Die Papierindustrie kämpft aufgrund einer tiefgehenden Strukturkrise, und infolgedessen häufen sich Werksschließungen, Insolvenzen, Arbeitsplatzverluste und massive Verschiebungen im Markt. Der Papiersektor verlor 2023 rund 14 % der Produktion, da die Menge auf etwa 18,6 Mio. Tonnen sank. Außerdem schrumpfte der Umsatz im Jahr um etwa 27 %, womit der Wert auf rund 15,5 Mrd. Euro fiel.
Insolvenzen greifen tief in den industriellen Kern ein
Die Anzahl operativer Betriebe im deutschen Papier- und Kartonbereich sank auf etwa 142 Werke laut einer aktuellen Übersicht. Einzelne große Standortentscheidungen verdeutlichen die Dimension: Der Konzern UPM Communication Papers kündigte 2025 die Schließung seines Werks in Ettringen an, wodurch allein in Deutschland 314 Arbeitsplätze betroffen waren. Auch ansonsten stehen weitere Fabriken vor einer Aufgabe oder Umstrukturierung, da sich die Kapazitäten laut Branchenbericht um 270.000 Tonnen jährlich reduzieren sollen.

Insolvenzen treten zudem häufiger auf – obgleich exakte Zahlen für die Papierindustrie allein kaum ausgewiesen sind. Der allgemeine Firmen-Insolvenzanstieg in Deutschland verdeutlicht die Lage: Im ersten Halbjahr 2024 wuchs die Zahl der Unternehmenskonkurse um rund 24,9 % gegenüber dem Vorjahr. Der Sektor Papierindustrie zählt wegen seiner energieintensiven Struktur zu den besonders vulnerablen Bereichen.
Arbeitsplatzverluste destabilisieren ganze Regionen
Beschäftigtenzahlen zeigen den Rückgang ziemlich deutlich. Laut dem Leistungsbericht 2025 waren etwa 46.000 Personen in der Papier- und Zellstoffindustrie tätig. In früheren Jahren wurden mehr als 49.000 Beschäftigte ausgewiesen. Damit ergibt sich ein Rückgang von mehreren Tausend Arbeitsplätzen. Ein konkretes Beispiel: Die schon erwähnte Schließung in Ettringen erfasste allein 235 Stellen vor Ort.
Die Zahl der Werke fiel in einer Region (Südwestsachsen) innerhalb von zehn Jahren auf die Hälfte – was ebenfalls auf massive Standortverluste hinweist. Solche Entwicklungen wirken sich nicht nur auf die unmittelbaren Arbeitsplätze aus, sondern auf ganze Wertschöpfungsketten in den betroffenen Regionen.
Stilllegungen markieren den tiefsten Einschnitt der Krise
Der Maschinen- und Werksabbau tritt als zentrales Zeichen der Transformation der Branche auf. Branchenberichte nennen innerhalb der letzten fünf Jahre 25 Papiermaschinen stillgelegt und 16 Werke endgültig geschlossen. Für das Jahr 2024 lagen bereits weitere fünf Maschinenstilllegungen und zwei Werksschließungen auf dem Plan. Diese Zahlen belegen den dynamischen Abbau. Diesen Entwicklungen stehen sinkende Absatzzahlen gegenüber: Der Markt für grafisches Papier verringerte sich drastisch, etwa von 8,6 auf 4,1 Mio. Tonnen von 2015 bis 2024.
Die Kombination aus Produktions- und Absatzrückgang führt bei vielen Unternehmen zur Notwendigkeit, Standorte zu verlagern oder zu schließen – der Abbau vollzieht sich nicht gleichmäßig, sondern konzentriert sich auf Regionen mit hoher Spezialisierung im Print-Sektor.
Perspektiven zwischen Modernisierung und Rationalisierung
Trotz dieser schwierigen Zahlen investiert die Branche in neue Produktionsweisen, etwa in digitale Fertigungslinien, Robotik oder energieeffiziente Verfahren. Doch laut Branchenverband erfordern diese Anpassungen höhere Investitionsvolumen, während gleichzeitig die Ertragslage belastet bleibt.
Politik ist gefordert: Energiepreise, regulatorische Auflagen und Bürokratie behindern die Wettbewerbsfähigkeit der Papierindustrie zunehmend. Ohne politische Entlastungsmaßnahmen drohen weitere Standortverluste und noch stärkere Arbeitsplatzabbau-Wellen. Der Weg zur Transformation erscheint steil, doch für den Verbleib im Markt bleibt kaum eine Alternative. (KOB)
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