Deutschlands Maschinenbau, einst das Aushängeschild der deutschen Industrie, steckt in einer tiefen Abwärtsspirale, die mehr als nur eine vorübergehende Krise ist. Über eine Million Arbeitsplätze hängen direkt an dieser Branche, die zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des Landes gehört und nach der Automobilindustrie auf Platz zwei der deutschen Industrie rangiert. Die aktuellen Zahlen zeichnen ein desaströses Bild, und die Prognosen lassen kaum Hoffnung auf Besserung zu. Was früher als temporäre Schwäche abgetan wurde, droht sich nun zu einer ausgewachsenen Katastrophe zu entwickeln (welt: 17.12.24).
Dramatische Produktionsrückgänge
In den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 verzeichnete der deutsche Maschinenbau einen Produktionsrückgang von 6,8 Prozent. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) sah sich gezwungen, seine Prognose für das Gesamtjahr von einem Rückgang von vier Prozent auf minus acht Prozent zu korrigieren.
Solche Zahlen sind alarmierend und verdeutlichen, wie ernst die Lage ist. Zum Vergleich: Die Kapazitätsauslastung fiel von 88,8 Prozent im Vorjahr auf nur noch 79,4 Prozent.
Globale Unsicherheiten belasten die Branche
Mehrere Faktoren tragen zu diesem dramatischen Abschwung bei. Einerseits verunsichern globale geopolitische Spannungen, wie Handelskonflikte, Kriege und unklare wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen in Europa, die Industrie massiv. Hinzu kommt die anhaltende Inflation, die die Produktionskosten steigen lässt und somit Investitionsentscheidungen hemmt. Die Nachfrage, insbesondere aus wichtigen Exportmärkten wie China und anderen Teilen Europas, ist spürbar eingebrochen.
Kurzarbeit und Arbeitszeitkürzungen
Die schwache Nachfrage zwingt viele Unternehmen dazu, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Kurzarbeit und Arbeitszeitkürzungen sind inzwischen an der Tagesordnung. Ein prominentes Beispiel ist der Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf, der angekündigt hat, die Arbeitszeit und die Gehaltzahlungen ab September 2024 um zehn Prozent zu reduzieren. Solche Maßnahmen verdeutlichen, wie akut die Lage ist und wie sehr die Unternehmen unter Druck stehen.
Kein Licht am Ende des Tunnels
Auch die Aussichten für 2025 sind düster. Der VDMA prognostiziert für das kommende Jahr einen weiteren Produktionsrückgang von zwei Prozent. Damit wäre der Maschinenbau in einer langfristigen Abwärtsspirale gefangen, die ohne Gegenmaßnahmen kaum aufzuhalten ist. Folglich schlagen die Industrieverbände Alarm: Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit als Industriestandort ist ernsthaft gefährdet.
Personalprobleme verschärfen die Situation
Als wären die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht schon schwierig genug, verschärft der Fachkräftemangel die Krise weiter. Viele Unternehmen kämpfen darum, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und zu halten. Ohne ausreichend Fachpersonal droht der Maschinenbau seine Innovationsfähigkeit zu verlieren. Langfristig könnte dies die Branche noch tiefer in die Krise stürzen.
Forderungen an die Politik
Die Branche sieht sich mit strukturellen Herausforderungen konfrontiert, die nur mit politischen Reformen zu bewältigen sind. Der VDMA fordert deshalb ein wettbewerbsfähiges Steuersystem, eine moderne Infrastruktur und einen flexibleren Arbeitsmarkt. Ohne solche Maßnahmen droht Deutschland, seine Maschinenbauindustrie zu verlieren – eine Entwicklung, die kaum zu kompensieren wäre.
Jetzt ist schnelles Handeln gefragt
Der deutsche Maschinenbau steht am Scheideweg. Was einst als temporäre Krise betrachtet wurde, droht nun zur Katastrophe zu werden. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache, und die Ursachen sind vielschichtig. Ohne schnelle und konsequente Maßnahmen könnte Deutschlands Vorzeigebranche dauerhaft an Wettbewerbsfähigkeit verlieren – mit dramatischen Folgen für die gesamte Wirtschaft. Deshalb ist jetzt die Zeit zum Handeln, bevor es zu spät ist.
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