Der dänische Offshore-Windkonzern Orsted steckt in einer schweren Krise. Wertverluste, gestiegene Zinsen und Lieferprobleme belasten die Bilanz. Besonders in den USA gerieten Großprojekte ins Wanken. Der einstige Branchenprimus erzielt keine Gewinne mehr. Kurz vor der Präsentation der Jahreszahlen verließ CEO Mads Nipper seinen Posten. Seine Nachfolge tritt Rasmus Errboe an. Die Aktie fiel in sechs Monaten um fast 30 Prozent. Orsted reduzierte seine geplanten Investitionen bis 2030 drastisch. Statt 270 Milliarden DKK sollen nur noch 210 bis 230 Milliarden DKK fließen. Auch das Ziel für die installierte Kapazität wurde gestrichen (handelsblatt: 06.02.25).
Fehlkalkulation in den USA
Die Dänen setzten stark auf den US-Markt. Dort erschweren gestiegene Kosten und politische Unsicherheiten die Expansion. Besonders problematisch ist der Inflation Reduction Act (IRA). Das Subventionspaket der Biden-Regierung lockte zahlreiche Investoren an. Orsted steckte Milliarden in vier Offshore-Windparks. Doch Trumps Ankündigung, Genehmigungen neu zu prüfen, brachte Unsicherheit. Schon vor seinem Amtsantritt kämpften die Projekte mit Verzögerungen. Inflation und steigende Zinsen trieben die Kosten weiter in die Höhe.

Ein Beispiel ist Ocean Wind 1. Ein Zulieferer konnte 2023 die Fundamente nicht pünktlich liefern. Sunrise Wind, ein weiteres Projekt, leidet unter ähnlichen Problemen. Zusätzlich fielen die Steuervergünstigungen durch den IRA geringer aus als erwartet. Allein diese Entwicklung führte zu Abschreibungen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Orsted hält an den Projekten fest, prüft aber den Ausstieg.
Finanzielle Belastung und wachsende Schulden
Steigende Zinsen belasten nicht nur die Offshore-Projekte von Orsted. Auch Windparks an Land geraten unter Druck. Die Nettoverschuldung des Unternehmens stieg um 21 Prozent. Ein windschwaches Jahr drückte zudem den Umsatz um zehn Prozent. Seit drei Jahren verzeichnet Orsted massive Abschreibungen auf das US-Geschäft. Insgesamt summieren sich diese auf 45 Milliarden DKK (sechs Milliarden Euro). Analysten erwarten, dass sich diese Summe auf 50 Milliarden DKK erhöhen könnte, falls Steuervergünstigungen ausbleiben. Die Marktkapitalisierung schrumpfte seit August 2023 um 118 Milliarden DKK (15,8 Milliarden Euro).
Bereits 2023 kündigte Orsted drastische Maßnahmen an. Bis 2025 soll keine Dividende mehr ausgezahlt werden. Zudem wurden Investitionen gekürzt und ein Stellenabbau von bis zu 800 Arbeitsplätzen beschlossen. Am Ende des Jahres verzeichnete das Unternehmen einen Rekordverlust von 2,7 Milliarden Euro.
Hoffnung durch erneuerbare Energien?
Trotz der Krise gibt es auch positive Entwicklungen. Der globale Markt für erneuerbare Energien wächst rasant. Besonders in Deutschland steigt die Nachfrage nach Wind- und Solarparks. Die installierte Leistung an Land erreichte 2024 einen neuen Höchststand. Orsted baut und betreibt weltweit Windkraftanlagen. Das Unternehmen profitiert von der steigenden Nachfrage nach grünem Strom. Besonders die wachsende Bedeutung Künstlicher Intelligenz treibt diesen Markt an.
Der Verkauf von Strom bleibt das Kerngeschäft des Konzerns. Allerdings spielt der Bau neuer Offshore-Windparks eine zunehmend wichtige Rolle. Langfristig könnte Orsted gezwungen sein, sich erneut neu zu erfinden. Windexperte Dirk Briese meint: „Auch das Wachstum für neue Offshore-Windparks ist irgendwann endlich.“
Parallelen zur Vergangenheit
Die jetzige Krise erinnert an frühere Zeiten. Vor 13 Jahren befand sich Orsted bereits in einer ähnlichen Lage. Das Unternehmen hieß damals noch Dong Energy. Der dänische Staat hielt die Mehrheit der Anteile. Bis 2012 war der Konzern stark in Öl und Gas investiert. Doch die Ölpreiskrise brachte ihn an den Rand der Pleite. Gewinne schrumpften, Schulden wuchsen. Anders als die großen Ölkonzerne hatte Dong Energy keine Milliardenreserven.
Ein radikaler Kurswechsel folgte. Der Verkauf der Öl- und Gasgeschäfte brachte frisches Kapital. Der Konzern setzte voll auf erneuerbare Energien. Heute ist Orsted Marktführer im Offshore-Windgeschäft. Doch die aktuellen Probleme zeigen, dass auch erneuerbare Energien nicht risikofrei sind. Die Zukunft des Unternehmens hängt nun von den richtigen strategischen Entscheidungen ab.
Lesen Sie auch:
- Orsted stoppt Bau der Methanolfabrik in Nordschweden
- Weltgrößter Windparkbetreiber Orsted muss über eine halbe Milliarde Euro Verlust abschreiben
- Offshore-Windenergie vor dem Aus? Orsted legt zwei Großprojekte in den USA auf Eis
- TotalEnergies stoppt Offshore-Windkraftprojekte in den USA




