyurethan
Dow legt dabei den Schwerpunkt auf das Polyurethan-Segment, das unter genauer Beobachtung steht. Deutschland spielt mit etwa 3.500 Mitarbeitern an 13 Standorten und der wichtigen Polyurethan-Vorproduktion in Stade eine zentrale Rolle.
Allerdings ist aufgrund der langsamen Nachfrageentwicklung und der höheren Produktionskosten im Vergleich zu Nordamerika eine strategische Anpassung in Europa denkbar. Jim Fitterling, CEO von Dow, betont, dass die Marktbedingungen in Europa nicht mit denen in Nordamerika zu vergleichen seien, wo die Nachfrage etwa nach Verpackungskunststoffen wie Polyethylen anzieht.
Konjunkturelle Herausforderungen weltweit
Neben den spezifischen Schwierigkeiten in Europa sieht Dow weltweit eine verlangsamte Markterholung, insbesondere auch in China. Zwar zeigt der Markt in Nordamerika eine gesteigerte Nachfrage, doch bleibt diese Entwicklung auf die dortige Verpackungsindustrie konzentriert. Dow konnte im dritten Quartal trotz der herausfordernden Bedingungen einen leichten Umsatzanstieg von 1,1 Prozent im Segment „Verpackung und Spezialkunststoffe“ auf 5,52 Milliarden Dollar verzeichnen. Der bereinigte Gewinn pro Aktie übertraf die Markterwartungen mit 47 Cent knapp.
Finanzielle Entwicklung und strategische Perspektive
Trotz der leichten Umsatzsteigerung im dritten Quartal fällt der Nettogewinn des Konzerns im Vergleich zum Vorjahr fast 30 Prozent geringer aus. Neben den allgemeinen wirtschaftlichen Belastungen führte ein Produktionsausfall an einer wichtigen Anlage in Texas zu zusätzlichen finanziellen Herausforderungen. Für die Zukunft strebt Dow eine stärkere Fokussierung auf profitable Segmente an, um die Rentabilität auch in Europa zu sichern. Die Entscheidung, ob die Standorte in Europa in ihrer bisherigen Form weiter betrieben werden, könnte weitreichende Folgen für die gesamte Region und die dortigen Mitarbeiter haben.
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