Zur Sicherung unserer Lebensmittelversorgung brauchen die Landwirte Dünger. Zur Herstellung der in der Landwirtschaft eingesetzten Dünger benötigt die Düngemittelindustrie Ammoniak. Ammoniak wird aus Gas gewonnen und Erdgas ist gerade knapp und teuer. Damit setzt eine Kettenreaktion ein, die fatale Folgen in der Versorgung mit Nahrungsmitteln haben kann. Trotzdem will Landwirtschaftsminister Özdemir Brachflächen nicht für Lebensmittelproduktion freigeben.
Geringere Erträge aufgrund Knappheit an Dünger befürchtet
In ganz Europa leiden die Landwirte unter einer gewaltigen Kostenexplosion. Dünger, Treibstoff und Futtermittel haben sich extrem verteuert. Die Preise für Dünger sind aufgrund der gestiegenen Gaspreise bereits vor dem Ukrainekrieg kräftig gestiegen. Mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine sind sie allerdings geradezu explodiert. Dies hat dazu geführt, dass die Landwirte für die laufende Saison weniger Dünger kaufen, denn sie sind nicht überzeugt, dass die hohen Getreidepreise auf Dauer halten werden. Deshalb reduzieren viele Landwirte ihre Ausbringungsmengen von Dünger bereits. Dies wird unweigerlich zu einer Reduzierung der Erträge führen.
EU gibt Brachflächen zum Anbau von Getreide frei
Mittlerweile hat auch die EU erkannt, dass dies zu einem Problem in der weltweiten Nahrungsmittelversorgung führen kann. Deshalb hat die EU-Kommission Bauern erlaubt, für Umweltschutz vorgesehene Brachflächen in Europa zur Produktion zu nutzen. Damit will die EU vor allem verhindern, dass es insbesondere durch den Ausfall russischer und ukrainischer Getreidelieferungen in der Dritten Welt zu einer Hungersnot führen kann. Die beiden Länder produzieren immerhin 34 Prozent des weltweiten Getreidebedarfs. Hauptabnehmer sind Länder wie der Jemen, Bangladesch, Pakistan, Sudan und Nigeria, in der die Versorgung mit Lebensmitteln immer wieder kritisch ist.
Özdemir will Brachflächen für deutsche Landwirte nicht freigeben
Dieser Beschluss der EU wird allerdings von Umweltschützern kritisiert. Sie wollen deshalb weniger Flächen für die Tierfutterproduktion erlauben und diese dann für die Lebensmittelproduktion nutzen. Deshalb lehnt der Landwirtschaftsminister Cem Özdemir die Freigabe von Brachflächen für deutsche Landwirte ab und will die neu geschaffene Option im EU-Recht nicht umsetzen. Nach Ansicht des Ministers drohe in Deutschland keine Hungersnot. Dass dies in einigen afrikanischen und asiatischen Ländern aber durch den Ausfall ukrainischer und russischer Lieferungen durchaus der Fall sein könnte, kann ihn nicht umstimmen.
Umwelt- und Artenschutz für Özdemir wichtiger als Lebensmittelversorgung
Özdemir hält den Vorschlag der Europäischen Kommission, die Produktion auf ökologischen Vorrangflächen insgesamt sowie die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zuzulassen, kritisch bezüglich Umwelt- und Klimaschutz. Die Bekämpfung von Klimakrise und Artensterben erlaube es nach Angaben aus seinem Ministerium auch trotz Ukrainekrieg keinen Aufschub. Den entsprechenden Einnahmeausfall will der Landwirtschaftsminister den Landwirten mit Mitteln des EU-Hilfspakets kompensieren. Für Deutschland sind dafür 60 Millionen Euro vorgesehen. Diese Summe will Özdemir aus dem eigenen Haushalt auf 180 Millionen Euro aufstocken.