Google zieht sich überraschend aus dem geplanten Rechenzentrumsprojekt in Mittenwalde zurück. Das Projekt galt als digitaler Hoffnungsträger für Brandenburg. Doch unzureichende Stromversorgung und fehlende Netzstabilität machten dem Vorhaben ein Ende. Der US-Konzern verlagert seine Investitionen nun verstärkt in Regionen mit leistungsfähiger Infrastruktur – insbesondere nach Hanau (maz: 16.07.25).
Energieprobleme gefährden Projektstandorte
Die Entscheidung gegen Brandenburg fiel nicht leichtfertig. Ralf Bremer erklärte, man habe das Projekt auf Basis von Machbarkeit, Marktentwicklung und geschäftlichen Prioritäten geprüft. Dabei sei klar geworden: Der Standort kann den steigenden Anforderungen durch KI-Anwendungen nicht gerecht werden. Vor allem der immense Strombedarf neuer Rechenzentren stellte eine Hürde dar, die Mittenwalde nicht überwinden konnte.

Das Projekt hätte umfangreiche Investitionen in das Stromnetz erfordert – inklusive aufwendiger Umspannwerke und jahrelanger Bauzeiten. Hinzu kamen Risiken durch volatile Energiepreise. Für einen globalen Technologiekonzern wie Google war das wirtschaftlich nicht mehr vertretbar.
Standortverlagerung sichert Projekteffizienz
Stattdessen rückt Hanau in den Mittelpunkt. Dort entstand 2023 bereits ein neues Rechenzentrum, das in mehreren Phasen erweitert werden kann. Die Infrastruktur am Standort ist deutlich stabiler, die Energieversorgung gesichert. Auch die Nähe zum Internetknoten DE-CIX in Frankfurt erhöht die Attraktivität des Projekts.
Google verfügt dort über weitere Grundstücke, die sich für neue Rechenzentrumsprojekte eignen. Während Berlin-Brandenburg abgehängt wird, entsteht im Rhein-Main-Gebiet ein digitales Zentrum mit Zukunftspotenzial.
Brandenburg verliert weiteres Projekt an den Westen
Die Absage an Mittenwalde offenbart ein strukturelles Defizit. Trotz verfügbarer Flächen und politischem Willen fehlt es in Brandenburg an den Voraussetzungen, um moderne Großprojekte wie dieses umzusetzen. Ohne stabile Stromnetze und planungssichere Energiepolitik geraten auch andere IT-Investitionen in Gefahr.
Google bleibt zwar mit gemieteter Infrastruktur in der Region präsent. Doch der Blick richtet sich zunehmend auf Standorte mit effizientem Stromzugang, hoher Netzstabilität und technischer Skalierbarkeit. Brandenburg hingegen droht den Anschluss zu verlieren.
Projektstopp als Warnsignal für die Politik
Die Projektabsage hat Signalwirkung über die Region hinaus. Rechenzentren gelten als Rückgrat der digitalen Wirtschaft. Ihr Ausbau hängt direkt von der Leistungsfähigkeit des Stromnetzes ab. Versäumnisse beim Netzausbau und Unsicherheiten bei der Energieversorgung wirken abschreckend – selbst für finanzstarke Konzerne wie Google.
Bremer bekräftigte dennoch: „Wir bleiben in Berlin-Brandenburg und deutschlandweit durch unsere Cloud-Regionen in Berlin-Brandenburg und Frankfurt sowie unser Rechenzentrum in Hanau engagiert und werden die digitalen Ambitionen Deutschlands auch in Zukunft unterstützen.“ Doch die Prioritäten verschieben sich. Zukunftsprojekte benötigen klare Rahmenbedingungen – Brandenburg konnte sie nicht bieten.
Lesen Sie auch:
- Ostdeutschland droht der Netzkollaps – Strominfrastruktur hinkt Energiewende hinterher
- Energieversorgung für KI-Rechenzentren – Google plant drei eigene Atomkraftwerke
- Nach Oracle und Microsoft plant auch Google seine Rechenzentren mit Atomstrom zu versorgen
- Auftragsflut in Brandenburg stockt – schwaches Stromnetz bremst Boom der Rechenzentren aus