Orsted stoppt Bau der Methanolfabrik in Nordschweden

Der dänische Energiekonzern Orsted hat überraschend den Bau seiner Fabrik für synthetisches Methanol gestoppt. Die Anlage sollte in Nordschweden entstehen und ab dem kommenden Jahr 55.000 Tonnen E-Methanol pro Jahr produzieren. Doch kurz vor der Fertigstellung des Projekts wurde der Bau abrupt eingestellt. Der Grund: Die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens hat sich drastisch verschlechtert. Orsted plante, grünes Methanol insbesondere für die Schifffahrt und die Industrie herzustellen, doch nun hat das Management das Vorhaben vollständig aufgegeben (edison.media: 16.08.24).


Herausforderungen und steigende Kosten

Das Werk in Örnsköldsvik, Schweden, sollte auf der Basis von grünem Wasserstoff und biogenem Kohlendioxid betrieben werden. Die notwendigen Rohstoffe sollten aus einem benachbarten Biomasse-Kraftwerk stammen, das den Prozess mit Dampf, Wasser und Kohlendioxid versorgt hätte. Das ambitionierte Vorhaben war das erste Power-to-X-Projekt im kommerziellen Maßstab für Orsted und hätte das größte seiner Art in Europa sein sollen.

Orsted stoppt Bau von Fabrik für synthetisches Methanol in Schweden. Wirtschaftlichkeit des Vorhabens nicht mehr gegeben
Orsted stoppt Bau von Fabrik für synthetisches Methanol in Schweden. Wirtschaftlichkeit des Vorhabens nicht mehr gegeben
Bild: KI-generiert

Jedoch gab es bereits frühzeitig Warnsignale, dass die Nachfrage nach E-Methanol hinter den Erwartungen zurückblieb. Das führte zu einem erheblichen Anstieg der Produktionskosten, ohne dass ausreichend Abnehmer für das teure Methanol gefunden wurden. Orsted musste daher Abschreibungen in Höhe von 201 Millionen Euro vornehmen, was die aktuelle Halbjahresbilanz des Unternehmens negativ beeinflusst. Der Rückzug von diesem Projekt bedeutet auch das Ende der Zusammenarbeit mit Partnern wie Uniper, die ebenfalls Interesse am E-Fuel-Geschäft hatten.

Preis und Marktakzeptanz

Die geringe Akzeptanz des Marktes und die steigenden Projektkosten waren ausschlaggebend für das Scheitern. Reedereien, die potenzielle Hauptabnehmer des E-Methanols gewesen wären, zögerten, sich auf langfristige Verträge einzulassen. Der Preisunterschied zu konventionellen Schiffskraftstoffen wie Heizöl ist erheblich. Während fossiles Methanol bei etwa 18,01 Dollar pro Gigajoule liegt, wäre E-Methanol voraussichtlich zwei- bis fünfmal so teuer gewesen. Olivia Breese, verantwortlich für das Wasserstoff- und E-Fuel-Geschäft bei Ørsted, äußerte sich dazu: „Die Branche sieht sich mit einer erheblichen Kostenlücke zwischen E-Fuels und fossilen Brennstoffen konfrontiert.“

Diese Preisproblematik und der mangelnde Anreiz, auf teurere, aber umweltfreundliche Alternativen umzusteigen, haben das Projekt letztlich zum Scheitern gebracht. Zudem stehen Alternativen wie Flüssiggas (LNG) weiterhin als attraktivere Optionen zur Verfügung, da sie wirtschaftlich wettbewerbsfähiger sind.


Regulatorische Hürden und Zukunftsperspektiven

Ein weiterer Faktor, der das Projekt behindert hat, sind die unzureichenden regulatorischen Anreize innerhalb der Europäischen Union. Trotz bestehender EU-Regelungen bieten die kurz- und mittelfristigen Anforderungen keine ausreichende Motivation, um eine Umstellung auf E-Fuels zu fördern. Unterquoten und Treibhausgasreduzierungsanforderungen reichen nicht aus, um den notwendigen Marktdruck zu erzeugen.

Orsted hatte ursprünglich darauf gehofft, dass das EU-Paket „Fit for 55“ in Verbindung mit dem steigenden Dekarbonisierungsdruck in der Industrie die Nachfrage nach synthetischen Kraftstoffen ankurbeln würde. Trotz des Rückschlags glaubt das Management weiterhin an das langfristige Potenzial des Marktes für dekarbonisierte synthetische Kraftstoffe. Doch der abrupte Stopp des „FlagshipONE“-Projekts zeigt deutlich, wie schwierig es aktuell ist, diese Technologie wirtschaftlich tragfähig zu machen.

Das Ende des Projekts „FlagshipONE“ wirft die Frage auf, wie sich die Branche in den kommenden Jahren entwickeln wird, insbesondere angesichts der weiterhin bestehenden Herausforderungen in Bezug auf Kosten und Marktnachfrage. Es bleibt abzuwarten, ob andere Projekte erfolgreich umgesetzt werden können oder ob auch diese an ähnlichen Hürden scheitern werden.

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