Die Diskussion um die Einführung von Strompreiszonen in Deutschland wird hitziger. Befürworter im Norden erwarten günstigere Preise, doch die Folgen für den industriestarken Süden wären verheerend. Strompreiszonen könnten eine massive Abwärtsspirale auslösen – mit dramatischen Konsequenzen für Wirtschaft, Beschäftigung und Wohlstand (focus: 28.04.25).
Strompreiszonen verteuern die Produktion im Süden
Schon heute zählt Deutschland zu den teuersten Industriestandorten Europas. Strompreise von über 25 Cent pro Kilowattstunde setzen die Industrie massiv unter Druck. Eine zusätzliche Belastung von 2,6 Cent pro Kilowattstunde, wie bei einer Zonentrennung erwartet, würde die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen endgültig zerstören.

Bayern und Baden-Württemberg beherbergen große Teile der deutschen Maschinenbau-, Chemie- und Automobilindustrie. Diese Branchen benötigen enorme Mengen an Energie, deren Kosten über internationale Konkurrenzfähigkeit entscheiden. Schon jetzt kämpfen zahlreiche Betriebe mit Standortnachteilen. Höhere Strompreise durch eine Aufspaltung der Preiszonen könnten das endgültige Aus bedeuten.
Windkraft im Süden bleibt ineffizient – Ausbau löst das Problem nicht
Ein weiterer Irrtum der Preiszonen-Befürworter liegt im Ausbauversprechen: Windkraftanlagen im Süden arbeiten aufgrund schwächerer Winde deutlich ineffizienter. Während norddeutsche Anlagen bis zu 3.200 Volllaststunden erreichen, liefern Anlagen in Bayern und Baden-Württemberg oft nicht einmal 1.800 Stunden pro Jahr.
Baugleiche Anlagen produzieren im Süden somit rund 40 % weniger Strom. Dadurch steigen die Stromgestehungskosten im Süden auf bis zu 8,29 Cent pro Kilowattstunde, während sie im windreichen Norden zwischen 3,94 und 5,01 Cent liegen. Ein forcierter Ausbau der Windenergie im Süden würde daher die Preise nicht senken, sondern im Gegenteil weiter erhöhen.
Gefahr massiver Standortverluste
Sollten Strompreiszonen eingeführt werden, käme es unweigerlich zu massiven Standortverlagerungen. Unternehmen würden dem Süden den Rücken kehren und dorthin abwandern, wo der Strom günstiger ist. Gerade energieintensive Branchen könnten Bayern und Baden-Württemberg binnen weniger Jahre in Richtung Norddeutschland oder ins Ausland verlassen.
Dieser Exodus hätte fatale Folgen: Steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Steuereinnahmen und der Verlust ganzer Industriezweige. Die Folgen einer solchen Entwicklung wären kaum umkehrbar und würden die wirtschaftliche Landkarte Deutschlands nachhaltig verändern.
EU-Druck darf nicht zu falschen Entscheidungen führen
Die EU fordert von Deutschland Maßnahmen gegen Netzengpässe. Doch Strompreiszonen wären eine überstürzte Antwort auf ein komplexes Problem. Die logische Folge wäre nicht eine bessere Nutzung erneuerbarer Energien, sondern eine Spaltung des Landes in Gewinner und Verlierer.
Statt den Süden wirtschaftlich zu entkernen, braucht Deutschland ein intelligentes Gesamtkonzept: bessere Vernetzung, konsequente Förderung effizienter Standorte und eine Reform der Marktregeln – ohne die Einheit des Strommarktes aufzugeben.
Strompreiszonen gefährden Wohlstand und Arbeitsplätze
Die Einführung von Strompreiszonen mag kurzfristig einigen Regionen Vorteile verschaffen. Doch langfristig gefährden sie den Wohlstand ganzer Landesteile. Der Süden Deutschlands würde massiv an wirtschaftlicher Bedeutung verlieren. Investitionen, Arbeitsplätze und Innovationen könnten abwandern – zum Schaden des ganzen Landes.
Deutschlands Stärke liegt in seiner wirtschaftlichen Balance. Diese leichtfertig aufs Spiel zu setzen, wäre ein historischer Fehler.
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