Die Idee, Kohlendioxid sicher in unterirdischen Gasspeichern zu lagern, ist umstritten. Die Methode des Carbon Capture and Storage (CCS) sieht vor, das klimaschädliche Gas abzufangen, zu komprimieren und zu verflüssigen, um es dann in geeigneten Lagerstätten zu speichern. Solche Lagerstätten können leergepumpte Gas- oder Ölfelder in tiefen Erdschichten oder Gesteinsformationen unter dem Meeresboden oder an Land sein. In Norwegen treten jetzt Probleme mit Undichtigkeiten auf (reneweconomy: 15.06.23)
CCS-Projekte mit Herausforderungen: Undichtigkeiten und begrenzte Speicherkapazität
Norwegen gilt als Vorreiter in Sachen CCS mit den Speicherstätten Sleipner und Snøhvit. Die norwegische Energiegesellschaft Equinor ASA betreibt diese Anlagen seit vielen Jahren erfolgreich. Dabei wird das Kohlendioxid aus der Erdgasförderung abgefangen, komprimiert und wieder in den Untergrund gepumpt. Dennoch kämpfen beide Projekte zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung mit aktuellen Schwierigkeiten.
Bei der norwegischen CCS-Anlage Sleipner trat ein Problem auf, als das eingeleitete Gas unerwartet 220 Meter vom ursprünglichen Speicherort austrat. Bei Snøhvit, musste der Betreiber nach der Inbetriebnahme, die geschätzte Speicherkapazität von 18 Jahren auf weniger als zwei Jahre korrigieren. Jeder Standort hat seine eigene Geologie, und tektonische Verschiebungen können im Laufe der Zeit zu Veränderungen der unterirdischen Bedingungen führen. Laut der Webseite Renew Economy haben die beiden Anlagen bisher insgesamt 22 Millionen Tonnen CO₂ gespeichert und bewältigen zusammen durchschnittlich 1,8 Millionen Tonnen pro Jahr. Die Herausforderungen einer sicheren Speicherung nehmen exponentiell mit der beabsichtigten Lagerdauer zu.
Überraschende Entdeckungen in norwegischen Speicherstätten
Sleipner und Snøhvit sind als Lagerstätten für Kohlendioxid umfangreich erforscht worden, dennoch traten geologische Aspekte auf, die vor der Injektion des Gases nicht bekannt waren. In Sleipner verhindert eine feste Gesteinsschicht die weitere Verteilung des Kohlendioxids. In Snøhvit stieg der Druck im Gestein innerhalb von nur zwei Jahren nach Beginn der Nutzung der Anlage rapide an. Das Gestein konnte das Kohlendioxid nicht wie in den Planungsstudien erwartet aufnehmen. Beide Projekte verdeutlichen, dass neben weiterer Forschung eine kontinuierliche Überwachung und Notfallpläne bei CCS-Projekten notwendig sind. Selbst nach jahrelangem normalen Betrieb können Speicherstätten unvorhergesehenes Verhalten zeigen. Experten stellen die Frage, ob die technischen Fähigkeiten für eine langfristig sichere Speicherung von Kohlendioxid überhaupt vorhanden sind.
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