Steuern auf Strom: Warum der Strompreis trotz sinkender Abgaben immer weiter steigt

Früher hat der Staat über die Hälfte der Stromkosten in Form von verschiedener Steuern eingenommen. Jetzt ist es nur noch etwa ein Drittel, was im Europa-Vergleich trotzdem hoch ist. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum der Strompreis gleich bleibt. Nachdem die EEG-Umlage letztes Jahr entfallen war, verringerten sich die Steuern auf Strom in Deutschland deutlich. Eine Analyse von Verivox, zeigt, dass der aktuelle Steueranteil bei 29 Prozent liegt (FAZ: 09.08.23). Allerdings steigen die Strompreise trotzdem immer weiter. Im Juli betrug die Preissteigerung bei Strom 17,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit fast das Dreifache der Inflationsrate.


Deutsche Abgaben auf Strom dreimal so hoch wie im europäischen Durchschnitt

Der Hauptgrund für den sinkenden Staatsanteil ist der Entfall der EEG-Umlage letztes Jahr. Thorsten Storck, Energiekenner bei Verivox, betonte, dass der Staatsanteil 2018 noch bei fast 57 Prozent lag. Mit der EEG-Umlage bis Juli 2022 unterstützten Verbraucher den Ausbau von erneuerbaren Energien.

Deutsche Steuern auf Strom dreimal so hoch wie im europäischen Durchschnitt. Strompreise steigen um 17,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr
Deutsche Steuern auf Strom dreimal so hoch wie im europäischen Durchschnitt. Strompreise steigen um 17,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr

Dennoch zahlen Deutsche im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hohe Stromsteuern. Nur in Dänemark und Polen sind diese höher, mit 38 Prozent. Im Durchschnitt zahlen die EU-Länder 15 Prozent und damit bei knapp der Hälfte.

Strompreise steigen trotz weniger Steuern und Abgaben – die versteckten Kosten im Detail

Ein Haushalt mit drei Personen, der jährlich 4000 Kilowattstunden nutzt, muss bei einem Preis von 40 Cent pro Kilowattstunde rund 1583 Euro jährlich für Strom hinlegen. Dabei kostet die Netznutzung 350 Euro (22 Prozent). Für den Einkauf, die Gewinnspanne und den Verkauf des Stroms zahlen sie fast die Hälfte, nämlich 777 Euro (49 Prozent). Laut Verivox sind Steuern und andere Gebühren 456 Euro wert, das entspricht 29 Prozent.


Storck betonte, weniger Abgaben führen nicht direkt zu billigerem Strom. Er erwähnte: „Zwar hat das EEG-Aus preisdämpfend gewirkt, die hohen Beschaffungskosten fressen die Entlastung jedoch mehr als auf“.

Dazu kommen immer höhere Kosten für den Netzausbau und Redispatcheingriffe. Bei diesen Redispatcheingriffen schalten die Netzbetreiber Ökostromanlagen ab, um eine Überlastung der Netze zu verhindern. Die Betreiber dieser Anlagen bekommen den Strom, den sie in der Abschaltphase hätten erzeugen können, vergütet. Im Jahr 2022 betrugen die Kosten dazu 4,2 Milliarden Euro und waren damit fast doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor (Blackout-News: 13.07.23). Dazu wird bei Stromüberschuss immer mehr Strom zu Negativpreisen ins Ausland exportiert, d. h. die Netzbetreiber bezahlen dafür, dass der Strom abgenommen wird. Im Gegenzug muss bei Strommangel immer mehr Strom aus dem Ausland importiert werden. Dieser ist dann oft wesentlich teurer als der im Land selbst erzeugte Strom. All diese Kosten werden auf den Strompreis umgelegt, den der Verbraucher letztendlich bezahlen muss. Mit dem zunehmenden Ausbau der erneuerbaren Energien werde diese Kosten auch in Zukunft weiterhin kräftig steigen.

Im Juli meldete das Statistische Bundesamt eine Inflationsrate von 6,2 Prozent. Die Strompreise stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 17,6 Prozent und damit um fast das Dreifache der aktuellen Inflationsrate.

Lesen Sie auch:

Zuletzt aktualisiert am Dezember 20, 2023 um 0:32 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
Zuletzt aktualisiert am Dezember 20, 2023 um 0:32 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
Zuletzt aktualisiert am Dezember 20, 2023 um 0:32 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.
Nach oben scrollen