Studie zeigt: Elektrische Kleinwagen sind trotz staatlicher Zuschüsse nicht rentabel

Bisher haben kleine Elektroautos wie der Renault Zoe oder der Opel Corsa-e keinen wirtschaftlichen Nutzen. Es ist seit langem bekannt, dass die Hersteller aufgrund der geringen Gewinnspannen nicht wirklich begeistert von elektrisch angetriebenen Kleinwagen sind. Infolgedessen haben sie in den letzten Jahren immer wieder die Preise angehoben. Das Ergebnis ist, dass der Corsa-e in Deutschland nun mindestens 36.395 Euro und der Zoe E-Tech mindestens 36.840 Euro kostet (edison.media: 06.04.23).


Studie: Elektrischer Kleinwagen selbst mit staatlichen Zuschüssen nicht wirtschaftlich

Die aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums hat gezeigt, dass ein elektrischer Kleinwagen für private Käufer derzeit nicht mehr wirtschaftlich rentabel ist. Trotz der Vorteile wie Steuerbefreiungen, Umweltboni und geringeren Wartungskosten schneidet ein Mini-Stromer in den ersten Jahren im Vergleich zu einem vergleichbaren Benziner deutlich schlechter ab.

Elektrisch angetriebene Kleinwagen rechnen sich trotz staatlichen Subventionen selbst bei einer Haltedauer von 15 Jahren nicht
Elektrisch angetriebene Kleinwagen rechnen sich trotz staatlichen Subventionen selbst bei einer Haltedauer von 15 Jahren nicht gegenüber einem vergleichbaren Fahrtzeug mit Verbrenner

Ein Grund dafür ist, dass Elektrofahrzeuge derzeit noch teurer sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Selbst wenn der Umweltbonus in Betracht gezogen wird, kann dies die höheren Anschaffungskosten nicht vollständig ausgleichen. Hinzu kommt, dass die Batteriekosten immer noch hoch sind, obwohl sie in den letzten Jahren gesunken sind.

Vergleich von Fahrzeugkosten: Elektro- vs. Verbrennungsmotoren

Darüber hinaus gibt es derzeit noch immer Einschränkungen bei der Verfügbarkeit von Ladestationen, was für viele Käufer von Elektrofahrzeugen ein großes Problem darstellt. Dies kann dazu führen, dass sie sich unwohl fühlen und unsicher sind, wie zuverlässig sie ihr Fahrzeug aufladen können, wenn sie es benötigen.

Die Forscher haben die Gesamtkosten von Fahrzeugen mit verschiedenen Antriebstechniken über mehrere Jahre hinweg verglichen, wobei auch die steigenden Strompreise berücksichtigt wurden. In der Kleinwagen-Klasse wurden ein Opel Corsa-e und das bestausgestattete Schwestermodell mit Ottomotor sowie ein vollelektrischer Mini Cooper SE und ein VW Polo 1.0 TSI verglichen. In der Mittelklasse wurden ein Tesla Model 3 und ein Polestar 2 gegen einen VW Passat Variant als Benziner und als Diesel getestet. Die Plug-in-Versionen (PHEVs) des Mini Cooper Countryman und des BMW 320e sowie der Toyota Mirai mit Brennstoffzelle wurden ebenfalls getestet.


Elektrisch angetriebene Kleinwagen rechnen sich selbst bei einer Haltedauer von 15 Jahren nicht

Die TCO-Berechnung (Total Cost of Ownership) bewertete die Anschaffungskosten der Fahrzeuge sowie beim Elektroauto auch die Kosten für den Kauf und die Montage einer Wallbox und den Restwert des Fahrzeugs am Ende der Haltedauer. Zusätzlich wurden die Energieverbräuche bei einer jährlichen Fahrleistung von 14.000 Kilometern, die Kosten für Steuer, Versicherung und Wartung berücksichtigt. Staatliche Fördermaßnahmen für Elektroautos und die Möglichkeit, Erlöse von etwa 400 Euro pro Jahr durch den Verkauf von Verschmutzungsrechten (THG-Quote) zu erzielen, wurden ebenfalls einbezogen.

