Auch in der Schweiz steigt das Risiko, dass insbesondere im Winter die Stromversorgung nicht gesichert ist. Die Schweizer Energieministerin Sommaruga will jetzt die Stromversorgung zusätzlichen Wasser- und Gaskraftwerken sichern.
Gescheitertes Rahmenabkommen mit der EU zwingt Schweiz bei Stromversorgung zum Handeln
Ausschlaggebend für den Ausbau zusätzlicher Wasser- und Gaskraftwerke ist auch das gescheiterte Rahmenabkommen mit der EU. Durch das Scheitern des Abkommens kann die Schweiz nicht mit garantierten Stromimporten aus der EU rechnen. Energieministerin Sommaruga hat deshalb die Sicherung der Stromversorgung zur höchsten Priorität erklärt.
Um die drohende Stromlücke abzuwenden, will die Regierung bereits 2023 eine Reserve im Bereich der Wasserkraft schaffen. Aber auch neue Gaskraftwerke sollen bei drohenden Versorgungsengpässen einspringen.
Bereits zum Winter 2022/23 will die Regierung eine Wasserkraftreserve vorhalten. Dazu sollen die zuständigen Ministerien entsprechende Bestimmungen für den Bau und Betrieb von Speicherkraftwerken ausarbeiten. Dabei ist vorgesehen, dass Speicherkraftwerksbetreiber eine bestimmte Menge Energie zunächst zurückbehalten, um diese bei einem Versorgungsengpass zusätzlich abgerufen zu können. Eine entsprechende Regelung soll bei der Revision im Stromversorgungsgesetz festgeschrieben werden.
Zusätzliche Wasserreserve und neue Gaskraftwerke geplant
Zusätzlich zu der Wasserreserve für die Spitzenlastkraftwerke will die Regierung auch Gaskraftwerke zur Verfügung stellen. Das Konzept der Elektrizitätskommission (Elcom) sieht den Bau von zwei oder drei Gaskraftwerken mit einer Leistung von 1000 Megawatt in Summe vor. Das entspricht in etwa der Leistung des Kernkraftwerks Gösgen. Die Gaskraftwerke werden ausschließlich für den Notfall vorgehalten und sollen deshalb laut Elcom-Präsident Werner Luginbühl möglichst wenig laufen.
Um die Versorgungssicherheit ab 2025 zu gewährleisten, gibt es laut Luginbühl keine Alternative zu den Gaskraftwerken. Den damit verbundenen CO2-Ausstoß könne man durchaus mit CO₂-Zertifikaten kompensieren, sodass damit auch ein klimaneutraler Betrieb möglich ist. Eine spätere Umstellung auf klimaneutrale Gase, wie Wasserstoff oder Biogas, sei ebenfalls eine mögliche Option. Die Investitionskosten für die Gaskraftwerke sollen maximal 700 bis 900 Millionen Franken betragen.
Stromverbrauch durch Erhöhung der Effizienz elektrischer Geräte reduzieren
Um die Stromversorgungssicherheit zu steigern, will der Bundesrat mit verschiedenen Maßnahmen die Effizienz steigern. Dazu sollen die Mindestanforderungen an die Effizienz von elektrischen Geräten erhöht werden. Dadurch will der Bund bis zum Jahr 2025 eine Stromeinsparung von 193,3 GWh erreichen und die Einsparung bis zum Jahr 2030 auf 682,5 GWh erhöhen.