Im klassisches Atom-Land Frankreich ist die Stromversorgung nicht mehr gesichert. Präsident Macron hat jetzt Bundeskanzler Scholz um Hilfe bei der Stromversorgung gebeten (t-online: 04.10.22). Dabei müssen wir selbst Kohlekraftwerke aus der Reserve holen, um einen Blackout zu vermeiden.
Deutschland will Frankreich mit Strom aushelfen
Ausgerechnet das Atom-Aussteigerland Deutschland soll nun die Atomnation Frankreich mit Strom versorgen. In Frankreich ist nicht einmal die Hälfte der 56 Atomreaktoren in Betrieb. Der Rest musste, teils wegen Wartungsarbeiten, teils wegen technischer Probleme vom Netz genommen werden. Deshalb haben sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Macron bereits Anfang September darauf verständigt, sich im Winter gegenseitig bei der Energieversorgung zu unterstützen. Frankreich soll nach der Vereinbarung Deutschland mit Gas aushelfen und im Gegenzug wird Deutschland Strom nach Frankreich exportieren.
Frankreich will 14 neue Reaktoren zur Sicherung der Stromversorgung bauen
Der 2020 verabschiedete Mehrjahresplan für die Energieversorgung sieht auch in Frankreich die Abschaltung von 14 Reaktoren vor. Davon hat sich Präsident Emmanuel Macron allerdings längst verabschiedet. Er hat mittlerweile sogar die Rückkehr zur Atomkraft erklärt und den Bau von 14 neuen Reaktoren angekündigt.
Doch bis die so weit ist, befindet sich Frankreich bei der Stromversorgung in einer Dauerkrise. Mittlerweile ist die Jahresproduktion laut dem Netzbetreibers auf ein historisches Tief gefallen. Die Atomkraftwerke haben dieses Jahr gerade noch 280 Terawattstunden erreicht. Im gleichen Zeitraum haben sie vor einem Jahr noch 360 Terawattstunden produziert. Unterdessen steigen die Schulden des Betreibers EDF auf bis zu 60 Milliarden Euro an. Ursache dafür ist der französische Energiepreisdeckel, der die Verbraucher schützen soll. Damit zwingt der Staat EDF, einen Teil seines Stroms unter dem Marktpreis abzugeben.
Auch belgischer Reaktor Tihange 3 aufgrund technischer Probleme vom Netz
Derweil verschärft sich die Situation bei der Stromversorgung in Europa noch weiter. Denn jetzt musste auch der belgische Atomreaktor Tihange 3 abgeschaltet werden (dw: 03.10.22). Grund für die Abschaltung war ein Druckabfall in einem der drei Dampfgeneratoren. Damit fehlen im europäischen Verbundnetz weitere, 1038 MW Leistung. Dennoch hält Wirtschaftsminister Habeck an der termingerechten Abschaltung des Atomkraftwerks Lingen im Emsland fest. Man darf gespannt sein, wie lange noch.
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