Der Strompreis steigt in Deutschland von einem Rekord zu anderen. An der Strombörse liegen die Preise für eine Megawattstunde (MWh) seit Wochen bei 100€ und darüber. Damit hat sich der Preis fast vervierfacht. Viele Haushalte mit kleinen Einkommen könne deshalb die explodierenden Preis nicht mehr bezahlen. Stromanbieter sperren Strom – bereits 290.000 Haushalten jährlich betroffen.
Bereits bei 100€ Verzug stellen Anbieter den Strom ab
Wer bei den Zahlungen mehr als 100 Euro in Verzug gerät, sitzt bald darauf im Dunkeln. Wenn auf Zahlungsaufforderungen und Mahnungen keine Zahlung erfolgt, dürfen Energieversorger ihren Kunden kurzer Hand den Strom abstellen.
Die Hilfeanfragen von Menschen, die ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen können steigen bei den Verbraucherschutzorganisation stark an. So berichtet zum Beispiel Annabel Oehlman von der Verbraucherzentrale Bremen: „Immer mehr Verbraucher, die ihre Stromrechnungen nicht mehr bezahlen können, erhalten derzeit Androhung von Versorgern, dass ihnen der Strom abgestellt werden soll. Manche müssen schon ohne Strom leben“.
Corona führt bei vielen Haushalten zum Zahlungsproblem
Betroffen sind hauptsächlich Haushalte mit niedrigen Einkommen. Viele davon haben, durch Kurzarbeit oder Arbeitsplatzverlust in der Corona-Zeit nicht mehr genug Geld um die Stromrechnung bezahlen zu können.
„Der Beratungsbedarf ist enorm gestiegen. Wir haben allein im ersten Quartal in Bremen mehr Verbraucher in unserer Verbraucherzentrale beraten als im gesamten Jahr 2019“, sagt Oelmann.
Stomsperre für 290.000 Haushalten jährlich
Laut Monitoring Bericht der Bundesnetzagentur haben im Jahr 2019 die Stromversorger insgesamt 4,75 Millionen Haushalten angedroht, den Strom zu sperren. Zu tatsächlichen Stromsperren kam es dabei bei 290.000 Haushalten. Besonders häufig betroffen waren Haushalte in Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Berlin, am seltensten in Baden-Württemberg und Bayern.
Stromanbieter sperren Strom – Abstellen und Anstellen kostet zusätzlich
In den Beratungsgesprächen versuchen die Verbraucherschützer ein Abschalten des Stromes auf möglichst zu verhindern. „Denn das Abschalten ist für alle die teuerste Variante“, berichtet Oelmann. Laut Bundesnetzagentur verlangen die Stromanbieter für das Abstellen im Schnitt 53 Euro und für das Wiederanstellen weitere 56 Euro. Für die betroffenen Haushalte ist das in der Regel sehr viel Geld
Strompreise werden weiter steigen
Durch die Abschaltung der Kernkraftwerke entsteht eine Deckungslücke in der Stromversorgung. Der weitere Ausbau von Windkraft- und Solaranlagen kann diese nicht schließen, deshalb müssen die Netzbetreiber große Mengen Strom zu deutlich höheren Preisen importieren. Dies ist auch der Grund, dass die Strompreise seit Wochen steigen. Zusätzlich müssen aufgrund der ungünstigen Wetterlage seit Monaten fossile Kraftwerke einspringen um die Versorgung aufrecht zu erhalten. Die Stromkosten steigen bei diesen Anlagen aufgrund der jährlichen steigenden CO2-Abgabe immer weiter an. Dies wird sich unweigerlich in den kommenden Monaten auf den Preis für den Endverbraucher auswirken.
Deutschland hat bereits den höchsten Strompreis im internationalen Vergleich, doch die Preise werden bei der jetzigen Energiepolitik unaufhaltsam weiter steigen.
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