Laut der Untersuchung des Fraunhofer-Instituts haben Elektroautos im Vergleich zu Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb, Plug-in-Hybriden und Brennstoffzellenautos zwar grundsätzlich Kostenvorteile. Diese sind jedoch stark von der Haltedauer und der Größe des Fahrzeugs abhängig. Elektroautos der Mittelklasse erreichen trotz höherer Anschaffungskosten bereits nach drei Jahren den Punkt der Kostengleichheit. Danach könnten sie sogar Kostenvorteile von über 5000 Euro erzielen, nach zehn Jahren sogar von bis zu 11.200 Euro gegenüber einem Verbrenner. Die Studie beschreibt, dass Elektroautos die Kostennachteile in den ersten Jahren ihrer Haltedauer mit der Zeit wieder ausgleichen können.

Doch der Kostenvorteil von Elektroautos im Vergleich zu Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb variiert stark in Abhängigkeit der Fahrzeuggröße bzw. dem Fahrzeugsegment. Bei elektrischen Kleinwagen dauert es wesentlich länger, bis sich ein Vorteil für den Besitzer ergibt, und die Parität wird erst nach fünf bis acht Jahren erreicht. Danach gibt es praktisch keinen Kostenvorteil des BEV gegenüber der Benziner-Variante. Selbst bei einer Haltedauer des Elektroautos von 15 Jahren ergibt sich kein Kostenvorteil mehr.

Kostenvergleich von Elektro- und Verbrennerfahrzeugen: Strompreise entscheidend

Ursache dafür sind die unverhältnismäßig höheren Zusatzkosten für den Elektroantrieb bei Kleinwagen und die mittlerweile sehr niedrigen Verbrauchskosten von benzin- oder dieselbetriebenen Fahrzeugen. Die Energiekosten machen bei einem Diesel-Pkw einen Anteil von nur 19 Prozent der Gesamtkosten aus, was knapp über den 17 bzw. 18 Prozent eines Elektroautos liegt. Elektroautos haben einen deutlichen Vorteil nur dann, wenn sie ausschließlich mit Solarstrom aus einer privaten PV-Anlage geladen werden können. Für BEV-Nutzer, die zu 100 Prozent auf öffentliche Ladestationen angewiesen sind, können bis zu 42 Prozent höhere Energiekosten anfallen.

Die langfristige Betrachtung ist mit einigen Unsicherheiten verbunden. Momentan ist nur klar, dass der Umweltbonus für Elektroautos nächstes Jahr auslaufen wird und die Steuerbefreiung für Elektroautos nach dem aktuellen Stand im Jahr 2030 enden wird. Es ist jedoch ungewiss, wie sich die Strom- und Kraftstoffpreise in den kommenden Jahren entwickeln werden. Aus diesem Grund haben die Analysten des Fraunhofer-Instituts zwei Szenarien untersucht. Im ersten Szenario bleiben die Strompreise in Deutschland in den kommenden 15 Jahren auf dem aktuellen hohen Niveau. Im zweiten Szenario werden sich die Kraftstoffpreise aufgrund einer Erhöhung der CO₂-Bepreisung in den kommenden Jahren deutlich verteuern – auf durchschnittlich 2,18 Euro pro Liter Diesel und etwa 2,05 Euro pro Liter Benzin.


Wie sich Preise von Verbrennern und Elektroautos entwickeln werden, ist unklar

Es ist unklar, wie sich die neuen, verschärften Abgasgrenzwerte der Euro-7-Norm auf die Preise der neuen Verbrennungsmotoren auswirken werden. Es ist auch ungewiss, wie die steigenden Kosten für die Rohstoffe von Batterien und Elektromotoren die Preise von Elektroautos beeinflussen werden. Die oft prognostizierte Halbierung der Batteriepreise bei gleichzeitiger Verdoppelung der Energiedichte ist immer noch eine Hoffnung. Michael Krail, der Leiter der Studie vom Fraunhofer ISI, zieht ein ernüchterndes Fazit und sagt, dass der Einfluss der Strom- und Kraftstoffpreise auf den Kostenvergleich zwischen Elektrofahrzeugen und Verbrennern begrenzter ist, als allgemein angenommen wird. Es ist also völlig unklar, ob sich der Kauf von Elektroautos in Zukunft lohnen wird.

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