Die österreichische Post steht im Winter vor einem unerwarteten Problem: Um ihre Zustelltouren zu schaffen, müssen Zusteller die Heizungen in den Elektrofahrzeugen abschalten. Besonders in der Steiermark sorgt diese Maßnahme für Unmut und belastet die Mitarbeiter erheblich. Die E-Autos, auf die die Postflotte umgestellt wurde, stoßen in der Praxis an ihre Grenzen – und das auf Kosten der Arbeitsbedingungen (heute: 04.12.24).
E-Fahrzeuge scheitern an der Winterrealität
Ältere Elektroautos der Post, die seit sechs bis sieben Jahren im Einsatz sind, schaffen die für Posttouren üblichen 20 bis 120 Kilometer oft nicht mehr. Kalte Temperaturen beeinträchtigen die Batterieleistung zusätzlich, sodass Fahrer gezwungen sind, entweder ohne Heizung zu fahren oder zusätzliche Ladestopps einzulegen. Beide Optionen bedeuten Stress und Verzögerungen, besonders während der intensiven Weihnachtszeit. Postgewerkschafter Franz Doppelhofer beschreibt die Situation als „erheblichen Mehraufwand“ für die betroffenen Zusteller.
Ein sofortiger Austausch dieser Fahrzeuge ist derzeit nicht möglich, da alle verfügbaren Fahrzeuge im Einsatz sind. Übergangslösungen wie eine optimierte Verteilung der Fahrzeuge helfen nur eingeschränkt.
Größte E-Flotte des Landes mit Schwächen
Mit über 5.000 Elektrofahrzeugen betreibt die Post die größte E-Flotte Österreichs. Jährlich werden etwa 1.000 neue Fahrzeuge angeschafft, und zweistellige Millionenbeträge fließen in diese Transformation. Doch die älteren Modelle, die noch immer einen großen Teil des Fuhrparks ausmachen, erfüllen die Anforderungen nicht mehr. Laut Post-Pressesprecher Markus Leitgeb sind die neuesten Fahrzeuge zwar leistungsfähiger, doch der Bedarf an einer schnelleren Modernisierung bleibt offensichtlich.
Die ehrgeizigen Ziele der Post, CO₂-neutral zuzustellen, geraten durch die realen Herausforderungen unter Druck. Die Umstellung auf Elektromobilität zeigt, dass technische Fortschritte allein nicht ausreichen, um den komplexen Anforderungen des Alltags gerecht zu werden.
Scharfe Kritik an den Arbeitsbedingungen
Die Arbeitsbedingungen der Zusteller stehen massiv in der Kritik. FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker spricht von einer „untragbaren“ Situation, die die Gesundheit der Mitarbeiter gefährdet. Er bezeichnet die Maßnahmen der Regierung als „sturen grünen Klimakommunismus“ und fordert mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer. Es sei unverständlich, dass Mitarbeiter im Winter auf die Heizung verzichten müssen, nur um ideologische Ziele zu erfüllen.
Diese Kritik zeigt, wie sehr die Realität hinter den ambitionierten Klimazielen zurückbleibt. Die Belastungen für die Mitarbeiter machen deutlich, dass ein nachhaltiger Wandel auch soziale Aspekte berücksichtigen muss.
Nachhaltigkeit braucht bessere Lösungen
Die Umstellung auf CO₂-neutrale Zustellung ist ein wichtiger Schritt im Klimaschutz. Doch die aktuellen Probleme bei der österreichischen Post zeigen, dass Nachhaltigkeit und Mitarbeiterzufriedenheit Hand in Hand gehen müssen. Eine schnellere Modernisierung der Fahrzeugflotte und eine realistische Einsatzplanung sind unverzichtbar, um solche Winterprobleme in Zukunft zu verhindern. Die Gesundheit und Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter dürfen dabei nicht vernachlässigt werden.
Lesen Sie auch:
- Streetscooter – E.Volution verlagert Produktion von Düren nach Thailand
- Zu geringe Reichweite im Winter – Hamburgs erster Bürgermeister gibt Elektroauto zurück
- Reichweite von Elektroautos oft viel niedriger als von Herstellern angegeben