Schweden hat die Genehmigung für den Bau und Betrieb eines dauerhaften Endlagers für Atommüll erteilt. Während in Deutschland noch über mögliche Standorte diskutiert wird, geht das skandinavische Land mutig voran. In der Region Fonsmark, etwa 100 Kilometer nördlich von Stockholm, soll bald ein Endlager in Betrieb gehen, das 12.000 Tonnen nuklearen Abfall in einer Tiefe von 500 Metern aufnimmt. Diese richtungsweisende Entscheidung fiel nach einem Urteil des schwedischen Umweltgerichts, das die langfristige Lagerung des Atommülls nun offiziell erlaubt (ntv: 24.10.24).
Genehmigtes Lager für langfristige Sicherheit
Das schwedische Umweltgericht hat den Bau eines Endlagers in Fonsmark genehmigt. Die geplante Lagerstätte wird über 6.000 Kapseln fassen, die jeweils rund zwei Tonnen abgebrannter Brennstäbe in einem kupferbeschichteten Kanister aufnehmen.
Der Betreiber versenkt jede Kapsel sicher in einem Tunnel in 500 Metern Tiefe, der mit Bentonit gefüllt ist. Das stark absorbierende Gestein Bentonit schützt bei möglichen Naturereignissen wie Erdbeben, indem es das Austreten von Radioaktivität verhindert. Die Speicherung des hoch radioaktiven Materials ist auf einen Zeitraum von bis zu 100.000 Jahren ausgelegt – eine Zeitspanne, die weit über menschliche Vorstellungen hinausgeht.
Strikte Genehmigungsauflagen für Betrieb und Lagerkapazität
Die Betriebserlaubnis des Endlagers umfasst eine Laufzeit von 70 Jahren, wobei eine Verlängerung der Genehmigung möglich ist. Diese Entscheidung hängt von der weiteren Entwicklung der schwedischen Nuklearpolitik ab. Momentan betreibt Schweden sechs Reaktoren an drei verschiedenen Standorten. Die Regierung plant, den Anteil an Nuklearenergie in der Zukunft zu erhöhen und betrachtet Kernkraft als zentralen Bestandteil der Energieversorgung. Die Genehmigung für das Endlager beschränkt sich jedoch auf das gegenwärtige Atomprogramm mit insgesamt zwölf Reaktoren. Falls weitere Reaktoren hinzukommen, sind erneute Genehmigungsverfahren notwendig.
Ausbaupläne der schwedischen Nuklearindustrie
Schwedens Mitte-Rechts-Regierung hat ehrgeizige Pläne für die Energiezukunft des Landes. Sie setzt dabei verstärkt auf Atomkraft als nachhaltige Energiequelle. Neben dem Endlager in Fonsmark ist ein weiteres Lager in Südschweden, bei Oskarshamn, für die mittelfristige Entsorgung vorgesehen. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, das Land energetisch unabhängiger zu machen und den Ausstoß fossiler Brennstoffe zu reduzieren. Die Strategie des Landes unterscheidet sich deutlich von der vieler europäischer Nachbarn, die aus der Atomkraft aussteigen wollen.
Kritik und sicherheitstechnische Herausforderungen
Die Entscheidung für ein Atommüll-Endlager stößt in Schweden nicht nur auf Zustimmung. Kritiker warnen vor der Möglichkeit, dass trotz Bentonit-Abschirmung und Kupferkanistern radioaktives Material austreten könnte. Die Abfallentsorgungsgesellschaft der schwedischen Atomindustrie, SKB, ist jedoch zuversichtlich und sieht die Sicherheitsvorkehrungen als ausreichend an. SKB hat die Erlaubnis, mit den Bauarbeiten für das Endlager zu beginnen. Doch die Entscheidung ist noch anfechtbar, und einige Umweltgruppen prüfen rechtliche Schritte gegen das Projekt. Das Endlager gilt als technisches und politisches Großprojekt, das weltweit beobachtet wird und als Modell für andere Nationen dienen könnte.
Schwedens Entschluss, Atommüll für 100.000 Jahre sicher zu verwahren, markiert einen Meilenstein in der Geschichte der nuklearen Abfallbewirtschaftung. Die Zukunft des Projekts und seine potenziellen Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht bleiben spannend.
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