Das ambitionierte Projekt zur Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs mit Oberleitungs-LKW endet nach fünf Jahren mit ernüchternden Ergebnissen. Trotz Investitionen von insgesamt rund 50 Millionen Euro, die sich aus 25 Millionen Euro für den Aufbau der Teststrecken und weiteren 25 Millionen Euro für Wartung und Instandhaltung zusammensetzen, zeigt sich: Die Technologie ist weder wirtschaftlich tragfähig noch praxistauglich.
Abschaltung der Oberleitungen auf den Teststrecken
Die Teststrecken auf der A5 bei Frankfurt, der A1 in Schleswig-Holstein und der B462 in Baden-Württemberg wurden stillgelegt. Die insgesamt 25 Kilometer lange Infrastruktur, die mit erheblichen finanziellen Mitteln aufgebaut wurde, bleibt ungenutzt. Ziel des Projekts war es, einen Beitrag zur Erreichung deutscher Klimaziele zu leisten. Doch die Ergebnisse sprechen eine andere Sprache. Hybrid-LKW mussten nach wenigen Kilometern wieder auf Dieselbetrieb umschalten, da die Batteriekapazität unzureichend blieb. Ein durchschlagender Erfolg sieht anders aus (focus: 15.01.25).
Fragwürdige Technologie und unrealistische Erwartungen
Von Beginn an gab es Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Konzepts. Branchenexperten und Spediteure äußerten frühzeitig Kritik, die sich nun bewahrheitet. Die Kosten der Technologie übersteigen den Nutzen bei weitem. Hybrid-LKW sind etwa 30 Prozent teurer als herkömmliche Modelle. Zudem erfordert der Betrieb ein komplexes Zusammenspiel von Sensorik und Infrastruktur, das den Alltag für Spediteure eher erschwert.
Der Betrieb der Stromabnehmer, die automatisch Kontakt zur Oberleitung herstellen, funktioniert zwar technisch, ist aber mit hohen Wartungsanforderungen verbunden. Außerdem bleibt der Nutzen begrenzt, da die Reichweite der Fahrzeuge jenseits der elektrifizierten Strecken nicht ausreicht. Solche Einschränkungen machen die Technologie im Vergleich zu Alternativen wie rein elektrischen oder wasserstoffbetriebenen LKW kaum wettbewerbsfähig.
Kostenexplosion ohne klare Perspektive
Allein der Aufbau der Teststrecken kostete das Wirtschaftsministerium 25 Millionen Euro. Rechnet man Wartung und Instandhaltung hinzu, steigen die Gesamtkosten laut dem Bund der Steuerzahler auf das Doppelte. Und die Rechnung könnte noch höher ausfallen: Sollte die finale Bewertung der TU Darmstadt negativ ausfallen, drohen weitere Millionen für den Abbau der Anlagen. Die Sinnhaftigkeit dieser Investitionen steht mehr denn je infrage.
Verfehlte Klimaziele und realitätsferne Planung
Die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs wird oft als Lösung für den Klimaschutz gepriesen. Doch der Feldversuch zeigt, dass Oberleitungs-LKW weder effizient noch nachhaltig sind. Trotz aller Bemühungen verursachen Lastwagen weiterhin ein Drittel der Emissionen im Straßenverkehr. Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität hatte einst empfohlen, bis 2030 rund 4000 Kilometer Straßennetz zu elektrifizieren. Angesichts der ernüchternden Testergebnisse erscheint dieses Ziel unrealistisch.
Stattdessen könnte die Förderung alternativer Technologien wie Wasserstoffantriebe oder batteriebetriebene LKW zielführender sein. Das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung sieht zwar Potenzial in der Elektrifizierung schwerer Nutzfahrzeuge, doch der Ansatz über Oberleitungen zeigt gravierende Schwächen.
Ein teurer Irrweg
Das Oberleitungsprojekt hat sich als teurer Fehlschlag entpuppt. Während die Politik ambitionierte Klimaziele verfolgt, zeigt dieses Experiment, wie realitätsferne Planung zu ineffizientem Mitteleinsatz führt. Die abschließende Bewertung durch die TU Darmstadt wird zwar erwartet, doch die bisherigen Ergebnisse lassen wenig Raum für Optimismus. Es bleibt fraglich, warum weiterhin in eine Technologie investiert wird, die weder wirtschaftlich noch ökologisch überzeugt.
Lesen Sie auch:
- Ende eines teuren Experiments – das Scheitern der Oberleitungslastwagen im Murgtal
- Oberleitung-LKW – Teurer Irrweg auf Deutschlands Autobahnen
- E-Autobahn auf der A1 gescheitert – Millionenprojekt wird zurückgebaut
- Sinnlose Subventionen -Steuerzahlerbund fordert sofortigen Subventionsstopp für Wasserstoffautos