Shell zieht sich aus neuen Offshore-Windprojekten zurück

Shell hat bekannt gegeben, keine neuen Offshore-Windparks mehr zu entwickeln. Der Schwerpunkt des Unternehmens verlagert sich auf die Optimierung bestehender Projekte. Dazu zählen Windparks in den Niederlanden sowie laufende Vorhaben in Europa, den USA und Großbritannien. Obwohl Shell weiterhin in den Betrieb und die Fertigstellung dieser Projekte investiert, sollen keine neuen Initiativen gestartet werden (ft: 04.12.24).


Konzentration auf bestehende Projekte

„Wir konzentrieren uns darauf, den Wert unserer vorhandenen Plattformen für erneuerbare Energien zu maximieren“, betonte das Unternehmen. Shell bleibt jedoch offen für die Möglichkeit, Stromabnahmeverträge einzugehen, wenn diese wirtschaftlich attraktiv sind. Zudem könnten Beteiligungen an bestehenden Projekten geprüft werden, sofern überzeugende Geschäftsmodelle vorliegen.

Nach BP und TotalEnergies will auch Shell nicht mehr in  neue Offshore-Windprojekte investieren. Focus liegt jetzt auf neue Gaskraftwerk
Nach BP und TotalEnergies will auch Shell nicht mehr in neue Offshore-Windprojekte investieren. Focus liegt jetzt auf neue Gaskraftwerk

Strategiewechsel zur Steigerung der Renditen

Diese Entscheidung ist Teil einer umfassenden strategischen Überprüfung des Geschäftsmodells, die auf Kostenreduktion, Vereinfachung und eine Erhöhung der Renditen abzielt. Bereits im Oktober hatte CEO Wael Sawan darauf hingewiesen, dass Shell in bestimmten Bereichen der erneuerbaren Energien, wie der Stromerzeugung, an Wettbewerbsfähigkeit verliere. Er erklärte: „Wir haben erkannt, dass wir in der erneuerbaren Stromerzeugung keine wesentlichen Vorteile gegenüber anderen Akteuren haben.“ Daher sei der Rückzug aus diesem Segment eine logische Konsequenz.

Auch andere Energiekonzerne reagieren auf die Herausforderungen der Branche. BP etwa hat angekündigt, Teile seines Portfolios an Onshore-Windprojekten in den USA zu verkaufen. Die Offshore-Windindustrie insgesamt sieht sich mit steigenden Produktionskosten, Verzögerungen in den Lieferketten und wachsenden finanziellen Belastungen durch höhere Zinssätze konfrontiert. Diese Faktoren erschweren vor allem die Entwicklung neuer Projekte und zwingen viele Unternehmen dazu, ihre Strategien anzupassen.

Investitionen in gasbasierte Kraftwerke und Batteriespeicher

Obwohl Shell den Ausbau der Offshore-Windenergie einschränkt, bleibt das Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien aktiv. Es plant, gezielt in Batteriespeicher und gasbasierte Kraftwerke zu investieren, um Netzschwankungen zu bewältigen, die durch den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien entstehen. Das Unternehmen betont, dass selektive Investitionen kombiniert mit der Expertise im Stromhandel und im Geschäftskundensektor zusätzliche Werte schaffen sollen.

Im Jahr 2022 hat Shell 2,7 Milliarden US-Dollar in kohlenstoffarme Energieprojekte investiert, was einem Rückgang gegenüber den 3,5 Milliarden US-Dollar des Vorjahres entspricht. Derzeit verfügt Shell über eine globale Kapazität von 3,4 Gigawatt an erneuerbarer Energie. Diese Leistung reicht aus, um etwa 16 Millionen britische Haushalte ein Jahr lang zu versorgen. Im Bereich Offshore-Wind betreibt Shell 2 Gigawatt an Kapazität oder befindet sich im Bau. Zusätzlich befinden sich 7,9 Gigawatt in der Entwicklungspipeline.

Um die Effizienz zu steigern und die Komplexität zu reduzieren, hat Shell entschieden, seinen Geschäftsbereich für erneuerbare Energien neu zu strukturieren. Die Aktivitäten zur Stromerzeugung und zum Stromhandel werden künftig in separate Einheiten aufgeteilt. Laut Unternehmensangaben zielt dieser Schritt darauf ab, die Geschäftsstrategie zu vereinfachen und die Ertragslage zu stabilisieren.


Zukunftsperspektiven der Offshore-Windindustrie

Die Offshore-Windbranche durchläuft derzeit eine schwierige Phase. Steigende Zinssätze belasten die Wirtschaftlichkeit neuer Projekte, da diese oft hohe Anfangsinvestitionen erfordern und lange Vorlaufzeiten haben. Gleichzeitig sorgen Lieferkettenprobleme und wachsende Baukosten für zusätzliche Herausforderungen. Marktführer wie Ørsted und Equinor haben ihre Entwicklungspläne deutlich zurückgefahren. Ørsted hat zwei Projekte in den USA gestoppt, während Equinor sich aus frühen Entwicklungsphasen in mehreren Märkten zurückzieht.

Laut Jérôme Guillet, Geschäftsführer der Beratungsfirma Snow, agieren viele Energieversorger mittlerweile zurückhaltender. Investoren zeigen geringes Interesse, dass Unternehmen wie Shell Kapital in diesen Bereich umleiten, da er weniger profitabel als Öl und Gas erscheint. Viele Offshore-Windprojekte, die bereits in der Bauphase sind, laufen planmäßig, doch neue Initiativen stehen zunehmend unter Druck.

Trotz dieser Herausforderungen bleibt Shell vorsichtig optimistisch, weiterhin durch ausgewählte Investitionen und innovative Ansätze eine führende Rolle in der Energiewende einzunehmen.

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