LNG-Terminal Wilhelmshaven – ein schleichender Chemieunfall

Gerade wurde der Anleger für das erste schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven fertiggestellt. Erste Tanker sollen dann im Januar dort anlegen (NDR:16.11.22). Das Flüssiggas wird dort über ein Spezialschiff, der Höegh Esperanza, wieder in den gasförmigen Zustand versetzt und in das deutsche Gasnetz eingespeist. Doch die Höeg Esperanza war nur verfügbar, weil australische Behörden den Betrieb dort verboten haben. Grund für das Verbot war eine viel zu hohe Umweltbelastung, denn das schwimmende Terminal leitet bei der Umwandlung des Flüssiggases Chlor ins Meerwasser (Blackout-News: 16.10.22)


Chlor-Ausstoß in Wilhelmshaven doppelt so hoch wie von australischen Behörden als umweltschädlich eingestuft

Der Betreiber der Höegh Esperanza ist der Energiekonzern Uniper. Dieser schreibt in einer Mitteilung: „LNG-Tanker aller Größen werden die Anlage unabhängig von den Gezeiten und im Einklang mit höchsten internationalen Sicherheitsstandards anlaufen können“. Allerdings ist der Betrieb des Terminals nicht so unproblematisch, wie Uniper dies darstellt, denn der Chlor-Ausstoß liegt laut Antragsunterlagen bei 0,2 Milligramm Chlor pro Liter Wasser. Der Wert ist doppelt so hoch als der in Australien als viel zu hoch angesehene Wert.

Chlor-Ausstoß in Wilhelmshaven doppelt so hoch wie von australischen Behörden als umweltschädlich eingestuft
Chlor-Ausstoß in Wilhelmshaven doppelt so hoch wie von australischen Behörden als umweltschädlich eingestuft
Bild: Ken Hodge, CC BY 2.0, via Wikimedia Commons

Chlorverbindungen gefährlich für das Ökosystem

Sascha Müller-Kraenner, von der Deutschen Umwelthilfe warnt: „In Wilhelmshaven und an den übrigen LNG-Standorten droht ein schleichender Chemieunfall“ (Stern: 27.10.22). Das Chlor wird eingesetzt, um die Regasifizierungsanlage von Muscheln und Seepocken freizuhalten. Dabei werden jährlich 178 Millionen Kubikmeter mit Chlor versetztes Wasser ins Meer gelangen und den Lebensraum Wattenmeer massiv gefährden. Imke Zwoch vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) erklärt die Auswirkungen: „Es geht nicht nur um Chlor, sondern um 20, 30 verschiedene Verbindungen, die daraus entstehen können, vor allem Brom-haltige Verbindungen“.

„Brom ist ein Nervengift und wenn das in die Nahrungskette gelangt über die Krabben- und Fischlaichgebiete, dann haben wir hier ein großes Problem in der Zukunft“, erläutert der Lokalpolitiker Dieter Schäfermeier.


Meerwasser wird sieben Grad kälter

Schäfermeier sieht auch die Regasifizierung kritisch. Das auf minus 162 Grad heruntergekühlte Flüssiggas wird mit Meereswasser erwärmt, wobei das Wasser sieben Grad kälter wieder ins Meer zurückfließt. Dadurch würden über mehrere Quadratkilometer große Wolken absinken. Die entsprechenden Folgen wären bis heute noch vollkommen unklar. „Das hätte viel genauer untersucht werden müssen“, klagt Schäfermeier

300 Einwendungen gegen Betrieb der Höegh Esparanza eingereicht

Das LNG-Terminal in Wilhelmshaven profitiert von verschiedenen Ausnahmeregelungen, die im LNG-Beschleunigungsgesetz formuliert wurden. Dabei wurde eine Umweltverträglichkeitsprüfung, wie bei solchen Bauvorhaben eigentlich üblich, einfach gestrichen. Mittlerweile haben Naturschützer beim Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) rund 300 Einwendungen eingereicht.

Höegh Esparanza war das einzige Schiff, welches am Markt verfügbar war

Laut Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) würden die Behörden strengstens auf die Einhaltung unserer hohen deutschen Umweltstandards achten. Einen Vergleich mit dem australischen Standort bewertet er als unseriös. Die Höegh Esparanza ist bei der Umweltprüfung der australischen Behörden im Bundessaat Victoria durchgefallen und deren Betrieb an der Küste deshalb verboten worden. Die Höegh Esparanza ist laut Lies das einzige Schiff, welches am Markt verfügbar war und gechartert werden konnte. Zur Sicherung der Energieversorgung gäbe es auch keine andere Wahl als die „Höegh Esperanza“ einzusetzen. Damit ginge auch kein Weg am Einsatz von Chlor vorbei. 

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