Nach einem soliden Jahresauftakt im Januar hat die deutsche Wirtschaft im Februar einen spürbaren Dämpfer erhalten. Die Produktion in Industrie, Bau und bei den Energieversorgern sank im Vergleich zum Vormonat um 1,3 Prozent. Das Statistische Bundesamt veröffentlichte am Montag die aktuellen Zahlen und bestätigte damit einen deutlichen Rückschritt. Ökonomen hatten mit einem deutlich moderateren Rückgang von 0,8 Prozent gerechnet. Im Jahresvergleich fiel die Produktion sogar um 4,0 Prozent (welt: 08.04.25).
Produktion stagniert trotz positiver Stimmung
Das Bundeswirtschaftsministerium spricht von einer „anhaltenden Seitwärtsbewegung der Industrieproduktion“. Zwar zeigten aktuelle Umfragen eine verbesserte Stimmung innerhalb der Branche, doch bleibe unklar, ob dieser Trend tragfähig sei. Die Aufträge entwickeln sich weiterhin rückläufig, und neue US-Zölle verschärfen die internationale Wettbewerbssituation. Fachleute betrachten die Lage zunehmend kritisch.

„Mit den nunmehr verkündeten US-Zöllen besteht wenig Aussicht auf eine baldige Erholung“, betont Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Gleichzeitig steigt der Druck durch Konkurrenten aus Ländern, die ebenfalls von Handelsbarrieren betroffen sind. Das Umfeld für deutsche Exporteure bleibt herausfordernd.
Rückschläge in zentralen Produktionsbereichen
Im Februar gerieten gleich mehrere Schlüsselbranchen unter Druck. Besonders hart traf es die Nahrungs- und Futtermittelproduktion mit einem Rückgang von 5,3 Prozent. Auch pharmazeutische Erzeugnisse lagen mit minus 4,0 Prozent deutlich unter dem Vormonatswert. Der Bereich chemischer Produkte verzeichnete ein Minus von 1,0 Prozent. Selbst der sonst häufig stabile Fahrzeugbau – etwa bei Zügen und Schiffen – verlor 1,3 Prozent.
Einzelne Sektoren zeigten jedoch positive Entwicklungen. Die Produktion elektrischer Ausrüstungen legte um 3,3 Prozent zu. Auch bei Datenverarbeitungsgeräten sowie optischen Produkten ergab sich ein Zuwachs von 2,6 Prozent. Diese Zuwächse reichen jedoch nicht aus, um die allgemeinen Rückgänge auszugleichen.
Energie und Bau schwächeln parallel zur Industrieproduktion
Die Schwäche zeigt sich nicht nur in der klassischen Industrie. Auch andere wirtschaftlich bedeutende Bereiche verzeichneten Einbußen. Die Energieproduktion sank um 3,3 Prozent, während die Bauproduktion um 3,2 Prozent nachgab. Beide Sektoren leiden unter hohen Kosten, geringerer Nachfrage und politischen Unsicherheiten. Zudem bremsen gestiegene Zinsen neue Investitionen aus.
Insgesamt verstärken sich die strukturellen Herausforderungen. Besonders der Bausektor verliert an Stabilität – ein Bereich, der lange als Konjunkturstütze galt. Auch bei der Energieproduktion fehlen Impulse, um die Verluste auszugleichen.
Globale Risiken treffen deutsche Produktion empfindlich
Die internationale Lage belastet die deutsche Produktion zunehmend. Handelsbarrieren, geopolitische Spannungen und strukturelle Schwächen wirken gleichzeitig auf die Wirtschaft ein. Selbst positive Stimmungsindikatoren können diesen Druck momentan nicht kompensieren. Die Zahlen zeigen, dass der Optimismus in weiten Teilen der Industrie kaum in tatsächliche Produktionserfolge mündet.
Die deutsche Wirtschaft steht damit vor einem tiefgreifenden Anpassungsprozess. Ohne neue Wachstumsimpulse droht eine längere Phase der Stagnation. Die Produktion bleibt ein zentraler Gradmesser für die Stabilität des Standorts – und aktuell fällt die Bilanz ernüchternd aus.
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