Smart Meter – technische Mängel führen zu fehlerhaften Abrechnungen bei Solaranlagen

Die Hoffnung auf eine zuverlässige Einspeisevergütung erfüllt sich nicht immer. Bei Photovoltaikanlagen zeigt sich, dass technische Mängel an Smart Metern dazu führen, dass eingespeister Solarstrom falsch oder gar nicht abgerechnet wird. In Niedersachsen geraten Betreiber dadurch unverschuldet in eine finanzielle Falle – oft unbemerkt (braunschweiger-zeitung: 12.04.25)


Technische Mängel gefährden Einspeisevergütungen

In Wolfenbüttel kam es zu auffälligen Abweichungen zwischen Zählerstand und Stromabrechnung. Ein Anwohner stellte fest, dass seine eingespeisten Kilowattstunden auf der Rechnung vollständig fehlten. Auch andere Betroffene machten ähnliche Erfahrungen. Die Ursache liegt in einem groß angelegten Projekt zur Umstellung auf digitale Zähler. Seit 2021 arbeiten die Stadtwerke daran, sämtliche Geräte im Versorgungsgebiet zu digitalisieren. „Bereits im Mai 2021 wurde im Rahmen eines Pilotprojekts das ambitionierte Ziel formuliert, sämtliche Stromzähler im Netzgebiet zeitnah auf digitale umzustellen“, so Pressesprecherin Kerstin Hecker.

Technische Mängel bei Smart Metern führen zu fehlerhaften Abrechnungen von Photovoltaikanlagen – was Betreiber jetzt wissen sollten
Technische Mängel bei Smart Metern führen zu fehlerhaften Abrechnungen von Photovoltaikanlagen – was Betreiber jetzt wissen sollten

Mehr als 34.000 Verbrauchsstellen erfordern neue Technik. Der Zeitdruck erschwert die Umsetzung zusätzlich. Während ein Austausch sonst über 16 Jahre erfolgt, laufen die Arbeiten jetzt geballt. Besonders bei intelligenten Messsystemen entstehen Probleme. Die sichere Datenübertragung stellt sich als technische Herausforderung dar.

Softwareprobleme erschweren die Umstellung

Bereits über 29.000 Geräte wurden installiert. Doch bei den komplexeren intelligenten Modellen führen Softwarefehler regelmäßig zu Abrechnungsfehlern. Laut Stadtwerken lassen sich bei diesen Systemen nicht alle Werte korrekt verarbeiten. Das betrifft besonders die Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die Abrechnungssoftware versagt in einzelnen Fällen vollständig.

Die Stadtwerke räumen technische Mängel offen ein. Bei intelligenten Zählern komme es „vereinzelt zu Verzögerungen“, da korrekte Daten nicht verarbeitet werden können. Auch die Stadtwerke in anderen Regionen stoßen offenbar an ähnliche Grenzen. In Foren melden sich zahlreiche Anlagenbetreiber mit vergleichbaren Schwierigkeiten.

Eigenverantwortung schützt vor finanziellen Verlusten

Die Probleme fallen oft erst spät auf. Betreiber entdecken fehlerhafte Abrechnungen meist erst nach einem direkten Vergleich mit den Zählerständen. Wer sich ausschließlich auf automatische Datenübertragung verlässt, riskiert finanzielle Einbußen. Deshalb empfiehlt es sich, alle Einspeisewerte und Verbrauchsdaten regelmäßig selbst zu dokumentieren.

Weichen die Angaben von der Rechnung ab, ist sofortiges Handeln erforderlich. Die erste Anlaufstelle bleibt der Energieversorger. Schriftliche Nachweise erhöhen die Erfolgschancen bei einer Reklamation. Bleibt eine Reaktion aus, kann die Verbraucherzentrale unterstützen und rechtliche Möglichkeiten prüfen.

Technische Mängel erschweren Korrekturen

Selbst wenn der Fehler erkannt wird, erfolgt die Berichtigung meist verzögert. Eine Korrektur der EEG-Abrechnung lässt sich oft erst mit der nächsten Jahresabrechnung umsetzen. Zudem setzt das Gesetz enge Grenzen: Eine Anpassung ist nur erlaubt, wenn ein Gerichtsurteil, ein Bescheid der Bundesnetzagentur oder ein Ergebnis der Clearingstelle vorliegt.

Diese hohen Hürden machen es Betroffenen schwer, Ansprüche durchzusetzen. Die Folge: Technische Mängel führen nicht nur zu fehlerhaften Abrechnungen, sondern auch zu langwierigen Verfahren.


Sammelklage als möglicher Weg

Wird die Beschwerde eines Einzelnen abgewiesen, bleibt der Weg zur Verbraucherzentrale. Diese prüft systematische Fehler und kann – bei ausreichender Zahl von Betroffenen – eine Sammelklage anstoßen. Damit erhöht sich der Druck auf Energieversorger, technische Mängel endlich nachhaltig zu beheben.

Photovoltaikanlagen rechnen sich nur dann, wenn Technik und Abrechnung fehlerfrei arbeiten. Ohne Eigenkontrolle riskieren Betreiber finanzielle Verluste. Wer dagegen sorgfältig dokumentiert und konsequent nachfragt, schützt sich vor langfristigen Nachteilen.

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