Ukraine plant ab 2025 Gasweiterleitung nach Europa einzustellen

Der Chef von Naftogaz, dem staatlichen ukrainischen Energieunternehmen, erklärte, dass der Transitvertrag mit Gazprom im Jahr 2024 ausläuft. Die Ukraine will diesen Vertrag nicht mehr verlängern. Deshalb wird die Ukraine ab 2025 kein russisches Gas mehr nach Europa leiten. Dies hat Auswirkungen auf den europäischen Gasmarkt, da einige Länder nach alternativen Gasquellen suchen müssen (rnd: 30.10.23).


Ukraine vor Gasausstieg: Europa in der Klemme – Preisschwankungen drohen

Die Ukraine will früher aussteigen, da Gazprom nicht zahlt. Aber der Transit bleibt vorerst, da einige europäische Länder russisches Gas brauchen. Es ist jedoch ungewiss, ob diese Länder bis Ende 2024 ihre Abhängigkeit von russischem Gas beenden können.

Ukraine vor Gasausstieg: Europa in der Klemme - Preisschwankungen drohen. Gasfluss in Europa ändert Richtung
Ukraine vor Gasausstieg: Europa in der Klemme – Preisschwankungen drohen. Gasfluss in Europa ändert Richtung

Andreas Schröder, Leiter der Energieanalyse bei ICIS, betont, dass ein Stop des Gasflusses durch die Ukraine Länder wie Italien, Österreich, Ungarn und die Slowakei vor Herausforderungen stellt. Obwohl weniger als 10 Prozent der europäischen Pipelineflüsse aus Russland kommen, sind diese Länder auf russische Gaslieferungen angewiesen.

Wenn die Ukraine ab 2025 kein russisches Gas mehr Richtung Westen transportiert, könnten Preisschwankungen auf dem europäischen Gasmarkt auftreten. Die Länder in Mitteleuropa müssen nun schnell nach neuen Gaslieferanten suchen. Deutschland importiert kein Gas mehr aus Russland. Österreich bezieht jedoch im Jahr 2023 immer noch über 50 Prozent seines Gases aus Russland. Vor dem russischen Angriffskrieg im Februar 2022 waren es fast 80 Prozent.

Experte warnt vor russischem Gasausstieg: Österreichs Vertrag verlängert – EU-Botschafter sorgt für Krise

Der ehemalige CEO von OMV, Gerhard Roiss, warnte bereits im Juni vor dem Ende der russischen Gaslieferungen über die Ukraine. Dennoch äußerte er Zuversicht und erklärte, dass bis Ende 2024 die Unabhängigkeit von russischem Gas möglich sei. Obwohl der Vertrag Österreichs mit Gazprom theoretisch bis 2040 läuft, wurde er unter Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) verlängert, wobei Wladimir Putin extra nach Wien reiste.

Im September löste der EU-Botschafter in Österreich, Martin Selmayr, eine diplomatische Krise aus. Er bezeichnete Österreichs Zahlungen an Moskau im Austausch für Gaslieferungen als „Blutgeld“. Trotz einer Einberufung ins Außenministerium blieb er bei dieser Aussage.

Die EU-Kommission kritisierte Österreich ebenfalls. Das Land hat keinen klaren kurzfristigen Plan zur vollständigen Abkopplung von russischem Gas, obwohl es seine Abhängigkeit bereits reduziert hat, aber immer noch über dem EU-Durchschnitt liegt. Die EU strebt an, ab 2027 vollständig auf fossile Energie aus Russland zu verzichten.


Ukraine könnte schnelleres Ende der russischen Gaslieferungen auslösen – Bedeutung von Turkstream und Transgas-Pipeline

Der ukrainische Transitstopp könnte das Ende der russischen Gaslieferungen schneller herbeiführen als in den Verträgen vorgesehen. Nachdem Russland im September 2022 die Gaslieferungen durch die Nord Stream 1-Pipeline eingestellt hat, sind zwei Pipelines entscheidend für die europäische Gasversorgung. Eine davon ist die Turkstream-Pipeline, die von Südrussland durch das Schwarze Meer in die Türkei verläuft und von dort aus verschiedene Balkanländer versorgt.

Die andere wichtige Pipeline ist die Transgas-Pipeline, die von der Ukraine über die Slowakei und Tschechien bis nach Österreich und Deutschland verläuft. Diese Pipeline wäre von einem ukrainischen Transitstopp betroffen. Besonders Länder ohne direkten Zugang zum Meer haben sich bisher über die Transgas-Pipeline versorgt.

Der Gasexperte Schröder erklärt, dass ein Teil des Ausfalls der Transgas-Pipeline durch die türkische Route kompensiert werden könnte. Das Gas könnte um die Ukraine herum durch die Turkstream-Pipeline nach Europa umgeleitet werden. Allerdings ist die Kapazität dieser Pipeline begrenzt. Daher müssen mittel- und osteuropäische Länder wie Österreich, Ungarn und die Slowakei zukünftig auf andere Lieferanten setzen, wie zum Beispiel Deutschland.

Gasfluss in Europa ändert Richtung – Herausforderungen für Länder in der Mitte

Bisher floss Gas in Europa hauptsächlich von Osten nach Westen. Aber der Gasfluss kann umgekehrt werden, wie bei der Jamal-Pipeline, die von der Jamal-Halbinsel in Sibirien durch Russland, Belarus und Polen bis nach Deutschland verläuft. Allerdings transportiert Jamal schon seit einiger Zeit kein russisches Gas mehr nach Europa. Stattdessen wird die Pipeline laut Bundesnetzagentur verwendet, um Gas von Deutschland nach Polen zu transportieren.

Schröder betont, dass Deutschland zukünftig als Transitland Länder wie Österreich oder die Slowakei mit Erdgas versorgen könnte. Aber Norwegen, der größte Gasimporteur nach Deutschland, darf dabei nicht ausfallen, da dies ein erhebliches Risiko darstellen würde. Italien kann sich aufgrund seiner Lage anderweitig mit Gas, wie LNG (Flüssiggas), versorgen, während dies für die mitteleuropäischen Länder, die derzeit noch von russischem Gas abhängig sind, nicht so einfach ist.

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