Der Motorsägenhersteller Stihl erlebt nach schwachen Jahren wieder ein stabiles Umsatzplus. Bis Ende August legte der Konzern um fünf Prozent zu und steuert damit auf rund 5,5 Milliarden Euro Jahresumsatz zu. Dennoch bleibt der Druck hoch, weil Akkugeräte zunehmend den Markt bestimmen. Dieser Trend verändert nicht nur die Produktion, sondern auch die Arbeitsplätze in Deutschland (handelsblatt: 10.09.25).
Transformation durch Akkugeräte
Während der Pandemie hatte Stihl von einer Sonderkonjunktur profitiert. Damals lag das Ziel bei acht Milliarden Euro Umsatz, doch diese Marke gilt inzwischen als unerreichbar. Heute verlagert sich die Nachfrage stark zu Akkugeräten, die Benzingeräte in vielen Märkten verdrängen. In Westeuropa liegt ihr Anteil bereits über 50 Prozent. Bis 2030 könnten es mehr als 60 Prozent sein. Das sorgt für Investitionen in neue Werke, aber auch für Stellenabbau in Deutschland.

Die deutschen Standorte fertigen vor allem Geräte mit Verbrennungsmotoren. Da diese Produkte an Bedeutung verlieren, geraten Arbeitsplätze unter Druck. Besonders deutlich zeigt sich das in Waiblingen, wo Stihl zusätzlich 100 Jobs streicht, weil die Softwareentwicklung von Mährobotern künftig in China erfolgt.
Stellenabbau und neue Standorte im Ausland
Der offiziell angekündigte Abbau von 500 Arbeitsplätzen in Deutschland bleibt nicht die einzige Maßnahme. Stihl reagiert auf steigende Konkurrenz und sinkende Margen mit einer klaren Strategie: Die Produktion von Akkugeräten wandert ins Ausland. In Rumänien entsteht ein neues Werk, das künftig große Stückzahlen liefern soll. Für die Fertigung in Deutschland sind die Kosten zu hoch.
Auch die internationale Verlagerung bringt Belastungen. Während in Deutschland die Zahl der Arbeitsplätze unter 20.000 fällt, baut Stihl im Ausland Kapazitäten aus. Der Stellenabbau trifft besonders Bereiche, in denen bislang hochwertige Technik für Profigeräte entstand.
Finanzielle Stärke als Rückhalt
Trotz massiver Umstrukturierungen bleibt die Finanzlage solide. Mit einer Eigenkapitalquote von 69 Prozent finanziert Stihl sämtliche Investitionen aus eigenen Mitteln. Offizielle Gewinnzahlen nennt das Unternehmen nicht, doch Traub spricht von einem „zufriedenstellenden Ergebnis“. So bleibt trotz Kostensteigerungen Spielraum für Innovationen.
Dennoch ist klar, dass die Transformation mit Akkugeräten zusätzlichen Druck bringt. Mehr Wettbewerb, höhere Vertriebskosten und Standortverlagerungen ins Ausland verstärken die Unsicherheit.
USA sichern stabile Produktion
Ein zentraler Markt bleibt Nordamerika. Dort erzielt Stihl rund ein Drittel des Umsatzes. In Virginia Beach arbeiten seit über fünf Jahrzehnten 2600 Menschen. Mehr als 100 Geräte laufen in dieser Fabrik vom Band, was die Produktion auf stabile Beine stellt.
Andere Hersteller suchen noch nach teuren Standorten, während Stihl den Vorteil einer langjährigen Präsenz nutzt. Allerdings belasten Zölle von über 15 Prozent das Geschäft. Langfristig müssen die Kunden dafür zahlen, auch wenn Preiserhöhungen den Absatz bremsen.
Zwischen Chancen und Belastungen
Stihl befindet sich im Spannungsfeld zwischen Wachstum und Kostendruck. Akkugeräte eröffnen neue Perspektiven, doch Stellenabbau und Verlagerungen ins Ausland schwächen die Basis in Deutschland. Damit bleibt der Konzern gezwungen, seine Produktion flexibel zu gestalten und Arbeitsplätze dort zu schaffen, wo sie wirtschaftlich tragfähig sind.
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