Solarkredit-Programm der KfW: Eine Illusion für Durchschnittsverbraucher?

In einem Versuch, den boomenden Photovoltaik-Markt weiter zu befeuern, hat das Wirtschaftsministerium Hausbesitzern durch die KfW erschwingliche Subventionsdarlehen in Aussicht gestellt. Allerdings zeigt sich, dass dieses Angebot für viele Durchschnittsbürger lediglich theoretisch existiert, da sie die Energiewende im Grunde selbst finanzieren müssen. (N-TV, 29.05.2023)


Vor wenigen Wochen stellte Wirtschaftsminister Robert Habeck seine Strategie zur Photovoltaik vor, die auf eine klare Botschaft hinauslief: „Wir brauchen mehr Tempo beim Ausbau der Solarenergie.“ Diese Aussage spiegelt die gegenwärtigen Gedanken zahlreicher Hausbesitzer wider. Angesichts anhaltender Inflation, dem Krieg in der Ukraine und steigenden Energiekosten ziehen viele den Kauf einer Photovoltaik-Anlage in Erwägung. Die Nutzung von Solarenergie vom eigenen Dach kann häufig die Energiekosten um mindestens die Hälfte reduzieren.

Deutschen Vorstädte erleben derzeit einen außergewöhnlichen Solarboom. Hersteller von Photovoltaik-Anlagen sind mit Anfragen überhäuft. Wer aktuell bei einem Installateur anfragt, ist oft glücklich, wenn überhaupt innerhalb eines Jahres Handwerker verfügbar sind. Aber der Pfad zur Energieautonomie stellt sich für viele Hausbesitzer als hürdenreich heraus. Es sind nicht nur lange Wartezeiten, Lieferprobleme bei Solarpaneelen aus China und Mangel an Handwerkern, die viele Interessenten enttäuschen. Zusätzlichen Ärger bereitet die Frage, wie die Finanzierung ihrer Dachkraftwerke gesichert werden soll.

Förderprogramm für Solarenergie bleibt für viele Hausbesitzer unerreichbar trotz möglicher Einsparungen

Eine Solaranlage mit Speicher für ein Standard-Einfamilienhaus (10 kWp) kann leicht 30.000 Euro kosten, und ein Modernisierungskredit für Energieeffizienz könnte derzeit jährlich etwa 5,5 Prozent Zinsen kosten. Um dies zu adressieren, hat die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) das Förderprogramm 270 ins Leben gerufen. Dieses Programm bietet Unternehmen, Freiberuflern und privaten Haushalten subventionierte Kredite für Investitionen in Biogasanlagen, Windkraftanlagen oder Solarkraftwerke. Im günstigsten Fall könnten die Zinsen für ein KfW-Darlehen derzeit etwas über vier Prozent betragen. Auf die übliche Kreditlaufzeit von zehn Jahren gerechnet, könnten dadurch tausende Euro gegenüber einem regulären Bankkredit eingespart werden.

Trotz Versprechen vom Wirtschaftsministerium bleibt das KfW-Förderprogramm für viele Hausbesitzer unerreichbar
Solarkredit-Programm der KfW: Eine Illusion für Durchschnittsverbraucher?
Bild: Shutterstock

Trotz dieser potenziellen Einsparungen kommen viele Hausbesitzer nicht in den Genuss des KfW-Programms. Es scheint für viele Durchschnittsverbraucher nur auf dem Papier zu existieren. Ein Bankberater bestätigt: „Dieses Programm hatten wir noch nie.“ Unter den mehr als 500 Finanzinstituten, mit denen er zusammenarbeitet, bietet kein einziges die KfW-270-Förderkredite an – weder die Sparda-Bank, DSL-Bank, die Commerzbank, die DKB, die Bausparkasse Schwäbisch Hall, noch viele größere Sparkassen und Volksbanken. Ein möglicher Grund dafür ist, dass das Programm für die Banken unwirtschaftlich sein könnte. „Die Verwaltungskosten machen das für die Banken unwirtschaftlich“, so der Bankberater.


