Russische Ölexporte in Länder der EU laufen nach wie vor weiter, während Deutschland sich an die vereinbarten Sanktionen hält. Manche EU-Länder fordern sogar noch härtere Sanktionen gegen Russland und verdienen dabei prächtig, auch an der deutschen Naivität.(Finanzmarktwelt. 30.08.22)
Europäisches Ölembargo soll 90 Prozent der ehemaligen russischen Exporte in die EU treffen
Offiziell betrifft das Ölembargo der EU gut 90 % der früheren russischen Ölexporte in die Europäische Union. Mit dem sechsten Sanktionspaket hat die EU im Juni den Erwerb, die Einfuhr oder die Weiterleitung von Rohöl und bestimmten Erdölerzeugnissen aus Russland in die EU schrittweise verboten. So durften innerhalb von sechs Monaten kein Rohöl und nach acht Monaten auch keine Erdölerzeugnisse mehr in die EU importiert werden. Allerdings läuft jetzt, bis zum Ende der Frist zum Jahreswechsel, der Ölimport aus Russland auf Hochtouren. Und das mit 100 USD pro Barrel zum doppelten Rohölpreis wie noch vor einem Jahr.
Nach wie vor kommt russisches Öl in der EU an
In Sankt Petersburg legt ein Tanker nach dem anderen ab. Hier ein paar Beispiele dazu.
Der unter der Flagge von Malte registrierte Öltanker „Seaqueen“, gehört der englischen Betreibergesellschaft Sealion Enterprises Ltd. Der Tanker wurde im Hafen von Primorsk, dem größten russischen Ölhafen in der Ostsee beladen. Am 28. Juli hat die Seaqueen ihre Ladung in Danzig gelöscht. Polen hat bereits ein siebtes Sanktionspaket mit noch härteren Einschränkungen gegen Russland gefordert. (Visegradpost: 21.06.22) Trotzdem importiert Polen immer noch Öl aus Russland.
Am 14. August, legte die Seaqueen, ebenfalls aus dem russischen Ölhafen Primorsk kommend, in Rotterdam an und löscht seine Fracht in den Niederlanden.
Ein weiteres Beispiel ist der unter der Flagge von Hongkong fahrenden Öltanker „LR2 Ophelia“. Nachdem der Tanker am 6. August in Norwegen gelöscht hatte, fuhr er umgehend zum russischen Ölhafen Ust-Luga, um erneut beladen zu werden. Die dort aufgenommene Ladung löschte er am 20. August in Estland. Auch Estlands Außenminister Urmas Reinsalu fordert härtere Sanktionen gegen Russland. Trotzdem nimmt auch Estland immer noch russisches Öl an.
Die sind nur zwei Beispiele. Es gibt allerdings noch weitere Tanker, wie Öltanker „Freud“, der unter der Flagge der Marshall Islands fährt, oder die ebenfalls in Malta registrierte „Minerva Oceania“, die regelmäßig die gleichen Routen fahren.
Das so in der EU angelandete russische Öl kommt dadurch in den innereuropäischen Handel und landet mit entsprechenden Preisaufschlägen womöglich auch in Deutschland.
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