Während der Krieg zwischen der Ukraine und Russland noch in vollem Gange ist, wollen sich zahlreiche Länder von russischen Rohstoffen unabhängig machen. Dennoch will man der Bevölkerung die Sorgen über kalte Winter und erhöhte Ausgaben nehmen. In Deutschland arbeitet die Bundesregierung eifrig an Lösungen, andere Staaten sind diesbezüglich schon ein paar Schritte weiter. In Spanien zum Beispiel hat man frühzeitig in eine Unabhängigkeit zwecks einer Sicherung der Energieversorgung investiert.
Terminals, Speicher und Pipelines nehmen den Spaniern Handlungsdruck
Das im Südwesten von Europa liegende Königreich kann vorweisen, wonach man in der Bundesrepublik inmitten der Debatte um eine möglichst schnelle Energiewende gegenwärtig erfolglos sucht. Terminals für Flüssiggas und dazugehörige Speicher für eine sichere Lagerung. Da Spanien mittlerweile sogar sechs entsprechende Einrichtungen vorweisen kann, kann der Staat rund 25 % der in Europa verfügbaren Kapazitäten in diesem Bereich sein Eigen nennen. Zusätzlich sichert sich Spanien hinsichtlich der Versorgung mit zwei Erdgas-Pipelines aus dem nordafrikanischen Algerien kommend ab.
Grüner Wasserstoff soll europaweit die Energiewende herbeiführen
Prinzipiell ungünstig ist es, dass kaum Pipelines existieren, die in den Norden von Europa führen. Mit der Errichtung weiterer Pipelines soll sich das in absehbarer Zukunft allerdings ändern. Nach einer erfolgreichen Realisierung dieses Gedankens könnte noch für zehn bis fünfzehn Jahre eine Versorgung mit Erdgas stattfinden. Danach jedoch soll grüner Wasserstoff durch die Leitungen gepumpt werden. Sowohl die Erzeugung als auch die Weiterleitung von Wasserstoff soll dann mittels Elektrizität aus erneuerbaren Quellen funktionieren.
Der Energieexperte Angel Saz, vom Thinktank Esade in Madrid, wagte eine von der Realität nicht weit entfernte Prognose. Demnach seien fossile Infrastrukturen schon jetzt nur noch sehr schwer durchzusetzen und in Zukunft nicht mehr denkbar. Einen Umstieg von fossilen Energien zu Wasserstoff befürwortete auch die EU-Kommission. Bereits im Mai dieses Jahres hatte die Kommission ihren sogenannten „REPowerEU“-Plan der Öffentlichkeit präsentiert, der den Umgang mit Energien prägen soll.
In diesem sind unter anderem die Senkung des Energieverbrauchs und der beschleunigte Ausbau von erneuerbaren Energien als Ziele definiert. Ebenfalls die Erschließung neuer Quellen für die Lieferung von Gas genießt in dem schriftlich festgehaltenen Fahrplan eine hohe Priorität, um Russland seine bisherige Wichtigkeit als Lieferant absprechen zu können. Sofern neue Pipelines entstehen, dann dürfe es sich bei diesen ausschließlich um Pipelines für Wasserstoff handeln.
Die EU-Kommission will finanzielle Mittel im Milliardenbereich mobilisieren
Im Rahmen der Realisierung des „REPowerEU“-Plans will die Europäische Kommission rund 300 Milliarden Euro in eine Veränderung in der Klimapolitik investieren. Bei dieser Summe soll es sich um 72 Milliarden Euro handeln. Diese sollen als Zuschüsse einfließen. Dazu sollen auch noch 225 Milliarden Euro per Darlehen greifbar gemacht werden. Etwa 10 Milliarden Euro sollen für die Entstehung fehlender Gas- und Flüssiggasverbindungen aufgebracht werden, was auch den Ausbau von Pipelines in den europäischen Norden betreffen soll.
Auch das Projekt „Midcat“ soll Unabhängigkeit von Russland schaffen
In der Diskussion steht auch die Wiederbelebung diverser Projekte, zu denen auch ein Vorhaben namens „Midcat“ gehört. Dieses wurde im Jahr 2017 abgebrochen. Ursprünglich war geplant eine Erdgas-Pipeline von Barcelona, über die Pyrenäen bis nach Frankreich umzusetzen.
Immerhin, auf spanischer Seite wurde die Pipeline bis zur Grenze in Hostalric fertiggestellt. Allerdings wurden die Bauarbeiten zum damaligen Zeitpunkt aufgrund unrentabler Aussichten eingestellt. Mit Blick auf die Versorgungssicherheit in Europa könnte diesem Projekt in Kürze eine Reanimation bevorstehen. Die deutsche Bundesregierung befürwortete diesen Plan ebenfalls.