Der Erlanger Wasserstoff-Spezialist Hydrogenious LOHC Technologies muss aufgrund wirtschaftlicher Herausforderungen Stellen abbauen. Rund 50 Mitarbeitende, etwa 25 Prozent der Belegschaft, sind von diesem Schritt betroffen. Dieser Einschnitt offenbart nicht nur die Schwierigkeiten des Unternehmens, sondern auch grundlegende Probleme der deutschen Wasserstoffwirtschaft (br: 17.12.24).
Ursachen des Stellenabbaus
Der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft verläuft langsamer als erwartet. Trotz der hohen Bedeutung von Wasserstoff als Zukunftstechnologie steht die Branche vor großen Hürden. Geopolitische Krisen und steigende Energiekosten erschweren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Hinzu kommen unklare regulatorische Vorgaben, die fehlende Planungssicherheit verursachen und langfristige Investitionen verhindern. Die Innovationskraft von Hydrogenious, die auf der LOHC-Technologie (Liquid Organic Hydrogen Carrier) basiert, konnte diese externen Faktoren nicht ausgleichen. Das Unternehmen hat sich darauf spezialisiert, Wasserstoff sicher an flüssige Trägermedien zu binden, um Transport und Speicherung effizienter zu gestalten.
Kritik von Wirtschaftsweiser Veronika Grimm
Die Ökonomin und Wirtschaftsweise Veronika Grimm sieht in der Entwicklung ein gesamtdeutsches Problem. Sie kritisiert, dass Deutschland beim Ausbau der Wasserstoffwirtschaft „meilenweit hinterherhinkt“. Der schleppende Fortschritt könnte zu einer Abwanderung energieintensiver Industrien führen, wenn keine Beschleunigung erfolgt. Grimm fordert klare politische Rahmenbedingungen, um Investitionssicherheit zu schaffen und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu sichern. Ohne verstärkte Anstrengungen von Politik und Wirtschaft droht Deutschland bei der Wasserstofftechnologie den Anschluss zu verlieren.
Zukunftsperspektiven für Hydrogenious
Trotz der aktuellen Krise bleibt Hydrogenious in der Forschung und Entwicklung aktiv. Im August erhielt das Unternehmen einen Förderbescheid von 72,5 Millionen Euro für das Projekt „Green Hydrogen @ Blue Danube“. Ab 2028 soll ein LOHC-Hub in Süddeutschland aufgebaut werden, der jährlich bis zu 1.800 Tonnen grünen Wasserstoff bereitstellt. Dieser Hoffnungsschimmer zeigt, dass die Technologie Potenzial hat, wenn die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen. Der Fall Hydrogenious ist somit ein mahnendes Beispiel dafür, wie dringend ein schnellerer Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland benötigt wird.
Der Stellenabbau bei Hydrogenious ist ein Weckruf für die gesamte Wasserstoffbranche. Nur durch klare politische Strategien und Investitionen kann Deutschland seine Rolle als Vorreiter in der Wasserstofftechnologie sichern.
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