Der amerikanische Nobelpreisträger Joseph Stiglitz fordert die Bundesregierung zu einem Umdenken in der aktuellen Energiepolitik auf (Welt: 25.08.22). In der akuten Energiekrise müsse Deutschland sämtliche Reserven mobilisieren, um Versorgungsengpässe abzuwenden. Die Regierung müsse jetzt pragmatische Entscheidungen treffen und nicht länger so halbherzige handeln wie die letzten Monaten.
Regierung sollte pragmatisch handeln und Vorbehalte über Bord werfen
Laut Nobelpreisträger Stigliz reiche es absolut nicht aus, Milliarden in Energiealternativen zu investieren, um die bereits bestehenden Probleme bei der Energieversorgung zu lösen. Die Regierung müsse jetzt pragmatisch handeln und kurzfristig ihre Vorbehalte gegenüber Atomkraft und der Fracking-Technologie über Bord zu werfen.
„Das Gute am Fracking ist, dass es eine kurzfristige Maßnahme ist, die man aufsetzen kann und genauso schnell wieder beenden kann“, sagte Stiglitz. Weiter äußerte sich Stigliz zur Atomenergie: „Ich bin kein Fan dieser Technologie, aber wenn man die Atomkraftwerke länger laufen lassen oder sogar die abgeschalteten Kraftwerke zurückholen kann und die Sicherheit trotzdem gewährleistet ist, dann ist es absolut sinnvoll, das jetzt zu tun.“
Regierung muss alle Möglichkeiten ausschöpfen
Mit seinem Rat an die Bundesregierung hat der bekannte US-Ökonom Joseph Stiglitz eine pragmatische Energiepolitik in Deutschland angemahnt. Es gelte dabei alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um die Versorgungssicherheit wieder herzustellen. „Im Krieg muss man pragmatisch sein. Jetzt ist nicht die Zeit für halbherzige Maßnahmen“. Laut Stiglitz hätte Europa dies schon vor Monaten erkennen und entsprechen handeln müssen. Noch sei es nicht zu spät, die Weichen umzustellen. Aber man müsse jetzt wirklich alles in Betracht ziehen, um die Engpässe so schnell wie möglich zu beseitigen.
Stiglitz hat 2001 für seine Arbeiten über das Verhältnis von Information und Märkten den Nobelpreis erhalten. Der Wirtschaftswissenschaftler hat bereits im Jahr 2006 die Bundesregierung gewarnt, dass es dumm sei, sich auf Gas aus Russland zu verlassen, weil Russland kein verlässlicher Partner sei. Eine Antwort von der damaligen Kanzlerin Angela Merkel habe er allerdings nie erhalten, obwohl er nach eigener Aussage den Aufsatz damals wirklich sehr klar formuliert hätte.
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