Diskriminierungsfreie KfW-Förderung auf dem Papier, doch in der Realität kämpfen Hausbesitzer mit Hindernissen

In einer Reaktion auf Anfragen betont die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), dass „alle genannten Zielgruppen in gleicher Weise antragsberechtigt“ sind und keine Diskriminierung seitens der KfW stattfindet. Dies ist für die meisten potenziellen Antragsteller jedoch von geringem Nutzen. Letztlich liegen die Entscheidungsbefugnisse bei den Finanzinstituten, bei denen die Anträge gestellt werden, nicht bei der staatlichen Förderbank. Die KfW räumt sogar ein, dass es „hin und wieder Probleme bei der Beantragung von KfW-Förderung, insbesondere bei kleinvolumigen Krediten, gibt“. Der Rat an potenzielle Solarenergie-Interessenten klingt fast zynisch: Man rät „beharrlich zu sein und ihr Vorhaben gegebenenfalls erneut vorzustellen“.

Tatsächlich sind die Photovoltaik-Foren mit frustrierten Hausbesitzern gefüllt, die nicht einmal dazu kommen, einen einzigen Antrag zu stellen. „Die Banken haben oft keinen Bock darauf, weil umständlich und für sie nicht lukrativ. So erging es mir auch mit meiner Hausbank, die mir trotz Top-Bonität nicht den Kfw270-Zinssatz geben wollte“, beklagt sich ein Nutzer laut N-TV. Ein weiterer schreibt: „Unser Finanzierungspartner hat uns mitgeteilt, wir würden keine Bank finden, die das mitmacht, weil die Summe zu klein, und die Provision für die Banken, die die KfW-Produkte vermitteln, zu gering sei.“

Die KfW betont zudem, „nicht erforderlich, (ist) dass der Antragsteller zu dem gewählten Finanzierungspartner bereits eine Geschäftsbeziehung pflegt“. In der Praxis stellen jedoch viele Banken genau dies als Bedingung auf, um ihre Profitabilität zu sichern. Beispielsweise teilte eine Beraterin einer großen deutschen Geschäftsbank einem Kunden schriftlich mit: „Wir können diese KfW Darlehen nur für bestehende Kunden mit aktuell eingetragener Grundschuld und laufendem Kreditengagement begleiten.“ Oder die Vertreterin einer ostdeutschen Sparkasse, die angibt, dass eine bereits bestehende Immobilienfinanzierung für das Haus nötig ist um den Antrag stellen zu können.

Großinvestoren profitieren am meisten von der Solarförderung der KfW – Normalverbraucher bleiben auf der Strecke

Die eigenen Statistiken der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) legen offen, dass ihr Förderprogramm nicht gerecht verteilt ist. Nur etwa 2,1 Milliarden Euro wurden im letzten Jahr durch das Programm in den Ausbau von Solaranlagen investiert. Unglaubliche 80 Prozent dieser Summe flossen in gerade mal 400 Großprojekte: Freiflächen-Photovoltaikanlagen mit einem durchschnittlichen Darlehensbetrag von 4,2 Millionen Euro. Und auch bei der Förderung von Solarstrom auf Dächern scheint die KfW den durchschnittlichen Verbraucher kaum im Fokus zu haben: Hier lag die mittlere Fördersumme zwar immerhin bei mehr als 75.000 Euro, die KfW kann auf Anfrage jedoch nicht spezifizieren, wie viele reguläre Hausbesitzer darunter fallen könnten. Sie bestätigt nur, dass in ihrem gesamten Programm – einschließlich der Förderung von Solar-, Wind- und Biomasseenergie – 60 Prozent der Bewilligungen über 25.000 Euro lagen.


„Die KfW hat keine Zweigstellen, wo man die Kredite direkt beantragen könnte. Daher können sie viel erzählen, wenn der Tag lang ist. Aber solange keiner sie vergibt, existiert das Förderprogramm faktisch nicht. Da können die sich auf den Kopf stellen“, kommentiert der Bankberater gegenüber N-TV.

Diese Fakten stellen eine ernüchternde Realitätsprüfung für die Solarstrategie von Robert Habeck dar. Sie legen nahe, dass Großinvestoren, die ohnehin über ausreichende Mittel verfügen, den größten Teil der staatlichen Unterstützung einnehmen. Unglücklicherweise werden die finanziell am wenigsten gestellten Akteure der Energiewende am wenigsten gefördert und müssen die Kosten praktisch vollständig selbst tragen. Um seine ehrgeizigen Ziele zu erreichen – einen jährlichen Zubau von 22 Gigawatt Leistung – sollte der Minister das Ausbautempo verdreifachen. Dabei ist es das erklärte Ziel, dass ein Großteil des Gesamtzubaus auf bereits bestehenden Dachflächen erfolgen soll. Habeck benötigt also die Unterstützung der Hausbesitzer. Aber bisher hat er als Gegenleistung praktisch nichts zu bieten.

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