Umstrittenes Holzheizkraftwerk: Warum Cuxhaven Wälder für Wärme opfert

Das neue Holzheizkraftwerk in Cuxhaven steht unter massiver Kritik von Umweltverbänden. Die Anlage, die ab 2020 errichtet wurde, soll jährlich zwischen 100.000 und 140.000 Tonnen Holz verbrennen, um Wärme zu erzeugen. Laut Betreiber Forte Energie sei dies eine nachhaltige und CO₂-neutrale Lösung. Doch Umweltorganisationen wie Robin Wood, BUND, Parents4Future und Bio-Fuelwatch widersprechen vehement. Sie sehen in der Holzverbrennung weder eine nachhaltige noch eine zukunftsfähige Lösung (taz: 22.08.24).


Weltweite Entwaldung und lokale Auswirkungen

Weltweit geht die Waldfläche zurück, und in diesem Kontext erscheint es widersprüchlich, Holz als Brennstoff zu nutzen. Jana Ballenthien von Robin Wood betont, dass in den letzten Jahren allein in Deutschland 600.000 Hektar Wald abgestorben seien. Ein erheblicher Teil des in Cuxhaven verbrannten Holzes werde Frischholz sein, für dessen Gewinnung Wälder gerodet werden. Tobias Söhl von den Parents4Future fordert daher, dass Holz eher zur Herstellung von langlebigen Produkten als zur Verbrennung verwendet werden sollte.

Kontroverse um das Holzheizkraftwerk in Cuxhaven - Anlage soll jährlich zwischen 100.000 und 140.000 Tonnen Holz verbrennen
Kontroverse um das Holzheizkraftwerk in Cuxhaven – Anlage soll jährlich zwischen 100.000 und 140.000 Tonnen Holz verbrennen
Symbolbild

Zusätzlich äußern Umweltverbände die Befürchtung, dass nicht nur heimisches Holz, sondern auch importiertes Holz verwendet werde. Bei einer geplanten Menge von bis zu 140.000 Tonnen jährlich sei es unwahrscheinlich, dass dieses ausschließlich aus regionalen Quellen stamme. Forte Energie selbst habe bereits über Importe aus Skandinavien und den baltischen Staaten nachgedacht. Dies verstärkt die Sorgen der Umweltverbände, dass die Holzverbrennung auch global negative Auswirkungen habe.

Nachhaltigkeitsversprechen und Kritik

Forte Energie argumentiert, das Holzheizkraftwerk sei CO₂-neutral, da das verbrannte Holz in seinem Lebenszyklus genauso viel CO₂ aufgenommen habe, wie es freigesetzt werde. Diese Berechnungslogik, die auf der Methode des Weltklimarats IPCC basiert, stößt bei den Umweltverbänden auf Unverständnis. Sie weisen darauf hin, dass bei der Verbrennung große Mengen CO₂ freigesetzt würden, während die Wiederaufforstung und der damit verbundene CO₂-Ausgleich viel Zeit in Anspruch nehme und nicht immer gewährleistet sei. Besonders problematisch sei dies bei Holzimporten aus Regionen wie North Carolina, wo die Nachhaltigkeitszertifikate der Pelletindustrie als unzureichend angesehen werden.

Auch die Stadt Cuxhaven steht in der Kritik. Die Genehmigung des Kraftwerks erfolgte für eine Leistung von 49,9 Megawatt, knapp unter der Schwelle, ab der eine Bürgerbeteiligung erforderlich wäre. Nachfragen beim Gewerbeaufsichtsamt ergaben jedoch, dass die tatsächlich verbauten Kessel eine höhere Leistung haben könnten. Die Umweltverbände befürchten daher, dass Forte Energie langfristig eine Ausweitung der Produktion anstrebt, um die Rentabilität des Kraftwerks zu steigern.


Alternativen zur Holzverbrennung

Ein weiterer Kritikpunkt der Umweltverbände betrifft die Förderung des Kraftwerks durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Diese Förderung sei „absurd“, insbesondere in einer Region wie Cuxhaven, die über reichlich Wind und die Nähe zum Meer verfüge. Statt Holz zu verbrennen, sollten Alternativen wie Großwärmepumpen und Power-to-Heat-Systeme für die Fernwärmeerzeugung eingesetzt werden.

Die Stadt Cuxhaven zeigt sich in der Frage der Energieplanung zurückhaltend. Laut Stadtsprecher Marcel Kolbenstetter sei Holz zwar ein nachwachsender Rohstoff, aber die Qualität des verbrannten Holzes müsse berücksichtigt werden. Konkrete Pläne zur Nutzung der im Kraftwerk erzeugten Energie für öffentliche Gebäude gebe es noch nicht. Man arbeite jedoch an einem Wärmeplan, um den zukünftigen Energiebedarf der Stadt zu ermitteln.

Forte Energie selbst äußert sich trotz mehrfacher Nachfragen nicht zu den anhaltenden Vorwürfen. Dies verstärkt den Unmut der Kritiker, die klare Antworten und eine transparente Kommunikation fordern. Das Holzheizkraftwerk in Cuxhaven bleibt somit ein umstrittenes Projekt, das nicht nur lokale, sondern auch globale Auswirkungen hat.

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