In Spanien verschärft sich die Lage im Energiesektor. Die Netzinstabilität sorgt erneut für Alarmstimmung. Der nationale Netzbetreiber Red Eléctrica warnte die Marktaufsicht CNMV, nachdem im landesweiten Stromsystem deutliche Spannungsschwankungen aufgetreten sind. Nach dem schweren Blackout im Frühjahr fürchtet das Land eine Wiederholung. Themen wie Versorgungssicherheit, Energiekrise, Stromausfall und Netzstabilität dominieren seither die politische und wirtschaftliche Diskussion (handelsblatt: 09.10.25).
Warnungen aus dem Energiesektor
Schon vor dem letzten Stromausfall zeigten sich ähnliche Anzeichen. In den vergangenen Wochen traten erneut starke Schwankungen auf, die auf wachsende Netzinstabilität hinweisen.

Laut Umweltministerium liegt die Situation zwar noch innerhalb zulässiger Grenzen, bleibt jedoch kritisch. Red Eléctrica setzt verstärkt auf konventionelle Kraftwerke, um die Netzstabilität zu sichern. Gas-, Atom- und Wasserkraftwerke kompensieren Spannungsspitzen besser als Wind- oder Solaranlagen – eine direkte Folge der letzten Energiekrise.
Ursachen weiter umstritten
Die genauen Gründe des Stromausfalls im April bleiben ungeklärt. Damals brach die Stromversorgung für rund 50 Millionen Menschen auf der iberischen Halbinsel für bis zu zehn Stunden zusammen. In einem Regierungsbericht hieß es, der Netzbetreiber habe zu wenig konventionelle Kraftwerke eingesetzt. Red Eléctrica wiederum verwies auf die mangelnde Reaktionsfähigkeit anderer Betreiber. Auch der Verband der europäischen Übertragungsnetzbetreiber (Entso-E) kam zu keinem abschließenden Ergebnis. Diese anhaltende Unsicherheit gefährdet langfristig die Versorgungssicherheit.
Erneuerbare Energie als Herausforderung
Energieexperten sehen die wachsende Einspeisung aus Solar- und Windkraft als zentrale Ursache für die Netzinstabilität. Diese Anlagen produzieren je nach Wetterlage ungleichmäßig, was das Gleichgewicht im Netz erschwert. Ein Solarpark stand im Verdacht, die Spannungseinbrüche im April ausgelöst zu haben. Laut Energieexperte Massimo Moaret von der IESE Business School müsse das System dringend modernisiert werden, um die Netzstabilität zu sichern. Ohne Anpassungen drohe Spanien eine neue Energiekrise und eine sinkende Versorgungssicherheit.
Gescheiterte Reformen zur Netzsicherung
Die Regierung plante ein Gesetz, das die Stabilität des Stromnetzes durch technische Aufrüstung erhöhen sollte. Der Entwurf sah vor, Solaranlagen stärker in die Spannungsregelung einzubinden. Doch im Parlament fehlte die Mehrheit. Red Eléctrica legte daraufhin eigene Maßnahmen vor, um die Netzinstabilität zu verringern. Ziel ist es, Anreize für Betreiber zu schaffen, schneller auf Spannungsschwankungen zu reagieren und drohende Stromausfälle zu vermeiden.
Spaniens Energiepolitik unter Druck
Das Land steht nun an einem kritischen Punkt zwischen Energiewende und Versorgungssicherheit. Ohne eine verlässliche Netzstruktur bleibt das Risiko weiterer Ausfälle hoch. Ein erneuter Blackout hätte schwerwiegende wirtschaftliche Folgen. Fachleute sehen Spanien deshalb als Beispiel für ganz Europa: Die Netzinstabilität verdeutlicht, wie anspruchsvoll die Umstellung auf erneuerbare Energiequellen ist. Nur eine konsequente technische Modernisierung kann künftig Netzstabilität und Energiesicherheit gewährleisten.
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